Witten. Aus „Rosenrot“ wird „Ohlala“: Die ehemalige Mitarbeiterin Simone Engelke ist jetzt Chefin der Secondhand-Boutique im Wittener Wiesenviertel.

So schnell kann das gehen mit der Selbstständigkeit: Vor wenigen Wochen war Simone Engelke noch Mitarbeiterin im Second-Hand-Laden an der Casinostraße, jetzt führt sie die kleine Boutique im Wittener Wiesenviertel gemeinsam mit ihrem Mann Udo. Und so wurde aus „Rosenrot“ plötzlich „Ohlala“.

Wer dort vorbeikommt, dem fällt sofort auf: Da hat sich was verändert. Wo vorher die Farbe Pink dominierte, fällt jetzt der Blick auf beige-weiße Wände. Alles sieht heller und freundlicher aus. Die Engelkes haben dem Lädchen einen komplett neuen Look verpasst. Nur die Ware, die ist immer noch aus zweiter Hand.

„Die Arbeit im Wiesenviertel ist besonders“

Simone Engelke, Chefin im „Ohlala“

Rund 20 Jahre war Marianne Drenske-Krohm Inhaberin des „Rosenrot“. Völlig unerwartet habe sie sich entschieden, das Geschäft aufzugeben, erzählt ihre ehemalige Mitarbeiterin Simone Engelke. Sie und die beiden anderen Kolleginnen waren „total traurig“. „Ich habe richtig geweint“, sagt die 59-Jährige.

Neu im Team der Mitarbeiterinnen: Maria-Dolores Gockel (li.) hat sich spontan für den Job entschieden. Ulrike Sewohl hat schon im „Rosenrot“ gearbeitet. Dritte im Bunde ist Silke Zorn.
Neu im Team der Mitarbeiterinnen: Maria-Dolores Gockel (li.) hat sich spontan für den Job entschieden. Ulrike Sewohl hat schon im „Rosenrot“ gearbeitet. Dritte im Bunde ist Silke Zorn. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Kurz darauf kam ihr die Idee, den Laden zu übernehmen. „Denn mir hätte das hier total gefehlt. Die Arbeit im Wiesenviertel ist besonders. Alles ist so persönlich. Viele Kunden schauen auch einfach vorbei, um zu quatschen.“ Außerdem ist sie selbst Einzelhandelskauffrau, ihr Mann Udo (67) Textilbetriebswirt und frisch verrentet. „Wir haben das durchgerechnet und dann unseren Mut zusammengenommen“, sagt er. Am 27. Juli fand die Übergabe statt, vergangenen Donnerstag (15.8.) die Neueröffnung.

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Die Ware auf den Kleiderständern ist nach Farbe und Größe sortiert. Für alle Zielgruppen ist etwas dabei, nur nicht für Männer. Tatsächlich gebe es kaum Secondhand-Mode für die Herren. „Das ist eine Lücke“, sagt Simone Engelke. Auf ihren gerade mal 65 Quadratmetern könne sie die jedoch nicht füllen.

Was im Laden hängt, haben die ehemaligen Trägerinnen auf Kommission abgegeben. Nach drei Monaten bekommen sie ein Drittel des Verkaufspreises ausgezahlt - wenn die Ware übern Tresen ging. Wenn nicht, können sie die Reste abholen oder spenden. Eine Bochumer Behindertenwerkstatt freut sich darüber.

Hell und freundlich wirkt der Verkaufsraum des neu eröffneten Secondhand-Ladens. Eine Sitzecke lädt zum Verweilen ein.
Hell und freundlich wirkt der Verkaufsraum des neu eröffneten Secondhand-Ladens. Eine Sitzecke lädt zum Verweilen ein. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Nicht nur Kleider, Jacken, Hosen, Röcke oder T-Shirts gibt es bei „Ohlala“. Auch Tücher, Schmuck, ein paar Taschen, wenige Schuhe. Ein rosa Haarband ist für einen Euro zu haben. Teuerstes Teil mit 198 Euro ist aktuell ein Pulli der Marke „Burberry“. „Der kostet neu um die 600 Euro“, sagt Udo Engelke. Es gibt auch Designer-Stücke von Armani, Hilfiger oder Michael Kors. Doch keine Sorge: Schnäppchenjägerinnen jeden Alters werden hier durchaus fündig.

Eine 73-Jährige, sehr modisch gekleidete Frau, hat sich gerade ein Tuch für sieben Euro sowie eine Perlenbrosche für zehn Euro ausgesucht. „Ich war schon Kundin im alten Laden.“ Sie kaufe nur noch Gebrauchtes: „Das ist viel individueller. Ich habe schon manches entdeckt, das ich woanders noch nie gesehen habe.“ Auch Margret Roenholl kannte den alten Laden gut. Nun schneit die 88-Jährige, ebenfalls schick in Schale, kurz rein, um zu sehen, was sich verändert hat. „Kompliment“, staunt sie. „Das ist schön geworden.“

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Simone Engelke setzt bei Second-Hand-Mode auch auf das Thema Nachhaltigkeit. Darauf würden sich inzwischen viele in unserer Wegwerfgesellschaft besinnen. Dass es in Wittens City mehrere Läden wie ihren gibt, bedeute für sie keine Konkurrenz. „Wir haben ein unterschiedliches Sortiment.“

Ihr Mann zieht bei „Ohlala“ die betriebswirtschaftlichen Fäden im Hintergrund. „Aber“, schmunzelt er, „ich helfe auch gerne mal in den Blazer“. Praktisch: Die Engelkes wohnen gleich nebenan. „Ich kann mal eben im Schlafanzug dekorieren gehen“, sagt die frisch gebackene Chefin. Zum Laden gehört übrigens ein Hof mit drei Kundenparkplätzen. Die Fläche soll aber auch für Aktionen genutzt werden. Beim Wiesenviertelfest kommt sie gleich zum Einsatz. Sekt, Wein und Bierchen werden dort serviert.

Hier gibt es Günstiges

Verschiedene Geschäfte in Witten bieten Kleidung aus zweiter Hand an. Außer „Ohlala“ an der Casinostraße gibt es „Für Elise“ an der Steinstraße, „ReSales“ an der Bahnhofstraße, den DRK-Kleidershop „Jacke wie Hose“ an der Ruhrstraße oder die „Tragbar“ an der Annenstraße.

Letzterer ist direkt neben dem Cap-Baumarkt zu finden, der längst nicht nur gebrauchte Werkzeuge und Möbel anbietet, sondern auch jede Menge Geschirr, Bücher, CDs und Bilderrahmen sowie handgearbeitete Stücke aus der Holzwerkstatt der Quabed, die den Laden betreibt. 

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