Witten. Dominik Grütter feiert sein 25-jähriges Edeka-Jubiläum. Bei aller Freude sieht der Chef der Herbeder Werbegemeinschaft mit Sorgen in die Zukunft.

Dominik Grütter und seine Familie feiern. Seit 25 Jahren betreiben sie Edeka-Märkte. Das ist Grund genug für eine „Partytour“ am Sonntag, 18. August, vor dem Laden in Herbede. Gleichzeitig mischen sich nachdenkliche Töne in die Freude über das silberne Geschäftsjubiläum.

So feiert Edeka in Herbede Silberjubiläum

25 Jahre Edeka Grütter - das wird am Samstag, 18. August, mit der treuen Kundschaft auf dem Parkplatz vor dem Geschäft in Witten-Herbede gefeiert. Von 13 bis 18 Uhr gibt‘s ein buntes Unterhaltungsprogramm mit Musik und Kinderbespaßung, von der Hüpfburg über Tattoos bis Airbrush. Auf der Bühne stehen unter anderem der bekannte Schlagersänger Olaf Henning und die Sängerin Annemarie Eilfeld. Außerdem gibt es Spezialitäten vom Grill und kühle Getränke.

Grütter stammt aus einer Metzgerdynastie am Niederrhein, aus Dingden bei Hamminkeln. Seinen ersten eigenen Edeka-Markt eröffnete er aber im Ruhrgebiet, am 15. August 1999 im Bochumer Ortsteil Grumme. Das Ruhrstadion an der Castroper Straße liegt zwar in der Nähe, doch für den Laden war die Lage eher schlecht. Deshalb gab der gelernte Metzger und Einzelhandelskaufmann das Geschäft wieder auf. In Witten sollte er mehr Erfolg haben.

Genauer gesagt in Herbede, wo er mit seinem Edeka seit 20 Jahren maßgeblich zur Nahversorgung im „Dorf“ beiträgt. Zwölf Jahre, seit 2004, betrieb seine Familie den Laden an der Meesmannstraße, bevor Ende November 2016 der neue große Supermarkt gegenüber dem Rathaus der Medizin eröffnet wurde. Der Standort an der Wittener Straße hat sich als Volltreffer erwiesen. Der Parkplatz ist selbst in den Ferien auch schon mal vormittags unter der Woche voll.

25 Jahre Edeka: Die Familie Grütter feiert am Sonntag, 18. August, auf dem Parkplatz vor dem Geschäft in Witten-Herbede mit einer „Partytour“.
25 Jahre Edeka: Die Familie Grütter feiert am Sonntag, 18. August, auf dem Parkplatz vor dem Geschäft in Witten-Herbede mit einer „Partytour“. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Der Standortwechsel wurde seinerzeit, wie sich Dominik Grütter erinnert, von Bürgerprotesten begleitet. Anwohner fürchteten um die Einkaufsmeile Meesmannstraße. Inzwischen hat sich Herbede mit den Gegebenheiten arrangiert. Der Vollsortimenter Edeka und der ebenfalls modernisierte Discounter Netto sind wie in anderen Stadtteilen nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Auch Grütter kann damit gut leben. Konkurrenz belebt das Geschäft. Dennoch zeichnen sich Sorgenfalten auf seiner Stirn ab.

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Discounter Lidl hat laut darüber nachgedacht, neben den beiden Standorten in Witten einen dritten in Herbede zu nutzen. Dominik Grütter macht die Ankündigung keine Freude: „Der Kuchen wird nicht größer. Aber die Stücke werden kleiner.“ Das ist noch nicht alles.

Grütter ist nicht nur Chef eines Supermarkts mit knapp 1400 Quadratmetern Verkaufsfläche. Er ist auch Vorsitzender der Herbeder Werbegemeinschaft. Der Einzelhandelsprofi sorgt sich um das Dorf. Seine Argumente: Lidl werde im Dorfkern kein geeignetes Grundstück finden. Die vorhandenen Flächen seien zu klein. Der Discounter werde sich außerhalb ansiedeln müssen. Und, fürchtet Grütter, mit seinen massiven Angeboten in den Bereichen Frische, Bio und Fleisch Kaufkraft aus dem Ortsteil abziehen.

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Längst sind an der Meesmannstraße Leerstände zu sehen, wenn auch nicht so auffällig wie anderswo. Aber: Gassmann ist weg. Oder nehmen wir Storchmann. Die Familie integrierte ihr einst eigenständiges Reisebüro in die Räume ihres Post- und Lottoladens. Eine alteingesessene Herbederin erinnert sich, dass es einst sogar einen Delikatessenladen gab. Viele Menschen im Dorf rätseln überdies, wie es mit der seit vielen Monaten wegen Personalmangels verwaisten Metzgerei Kruse weitergeht.

Neues Leben in der Meesmannstraße: Miles Grass und Sven Krüger sind die neuen Pächter der Stadtschänke.
Neues Leben in der Meesmannstraße: Miles Grass und Sven Krüger sind die neuen Pächter der Stadtschänke. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Björn Brose von der Ideenwerkstatt Herbede sieht die Leerstände durchaus. Dennoch will er den Standort Meesmannstraße nicht schlecht reden. Er erinnert daran, dass die „Stadtschänke“ von dem hippen Duo Miles Grass und Sven Krüger zu neuem Leben erweckt worden sei.

Unbestritten ist auch, dass die Ideenwerkstatt mit ihrem ehrenamtlichen Engagement da anknüpft, wo die Werbegemeinschaft zuletzt aufgehört hat. So heißt es seit geraumer Zeit alle vier Wochen: ab ins Beet. Seither wirkt die Meesmannstraße deutlich ansehnlicher als früher.

Herbeder Ideenwerkstatt und Werbegemeinschaft wollen zusammengehen

Künftig wollen Ideenwerkstatt und Werbegemeinschaft zusammengehen und gemeinsam die Zukunft des immerhin 13.000 Einwohner starken Ortsteils gestalten. Zur Ideenwerkstatt gehören auch Aktive aus der Kommunalpolitik - Gabi Günzel, Regina Fiedler und Georg Klee. Ihnen steht allerdings eine Menge Verdruss ins Haus.

Bevor der geplante Neubau der Ruhrbrücken Verkehrsprobleme löst, wird er welche schaffen. Edeka-Händler Dominik Grütter denkt schon jetzt mit Schrecken daran. Denn 70 Prozent seiner Kundschaft kommen aus Heven und von anderswo. Fahrten nach Herbede sind nach dem Start der Bauarbeiten mit Umwegen verbunden. „Und manche Leute“, weiß Grütter, „fahren nicht gern Autobahn.“

Dennoch sieht der 55-jährige Einzelhändler auch Lichtblicke. Seine Frau Songül (44) und er bereiten die beiden Kinder Chris (19) und Sara (15) darauf vor, das Geschäft eines Tages vielleicht zu übernehmen. Was den Papa besonders freut: Sara interessiert sich fürs Metzgerhandwerk.

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