Witten. Fromme Katholiken in Witten sind verzweifelt. Sie fürchten, die Wurzeln ihres Glaubens zu verlieren. Nun haben sie Unterschriften gesammelt.

Zwei Jahre ist es her, da hatte Gemeindereferent Dominik Mutschler die Katholiken in Witten auf tiefgreifende Veränderungen eingeschworen. Sie müssten sich darauf einstellen, „einen riesigen Sack an Traditionen“ über Bord zu werfen. Genau das lehnt jedoch eine Gruppe streng Gläubiger aus dem „Pastoralen Raum Witten“ ab, wie sich Mitte, Ruhrtal und Ost inzwischen nennen. Schon damals regte sich Protest. Nun haben sie 280 Unterschriften gesammelt. Sie wollen sich vor allem ihre Heilige Messe nicht nehmen lassen.

„Die Situation ist angespannt“, sagt Waldemar Klimek, der von Anfang an mit Unverständnis auf die Umbruchpläne reagierte. Er spricht weiterhin für jene, die ebenfalls großen Wert auf regelmäßige Messen und das Erteilen der Sakramente legen. Inzwischen klingt der 51-Jährige regelrecht verzweifelt.

Denn all seine Bemühungen um Kompromisse verlaufen seinen Angaben zufolge im Sande. Versuche, sich ans Bistum Paderborn zu wenden, würden scheitern, E-Mails und Briefe nicht beantwortet. Auch Pfarrer Friedrich Barkey, der Leiter des Pastoralen Raums, sei nicht zu Gesprächen bereit.

„Das geht alles zu weit“

Waldemar Klimek
Waldemar Klimek sorgt sich um die Situation streng gläubiger Katholiken in Witten.
Waldemar Klimek sorgt sich um die Situation streng gläubiger Katholiken in Witten. © privat | Privat

„Unsere Kirche wird heruntergewirtschaftet - gegen den Willen der frommen Christen“, sagt Klimek. „Das geht alles zu weit. Dadurch wird man noch mehr Kirchgänger verlieren.“ Er selbst ist inzwischen vom Pfarrgemeinderat St. Marien in das Gremium der St.-Vinzenz-von-Paul-Gemeinde gewechselt - und ist so frustriert, dass er darüber nachdenkt, ganz aufzuhören.

Denn dass es bald aufgrund des Priestermangels nur noch Wortgottesdienste statt der Heiligen Messen geben soll, die von Laien gehalten werden können, geht ihm und den anderen tief Gläubigen gegen den Strich. Schon jetzt sei das oft der Fall. Überhaupt würden immer weniger Eucharistiefeiern stattfinden. Waldemar Klimek: „Wir sähen das ja ein, wenn es keine Priester mehr geben würde“. Aber noch ist aus seiner Sicht genug Personal da - das schließlich von Kirchensteuern bezahlt werde.

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„Mir wird vorgeworfen, dass ich mache, was ich will“, ärgert sich der strenggläubige Katholik. „Aber ich setze mich doch nur für die Christen ein. Wir wollen den Heiligen Geist nicht dem Zeitgeist opfern. Denn wir sind die lebendige Gemeinde.“

Er sei als Kind schon in tiefem Glauben erzogen worden - und lebt das auch mit seiner Familie. Klimek ist nicht nur im Pfarrgemeinderat, sondern auch Kommunionhelfer. Seine Frau, die schon längst gesagt hat, er solle den Kampf um die Traditionen aufgeben, hat sich um die Vorbereitung der Kommunionkinder gekümmert. Sein Sohn studiert Liturgie und Orgelmusik.

Kein Kommentar von Pfarrer Barkey aus Witten

Dass Klimek mit seinen Standpunkten nicht alleine ist, hat sich jetzt gezeigt. Immerhin habe er 280 Unterschriften gesammelt, sagt der 51-Jährige - aus verschiedenen katholischen Gemeinden. Er will seine Sorgen bei der nächsten Sitzung des Gesamtpfarrgemeinderats des Pastoralen Raums am 22. August erneut ansprechen.

Der Leiter des Pastoralen Raums in Witten, Pfarrer Friedrich Barkey, wollte sich auf Anfrage nicht näher zu den Vorwürfen äußern. Das sei so mit dem Generalvikariat des Bistums Paderborn abgesprochen. Nach seiner Ansicht gibt es aber „genügend Heilige Messen“. Laut Homepage von „Katholisch in Witten“ werden allein in St. Marien in der Woche zwischen dem 16. und 23. August sechs Messen angeboten.

Sollten alle Gremien die Pläne für den Erneuerungsprozess in der katholischen Kirche beschließen, „werden sich meine und viele andere Familien hier aus der Kirche zurückziehen“, kündigt indes Waldemar Klimek an. Er weiß selbst, dass ihm das wehtun wird. „Ich stehe dann da wie ein Obdachloser.“

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