Witten. Die Postbank begründet Rückzug aus Witten mit immer mehr Online-Banking. Doch welcher Service bleibt ihrer Kundschaft vor Ort?

  • Stimmt der Trend zu immer mehr Online-Banking?
  • In welchen Bereichen zählt Bares?
  • Wo kann die Postbank-Kundschaft künftig in Witten Geld abheben?

Eine Ära endet am Montag, 19. August. Dann ist die Postbankfiliale in der Stadtgalerie dicht. Der Geldautomat kommt auch weg. Die Deutsche-Bank-Tochter begründet den Schritt mit dem Trend zu immer mehr Online-Banking.

Die Volksbank betreibt in Witten-Stockum ein Telefoncenter, das internetferner Kundschaft bei Überweisungen und mehr hilft. Im Einsatz sind Mitarbeiterinnen wie Chantal Wolf (links) und Anna-Kathrin Marks (sitzend). 
Die Volksbank betreibt in Witten-Stockum ein Telefoncenter, das internetferner Kundschaft bei Überweisungen und mehr hilft. Im Einsatz sind Mitarbeiterinnen wie Chantal Wolf (links) und Anna-Kathrin Marks (sitzend).  © Volksbank Bochum-Witten | Marta Quappik

Bundesbank: Fast jeder Zweite zahlt am liebsten mit Karte

Die Bundesbank hat vor kurzem neue Daten zum Zahlungsverkehr vorgelegt. Demnach ist mittlerweile vier von fünf Geschäften Kartenzahlung möglich: so viele wie noch nie. Zudem zahlt fast jeder Zweite am liebsten bargeldlos: auch das ein Rekord.

Banken-App fürs Smartphone

Geldinstitute wie die Sparkasse Witten stellen sich darauf ein. Sprecher Klaus-Peter Nehm teilt auf WAZ-Anfrage mit, die Sparkasse biete neben der klassischen EC-Karte auch „Apple Pay“ oder eine entsprechende Android-App an. Binnen zehn Jahren habe sich die Anzahl bargeldloser Zahlungen „mehr als verdreifacht“.

Volksbank-Sprecher Thomas-Josef Schröter beschreibt, was Digitalisierung für das genossenschaftlich organisierte Geldhaus bedeutet. „Viele alltägliche Bankgeschäfte können unsere Mitglieder und Kunden online oder mobil mittels unserer Banking-App durchführen.“ Die Nutzung des E-Postfachs für Kontoauszüge oder Mitteilungen sei in den letzten zwei Jahren rasant gestiegen. Gilt der Trend für alle Altersklassen?

Sparkassen-Sprecher Nehm geht ins Detail. Dabei fällt auf, dass der Anteil der Generation 65 plus an allen Kartenzahlungen nur 8,5 Prozent ausmacht. Er ist kleiner als in jeder anderen Altersgruppe. Dabei sind fast 24 Prozent der Stadtbevölkerung 65 Jahre und älter. Allerdings steigt die Bereitschaft Älterer, sich auf digitalen Zahlungsverkehr einzulassen. Thomas Schröter von der Volksbank führt als Beispiel seinen 82-jährigen Vater an. „Der ist mit seinem Smartphone in die Bank gegangen und hat sich einen digitalen Zugang anlegen lassen.“

Junge Generation will auf Bares nicht verzichten

Für die junge Generation ist derlei längst Standard. So ordert ein 35-jähriger Stockumer Pizza online, lässt sie sich liefern, bezahlt hat er per App. Dennoch will er nur ungern auf Bares verzichten. „Bargeld gibt viel Freiheit. Elektronische Systeme können abgeschaltet werden – oder gehackt.“

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Tatsächlich spielt Bargeld in Handel und Gastronomie nach wie vor eine Rolle – etwa bei Heinz Greune. Er verkauft im Wiesenviertel Weine und Langspielplatten. „Ich nehme nur Bargeld“, sagt der 61-Jährige, „meine Kunden wissen das.“ Gelegentlich setzt Greune auch auf bargeldlose Zahlungen – wenn er Einzelstücke in Online-Portalen anbietet. Gezahlt wird per Pay Pal. Sein Vorteil: „Da zahle ich keine Gebühren.“ Aber was machen Menschen, die sich von Online-Banking überfordert fühlen?

Telefon-Banking für internetfernes Publikum

„Dafür bieten wir das Telefon-Banking an“, sagt Volksbank-Sprecher Schröter. Wer das nutzt, kann sich per PIN-Nummer identifizieren lassen. Der Service selbst werde von einem Team des Instituts geleistet. Schröter: „Der Mensch spricht nicht mit einer Maschine.“ Noch etwas kommt dazu: Die Service-Einheit ist kein fernes Call-Center, sie arbeitet in Stockum. Ähnlich geht die heimische Sparkasse vor.

So kommt Postbank-Kundschaft künftig an Bares

Obendrein gelten Filialen und Geldautomaten weiterhin als wichtiger Kundenservice. Marktführer Sparkasse und Mitbewerber Volksbank zeigen nach wie vor Präsenz, wenngleich einige Filialen und Automaten abgebaut wurden. Und die Postbank?

Über Kundenzahlen oder Umsätze will ein Postbanksprecher nicht reden. Die Bank hat aber einen Bargeld-Service eingerichtet. Das nennt sich „Cash-Back“. Kunden können sich beim bargeldlosen Einkauf ohne Zusatzgebühr bis zu 200 Euro Bargeld auszahlen lassen, etwa bei Netto, Ruhrstraße 17, Boni/Rewe, Pferdebachstr. 5-9, Rossmann, Bahnhofstraße 16, und Kaufland, Breite Straße 23, sowie Deutsche-Post-Filiale, Meesmannstraße 47.

Obendrein kann die Postbank-Kundschaft kostenlos den Geldautomaten der Deutschen Bank in der Wideystraße 9 nutzen. Dort gibt‘s Bares. Zudem sind Überweisungen möglich, Daueraufträge können eingerichtet, Kontoauszüge gedruckt werden, auch Einzahlungen sind möglich. Beratung indes bietet die Postbank künftig nicht mehr in Witten an. Dafür muss die Kundschaft bis zur Filiale in Bochums Kortumstraße fahren.

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