Witten. Terrier Harley musste nach einem Beiß-Angriff eingeschläfert werden. Der Hund, der ihn angefallen hat, wohnt quasi nebenan. Nachbarn haben Angst.
Der Schock und die Trauer sind Michaela Kautz noch ins Gesicht geschrieben. Ein Verband um ihren rechten kleinen Finger und Schürfwunden am linken Unterarm zeugen ebenfalls von dem Vorfall, der das Leben der Wittenerin „auf links gedreht“ hat. Vor etwas mehr als zwei Wochen ist ihr Hund Harley von einem anderen Hund gebissen worden – so schwer, dass der Parson Russel Terrier daraufhin eingeschläfert werden musste.
Als Kautz an jenem Sonntagmorgen (28.7.) zusammen mit Harley ihre Wohnung auf dem Schnee verließ, wollte sie nur eine kurze Gassirunde mit dem Rüden drehen, während ihr Lebensgefährte Brötchen holen war. Doch schon nach wenigen Schritten sei ein Nachbarshund angerannt gekommen und habe sich unvermittelt auf den Terrier gestürzt, schildert die 43-Jährige. „Ich habe noch versucht, ihn auf den Arm zu nehmen, aber der andere Hund war schneller.“
Wittenerin wird selbst gebissen, als sie ihren Hund schützen will
Sie habe geschrien, sei dann selbst gestürzt, weil sie noch die Leine in der Hand hatte. Auf dem Boden liegend, versuchte Kautz noch, den angreifenden Hund von ihrem zu trennen und wurde dabei selbst gebissen. Dann eilten Nachbarn zu Hilfe, auch das Frauchen des beißenden Hundes. Ein Nachbar fuhr den schwer verletzten Harley und sein Frauchen schließlich zum diensthabenden Tierarzt.
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Doch nach der Untersuchung gab es nur schlechte Nachrichten. „Er hatte von dem Angriff Rippenbrüche, sein Bauchraum war voller Blut, auch die Blase. Die Ärztin meinte, die Verletzungen seien sehr schwer“, sagt Kautz und die Worte fallen ihr sichtlich schwer. Weil der kleine Terrier schon 14 Jahre alt war, entschlossen sie und ihr Partner sich, das Tier zu erlösen.
Aggressiver Hund soll schon mehrfach aufgefallen sein
„Es ist wie ein schlechter Film, aus dem man nicht mehr aufwacht“, sagt Kautz mit Tränen in den Augen. Sie macht sich Vorwürfe. „Hätte ich nur schneller reagiert.“ Seit dem Vorfall ist die 43-Jährige krankgeschrieben, kann schlecht schlafen. Was besonders an ihr nagt: Es hat nach ihren Schilderungen schon mehrere Beißvorfälle mit demselben Hund gegeben.
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Auch Harley sei zuvor schon einmal von dem Listenhund, also einer als gefährlich eingestuften Rasse, angegriffen worden. Tierarztdokumente beweisen, dass der Terrier 2021 schon einmal wegen Bisswunden behandelt wurde. Auch für den aktuellen Fall liegen uns zahlreiche Unterlagen vor, die den Fall belegen. „Damals haben die Hundehalter versprochen, dass der Hund einen Maulkorb bekommt. Oder dass sie ihn abgeben“, sagt Kautz. Doch passiert sei nichts. Nach ihren Schilderungen gelingt es dem Tier immer wieder, unangeleint auf die Straße zu gelangen.
Nachbarn sind in großer Sorge und haben Angst
„Wir haben Angst“, sagt Kautz und meint damit auch ihre Nachbarn. „Hier wohnen auch kleine Kinder.“ Die anderen Hundebesitzer in der Straße würden mittlerweile nicht mehr vor der eigenen Haustüre Gassi gehen - sondern ihre Tiere ins Auto packen und mit ihnen wegfahren.
Das für die Wittenerin traumatische Ereignis hat sie auch bei der Polizei zur Anzeige gebracht und dem Ordnungsamt mitgeteilt. Als Reaktion hat die Behörde eine Maulkorb- und Leinenpflicht für den Hund ausgesprochen, wie aus einem Schreiben an die Anwältin, die Kautz eingeschaltet hat, hervorgeht. „Warum wird so ein Tier nicht wenigstens einem Wesenstest unterzogen?“, fragt sich Michaela Kautz. „Der Hund ist eine tickende Zeitbombe.“
Beim Ordnungsamt ist nur der aktuelle Fall bekannt
Für Kautz sind die Halter mit dem Kampfhund schlicht überfordert. „Er sollte in Hände, die ihn auch wirklich halten können.“ Für sie ist nicht verständlich, warum die Stadt nicht mehr tut, Anfragen diesbezüglich sind bislang ins Leere gelaufen. „Wir brauchen ein gutes Gefühl, dass wirklich alles gemacht wurde, was möglich ist.“
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Beim Ordnungsamt sei nur der aktuelle Beißvorfall bekannt, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. Üblicherweise werde neben Anlein- und Maulkorbpflicht auch die Vorstellung des Hundes beim Veterinäramt zum Verhaltenstest angeordnet. Ob im Fall vom Schnee so vorgegangen wurde, dazu könne man aus Datenschutzgründen nichts sagen.
Michaela Kautz hat bald einen Gesprächstermin mit dem Ordnungsamt. Vielleicht bekommt sie dort Antworten auf ihre Fragen. Über ihren Verlust werden aber auch die ihr nicht hinweghelfen. „Harley war ja wie mein Schatten, hat mich überallhin begleitet. Es ist so ein Loch, das sich da auf einmal auftut.“
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