Witten. Wut-Kreuzung, Wirrwarr-Kreuzung: Das sieht für Radfahrer oft kompliziert aus. Zwei junge Wittener wissen, wie man‘s richtig macht. Die Anleitung.

Karla Krekeler (12) und Josua Redecker (10) sind fast täglich mit dem Rad auf den Wittener Straßen unterwegs. Sie fahren damit ab Mittwoch wieder zur Schule und sonst zum Fußball oder Treffen mit Freunden. Zuletzt waren sie sogar als „Filmstars“ für die neuen ADFC-Videoclips tätig. Darin geht es um das richtige Verhalten von Schulkindern an diesen Verkehrsschwerpunkten. Die Kinder meistern die fünf großen Kreuzungen in der Stadt inzwischen beinahe im Schlaf. ADFC, das ist der Allgemeine Deutsche Fahrradclub.

„Wenn man weiß, wie es geht, ist das leicht“, sagt Karla aus Rüdinghausen. Aber genau das ist erst einmal der Knackpunkt. Denn die vielen Markierungen, die roten Streifen oder weißen Linien können durchaus für Verwirrung sorgen, wenn man den Weg nicht so häufig fährt. Und weil Angst ein schlechter Begleiter ist, macht es Sinn, sich die Regeln fürs Verhalten an den Kreuzungen mal genau anzusehen (Anleitung siehe unten).

Radprüfung in der vierten Klasse

„Am meisten muss man bei Lkws und Bussen aufpassen“, sagt Josua aus Bommern. Man darf außerdem nie den Schulterblick vergessen, wenn man zum Beispiel vom Radweg auf die Fahrbahn wechselt. So weit die wichtigsten Tipps. Beide haben früh Rad fahren gelernt. „Mit zwei Jahren“, sagt Josua. Sein Papa habe ihm das direkt auf der Straße und ohne Stützräder beigebracht. Letzte Radtouren mit der Familie standen im Sommerurlaub im Allgäu (Josua) und auf der niederländischen Nordseeinsel Terschelling (Karla) an.

Kennen sich auf Wittens Straßen gut aus: Karla Krekeler und Josua Redecker, hier mit Wittens Fahrradbotschafter Andreas Müller.
Kennen sich auf Wittens Straßen gut aus: Karla Krekeler und Josua Redecker, hier mit Wittens Fahrradbotschafter Andreas Müller. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Für beide war die Radprüfung in der vierten Klasse ein Klacks. Josua, der die Blote-Vogel-Schule am Annener Berg besucht und jetzt in die fünfte Klasse kommt, hat sie noch gut in Erinnerung. Nur ein Kind aus der Klasse habe die Prüfung nicht bestanden, weil es vorher noch nie Rad gefahren sei. Josua selbst ist fast immer mit dem Drahtesel unterwegs, ebenso wie Karla, die über den Rheinischen Esel zum Albert-Martmöller-Gymnasium fährt - „außer bei Glatteis“. Sie kommt nach den Ferien in die siebte Klasse.

Lesen Sie auch

Beide fahren lieber mit dem Rad als mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule. „Der Bus ist immer rappelvoll und im Sommer turboheiß“, sagt Karla. Josua nervt, dass man da „immer so eingequetscht“ wird. Der Zehnjährige fährt seit der zweiten Klasse mit dem Rad die Strecke von Bommern zum Annener Berg und muss dementsprechend oft die ehemalige „Wutkreuzung“ an der Ruhrstraße zwischen Gasstraße und Ruhrdeich queren. „Mein Vater hat mir die sofort erklärt.“

Ein paar Wünsche hätten die jungen „Experten“ an die Stadt, wenn‘s um die Verkehrssicherheit für Radfahrer auf Wittens Straßen geht. Karla kritisiert, dass es auf dem Rheinischen Esel keine Laternen gibt. „Da ist es auf dem Weg zur Schule im Winter morgens um sieben stockfinster.“

+++Folgen Sie jetzt auch dem Instagram-Account der WAZ Witten+++

Josua stören die vielen Gullys, deren Schlitze so angelegt sind, dass man mit den Rädern leicht darin stecken bleiben kann - Gleiches gilt für die Straßenbahnschienen. „Und manchmal enden Radwege plötzlich“, sagt Karla. Wie beispielsweise an der Brunebecker Straße in Richtung Kreisstraße. Oder nach dem Hauptbahnhof in Richtung Kaufland, ergänzt Josua.

Wer sich so gut auskennt, den hätte Wittens Fahrradbotschafter Andreas Müller gern häufiger an seiner Seite. Er möchte die beiden deshalb zu „Junior Bicycle Mayors“ ernennen - um bei seinen Aktivitäten rund ums Rad die kindliche Perspektive besser im Blick zu haben. Josua und Karla hätten nichts dagegen.

Das richtige Verhalten an den fünf großen Kreuzungen in Witten

So, und jetzt gibt es hier Anleitungen für alle, auch erwachsene Radfahrer, um sicher über die fünf größten Kreuzungen in Witten zu gelangen. Die Angaben sind Beispiele für bestimmte Fahrstrecken. Die Zahlen markieren die einzelnen Verhaltensschritte. Andreas Müller hat die Tipps nach Absprache mit der Polizei zusammengestellt.

Ehemalige „Wutkreuzung“ (Ruhrstraße zwischen Gasstraße und Ruhrdeich)

Die als Wutkreuzung bezeichnete Ruhrstraße zwischen Gasstraße und Ruhrdeich.
Die als Wutkreuzung bezeichnete Ruhrstraße zwischen Gasstraße und Ruhrdeich. © ADFC | ADFC

1. An der Einmündung Ruhr-/Gasstraße bei Grün auf Rechtsabbieger in die Gasstraße achten (toter Winkel für Lkw).

2. Auf dem Gehweg Richtung Ruhrdeich langsam fahren, auf Fußgänger und auf Gegenverkehr achten. Rechtzeitig klingeln und bedanken.

3. An der Zufahrt hinter Haus Nr. 88 die so genannte „Protected Bikelane“ (rote Strecke mit Pfosten) nutzen. Gehwegfahren ist gefährlich!

4. An der Einmündung „Am Mühlengraben“ Rechtsabbieger beachten.

5. Geradeaus weiter über die Busspur und (wenn frei und die Straße nicht gewollt ist) weiter über den schmalen Gehweg Richtung Kreuzung Ruhrdeich.

Alternativ:

6. hinter der Unterführung Höhe Gasstraße Handzeichen geben, Geradeausverkehr von hinten beachten, dann weiter auf der Fahrbahn Richtung Mühlengraben/Ruhrdeich.

7. Etwas Abstand von Bordstein und „Protected Bikelane“ halten, damit Rechtsabbieger nicht überholen.

8. Bei Stau auf der Fahrbahn und Gehweg frei: Rampe zur Brücke Mühlengraben nutzen, auf dem schmaler werdenden Gehweg besonders vorsichtig fahren. Fußgänger nicht überholen. Fahrradampel an der Ruhrdeich-Kreuzung beachten.

9. Wenn die Fahrbahn frei ist, auf der Straße bleiben, Kfz-Ampel beachten, Absenkung hinter dem Ruhrdeich benutzen.

Kreuzung Ruhrstraße/Husemannstraße/Bergerstraße

Die Kreuzung Ruhrstraße/Husemannstraße/Bergerstraße.
Die Kreuzung Ruhrstraße/Husemannstraße/Bergerstraße. © ADFC | ADFC

1. Auf der Ruhrstraße aus Richtung City kommend. Geradeaus und rechts abbiegen: die Fahrradampel drücken.

2. Nicht beachten ist gefährlich, vor allem wegen der rechts abbiegenden Busse.

3. Links abbiegen: Man sollte hier direkt links abbiegen. Früh damit beginnen, auf Autos von hinten achten, Hand raus und dann auf die Linksabbiegespur ziehen.

4. Hinter wartenden Linksabbiegern bleiben, nicht vorbeidrängeln, weil die Geradeausspur schmal ist.

5. Bis in die Kreuzungsmitte fahren, auf den grünen Pfeil achten.

Ehemalige „Wirrwarr“-Kreuzung (Ardeystraße/Johannisstraße/Pferdebachstraße)

Die ehemalige „Wirrwarr“-Kreuzung: Ardeystraße/Johannisstraße/Pferdebachstraße.
Die ehemalige „Wirrwarr“-Kreuzung: Ardeystraße/Johannisstraße/Pferdebachstraße. © ADFC | ADFC

Gilt fürs Linksabbiegen von der Johannisstraße in die Ardeystraße:

1. Man darf direkt und indirekt links abbiegen.

2. Für beides gilt: Am Haltebalken halten.

3. Wer direkt abbiegen will, fährt sofort auf die Linksabbiegespur. Wer indirekt abbiegen möchte, muss auf das kleine Fahrradgrün warten und die Ardeystraße quasi erst überqueren.

Kreuzung Husemannstraße/Dortmunder Straße/Ardeystraße

Die Kreuzung Husemannstraße/Dortmunder Straße/ Ardeystraße.
Die Kreuzung Husemannstraße/Dortmunder Straße/ Ardeystraße. © ADFC | ADFC

Gilt fürs Geradeausfahren von der Husemannstraße auf die Dortmunder Straße.

1. Wer auf dem Gehweg ankommt, muss an der Einmündung Rhinscher Berg auf die Fahrbahn.

2. Rechts am Stau vorbeifahren, aber nur wenn kein Bus oder Lkw dabei ist.

3. Am ersten Haltebalken zusammen mit den Pkw anhalten.

4. Nur zur Info: Die Ampel hinter der Kreuzung ist für indirektes Linksabbiegen.

5. Rechts am Stau vorbeifahren, aber nur wenn kein Bus oder LKW dabei ist.

Kreuzung Herbeder Straße/Bergerstraße/Breite Straße

Die Kreuzung Herbeder Straße/Bergerstraße/Breite Straße an der Unterführung.
Die Kreuzung Herbeder Straße/Bergerstraße/Breite Straße an der Unterführung. © ADFC | ADFC

Gilt fürs Rechtsabbiegen von der Herbeder Straße in die Bergerstraße.

1. Ab hier auf dem Gehweg fahren. Gilt für alle Richtungen.

2. Die Ampel gilt nur für Autos.

3. Sehr langsam fahren wegen der Fußgänger. Wenn viele warten, lieber stehen bleiben.

4. An der Fußgängerfurt auf die Fahrbahn. Nicht über die Bushaltestelle!

5. Am Ende der Bushaltestelle gibt es eine so genannte Fahrradweiche, die zwei Möglichkeiten bietet: Wenn der Gehweg frei ist, auf dem Gehweg bleiben. Wenn die Fahrbahn frei ist, auf die Fahrbahn fahren. Wer auf die Fahrbahn will: Umsehen, linkes Handzeichen, fahren.

Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.