Witten. Das letzte Würstchen gab es am Sonntag bei der Abschlussparty in Witten-Annen. Das Ende der Freibadsaison hat diesmal weitreichende Folgen.

Mit dem Ende der Freibadsaison kündigen sich seit Montag harte Zeiten für Schwimmerinnen und Schwimmer in Witten an. Denn erstmals sind nun beide Bäder in Annen dicht - sowohl das Freibad als auch das Hallenbad, das neu gebaut wird. Es kommt also nicht zu dem gewohnten jahreszeitlich bedingten Wechsel: Schließt das Freibad an der Herdecker Straße, öffnet das Hallenbad an der Märkischen. Für den Schwimmsport bedeutet das für mindestens drei Jahre eine Halbierung der Wasserfläche. Wie kommen damit Öffentlichkeit und Vereine klar?

Ironisch könnte man sagen: Gar nicht. Denn wenn aus 500 m² Wasserfläche plötzlich 250m² werden, muss zwangsläufig fast jeder Verein auf Trainingszeiten und Bahnen verzichten. Am stärksten dürfte Wittens größte Schwimmabteilung betroffen sein, die der Sportunion Annen (SUA).

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„Es ist utopisch zu glauben, dass wir das nur ansatzweise hinbekommen“, sagt Dagmar Kuhlmann, Abteilungsleiterin der über 300 Mitglieder starken SUA-Schwimmabteilung, gefragt nach einer Ersatzlösung während der kommenden drei Jahre. Zum einen sind da die langen Wege: Wie sollen Kinder beziehungsweise Eltern, die nicht motorisiert sind, ins entfernte Vormholz kommen? Und zum anderen sind da natürlich auch die anderen Vereine, mit denen man sich künftig das einzig verbliebene Hallenbad in Herbede teilen muss.

Stand der Sportunion in Annen zumindest am Abend oft das ganze Bad an der Märkischen Straße mit seinen vier Bahnen zur Verfügung, muss sie sich dasselbe Angebot nun mit etwa sechs Vereinen in Vormholz teilen. Alle Klubs und der Stadtsportbund (SSV) haben sich an einen Tisch gesetzt und ein Konzept erarbeitet, wie es provisorisch gehen kann. Das bedeutet in jedem Falle Verzicht beziehungsweise parallele Trainingszeiten.

Wittener Schwimmabteilungsleiterin: „Teilweise haben wir jetzt nur noch eine Bahn“

„Teilweise haben wir jetzt nur noch eine Bahn“, sagt Kuhlmann, die sich seit 35 Jahren ehrenamtlich bei der SUA um den Schwimmsport kümmert. „Für die Kinder können wir einiges in den Lehrschwimmbecken abdecken. Das läuft eigentlich normal weiter“, erklärt die 70-Jährige. Dorthin weichen auch die Senioren aus, etwa mit Aquajogging oder dem „Masterschwimmen“.

Jugendliche, die zweimal die Woche trainieren, „versuchen wir, auf Zeiten und Bahnen in Vormholz zu verteilen“, so Kuhlmann. „Wir müssen in jedem Falle enger zusammenrücken.“ Um die leistungsstärkste Gruppe nicht zu verlieren, die dieses Jahr noch bei den deutschen Jahrgangsmeisterschaften in Berlin mitschwamm, wird die A-Mannschaft nach Bochum ausgelagert. Bis zum letzten Wochenende konnte man die zwölf- bis zwanzigjährigen Talente noch regelmäßig abends beim Training im Freibad bewundern.

Das Hallenbad in Witten-Annen ist schon seit Mai dicht. Es wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Das Hallenbad in Witten-Annen ist schon seit Mai dicht. Es wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. © WAZ FotoPool / Olaf Ziegler | Olaf Ziegler / LICHTBLICK

Versuche des PV Triathlon TG Witten, eines anderen großen Wittener Vereins, Schwimmzeiten in Bochum oder Hagen zu buchen, schlugen dagegen fehl. Die Wittener Vereine sind also um so mehr darauf angewiesen, sich gegenseitig zu unterstützen. „Wir hätten es sehr begrüßt, wenn das neue Bad parallel zum alten gebaut wird“, sagt PV-Geschäftsführer Andreas Knoblauch. Also so, wie es bei der neuen Ruhrbrücke in Herbede geplant ist. Doch in Annen läuft es anders: erst Abriss, dann Neubau. „Das betrifft ja nicht nur die Vereine, sondern auch die Öffentlichkeit“, sagt der 56-Jährige.

Allerdings werden die Besucherzeiten in Vormholz zugunsten der Vereine nicht weiter eingeschränkt, wie die Stadtwerke betonen, die die Bäder in Witten betreiben. „Das Hallenbad bleibt täglich geöffnet“, sagt Vize-Bäderchef Lars Glörfeld. Die Vereine hätten mit dem SSV die „aktuell bestmögliche Lösungen gefunden, so dass fast alle Vereine unterkommen können“. Allerdings, das sagt auch Glörfeld, „werden die Vereinszeiten unterm Strich weniger“.

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Künftig trainieren jetzt teilweise drei Vereine parallel in Herbede, meist abends, wenn die Schulen oder anderen Gäste raus sind. Die Belegung der Schulen erfolgt über das Schulamt, alle fünf Werktage werden dafür genutzt. Aus Annen wechseln jetzt AMG, Adolf Reichwein und Holzkamp nach Herbede. Die Grundschulen sind nicht direkt betroffen, sie bleiben in den Lehrschwimmbecken.

Schwimmkurse der Vereine finden weiterhin in den Lehrschwimmbecken statt. Der DLRG wurde für ihre Kinderschwimmkurse das Lehrschwimmbecken der Pferdebachschule zur Verfügung gestellt. „Das passt aktuell. Nur die Rettungsschwimmerausbildung kann dort nicht stattfinden, weil die Wassertiefe nicht reicht“, sagt DLRG-Sprecherin Vanessa Vogel (30). Kinder, die ihr Schwimmabzeichen in Silber machen, müssen sich für den Sprung vom Drei-Meter-Brett und das Tieftauchen (zwei Meter) ein anderes Becken suchen. Ansonsten sitzt aber niemand ganz auf dem Trocknen.

Für das Hallenbad in Herbede, Vormholzer Ring 58, gelten weiterhin folgende Öffnungszeiten: mo 6.30-21.30 Uhr, di/mi/fr 6.30-8 Uhr und 13.30-17 Uhr, do 13.30-17 Uhr, sa/so 8-18 Uhr. Eintritt: Erwachsene vier, Kinder 2,50 Euro. Kassenschluss ist jeweils 45 Minuten vor Schließung des Bads. Das Wasser muss man 15 Minuten vor Schluss verlassen.