Witten. Die Zwiebelkirmes ist das größte Stadtfest - und natürlich ist die Sicherheit der vielen Gäste auch ein Thema. Wer tut was, um sie zu schützen?

Ob Zeltfestival oder Zwiebelkirmes - zu beiden Ereignissen rechnet Witten mit Tausenden von Besuchern. Sie sollen sich natürlich rundum wohlfühlen, was ihre Sicherheit mit einschließt. In Zeiten von Terror, Krieg und den zuletzt abgesagten Taylor-Swift-Konzerten in Wien gilt das Augenmerk von Veranstaltern und Behörden längst nicht allein Fluchtwegen, Brandschutz und pannenfreier Logistik. Wir fragten - nach unserem Bericht über die Sicherheit beim Zeltfestival - einmal bei Stadt und Polizei nach, wie es um den Schutz der Zwiebelkirmes Ende August (30.8.-1.9.) steht. Die in diesem Jahr ja eine ganz besondere ist. Man wird schließlich nur einmal 600.

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„Jeder Veranstaltung, die im öffentlichen Raum stattfindet, liegt ein Veranstaltungskonzept zugrunde, das die sicherheitsrelevanten Aspekte aufgreift“, erklärt Stadtsprecherin Lena Kücük zunächst einmal ganz allgemein. Ohne ein solches Konzept dürfte gar keine Genehmigung erteilt werden. Beteiligt sind laut Verwaltung „Antragsteller“, Ordnungsamt, Feuerwehr, Bauordnungsamt, Polizei und Verkehrsabteilung.

Straßen für Wittener Zwiebelkirmes wie immer gesperrt

Das Veranstaltungsgelände muss gut und sicher erreichbar sein, der „sichere Aufenthalt“ aller Gäste gewährleistet werden - und im Notfall die schnelle und gefahrlose Evakuierung durch Veranstalter, Polizei und Feuerwehr erfolgen können. Dass Löschwasser im Falle eines Brandes verfügbar ist und Rettungswege frei bleiben - eigentlich Selbstverständlichkeiten, aber dennoch wichtige Punkte im behördlichen Prüfkatalog.

Einzelne Veranstaltungen wie der Zwiebelsackträgerstaffellauf auf der Ruhrstraße in Witten können noch mal extra geschützt werden.
Einzelne Veranstaltungen wie der Zwiebelsackträgerstaffellauf auf der Ruhrstraße in Witten können noch mal extra geschützt werden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Buchwieser

Spannender wird es bei der Frage, wie die Menschenmassen vor möglichen Angriffen geschützt werden. Zum einen: Vorab sperrt die Stadt wie immer die betreffenden Straßen für den „öffentlichen Verkehr“. Das wären die Ruhrstraße zwischen Wiesen-/Oststraße und der Kreuzung Husemannstraße sowie die Bergerstraße ab Ruhrstraße bis Saalbaukreisel. Alle parkenden Autos müssen rechtzeitig verschwinden. Dann stellt die Stadt „Absperrschranken“ auf.

Auch Wiesenviertelfest muss sicher sein

Das Wiesenviertelfest, das gerade am Wochenende zum zehnten Mal über die Bühne geht, muss als große öffentliche Veranstaltung ebenfalls entsprechend gesichert sein. Vorab galt es, mit den beteiligten Behörden wie Stadt, Feuerwehr und Polizei entsprechende Maßnahmen abzustimmen. Gerade dieses große Straßenfest will gut geschützt sein, vom Brandschutz etc. einmal abgesehen. Denn ohne Sperrungen wäre es gleich von mehreren Seiten mit Autos oder Lkw zu erreichen - etwa über Ruhr- oder Steinstraße. „Es werden mobile Barrieren vorhanden sein“, sagt ein Mitorganisator. Außerdem gibt es ein „Awareness“-Konzept. Gäste können sich an das erkennbare Helferteam wenden, wenn sie sich nicht wohlfühlen - in welcher Hinsicht auch immer.

„Permanent zu schützende Stellen“ sollen zusätzlich etwa mit Wassertanks gesichert sein, zum Beispiel der Kirmes-Hotspot Bergerstraße. Bei einzelnen Events wie dem Zwiebelsackträgerstaffellauf auf der Ruhrstraße können auch Lkw vorübergehend als Barriere dienen. Alles zu dem Zweck, dass mögliche Attentäter nicht wie in Nizza oder Berlin mit schweren Fahrzeugen in die Menge fahren können und ein Blutbad anrichten.

Wie bei Corona im Jahre 2021 findet ein Großteil der Zwiebelkirmes nun zum zweiten Mal auf dem großen Gelände rund um den Saalbau statt, Parkplatz inklusive.
Wie bei Corona im Jahre 2021 findet ein Großteil der Zwiebelkirmes nun zum zweiten Mal auf dem großen Gelände rund um den Saalbau statt, Parkplatz inklusive. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Die nach dem Corona-Jahr 2021 nun zum zweiten Mal hinter den Saalbau verlegte Kirmesfläche ist verkehrsmäßig nur über die genannten Straßen erreichbar und damit in dieser Hinsicht eigentlich sicher. Ob es wie beim Zeltfestival auch mögliche Eingangskontrollen gibt? Die Security hat mit Sicherheit ein Auge auf die Besucher. Zumindest kleinere Rucksäcke dürften aber kein Problem sein.

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Natürlich werden Polizei und Kommunaler Ordnungdienst ebenfalls Präsenz zeigen. „Konkrete Gefährdungserkenntnisse für die Kirmes liegen der Polizei derzeit nicht vor“, betont deren Sprecher Frank Lemanis. Die Stadt weist darauf hin, dass auch „die Kollegen vom Jugendamt“ in Sachen Jugendschutz unterwegs sind. Hier geht es dann vor allem um Alkoholmissbrauch. Gleichzeitig wird ein externer Sicherheitsdienst zur eigentlichen Bewachung des Kirmesgeländes eingesetzt - während der gesamten Öffnungszeiten.

Das gerade in den letzten Tagen bundesweit wieder vieldiskutierte Messerverbot gilt nach Angaben der Stadt sowieso. „Bei Veranstaltungen ist das Mitführen von Waffen ohnehin gemäß Paragraf 42 Absatz 1 Waffengesetz verboten“, heißt es. „Die Besucherinnen und Besucher der Kirmes müssen insofern damit rechnen, unter Umständen stichprobenartig kontrolliert zu werden“, erklärt der Polizeisprecher.

Auch wenn vom Kiffen keine direkte Gefahr auf andere Besucher ausgeht, sei zur Vollständigkeit darauf hingewiesen: Der Joint am Autoscooter ist ebenfalls tabu. „Da es sich bei der Kirmes um ein Familienfest handelt, hat der Cannabiskonsum zum Schutz von Minderjährigen dort nichts zu suchen“, betont Stadtsprecherin Kücük.