Witten. Thi Anh Phuong Cong (39) ist neu am Ev. Krankenhaus in Witten. Wer Probleme mit dem Herzen hat, ist bei der Ärztin und dreifachen Mutter richtig.

Verstärkung für das Evangelische Krankenhaus (EvK) in Witten: Dr. Thi Anh Phuong Cong, Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie, unterstützt seit Februar das Team der Klinik für Innere Medizin. Die Oberärztin wurde in Vietnam geboren, kam als junges Mädchen nach Deutschland, studierte in Dresden und lebt mit ihrer Familie in Essen. Ein Gespräch über Herzen, Kinder und Dr. Google.

Frau Dr. Cong, wie gefällt es Ihnen im EvK und in Witten?

Thi Anh Phuong Cong: Bis jetzt ganz gut. Die Kollegen sind nett. Hier herrscht ein gutes Arbeitsklima. Von der Stadt selbst habe ich leider noch nicht viel gesehen. Dazu habe ich zu wenig Zeit. Aber mein Büro liegt ja ganz oben. Da habe ich einen schönen Blick. Es sieht sehr grün aus. Ich bin ein Naturmensch.

Wann genau sind Sie nach Deutschland gekommen?

Das war 1998. Meine Eltern lebten schon seit zehn Jahren in Sachsen und wollten mich nun endlich bei sich haben. Ich habe bis dahin in Vietnam bei meiner Großmutter, bei Onkeln und Tanten gelebt. Mit 13 Jahren - in einem ohnehin schwierigen Alter - das Zuhause zu wechseln, war nicht leicht. Alles war ganz fremd. Ich konnte keinen Brocken Deutsch, hatte keine Freunde. Und ich musste das Leben mit meinen Eltern, die ich so lange nicht gesehen hatte, wieder lernen.

Das Evangelische Krankenhaus an der Pferdebachstraße in Witten.
Das Evangelische Krankenhaus an der Pferdebachstraße in Witten. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Wie haben Sie Fuß gefasst?

Ich habe ein Jahr lang nur Deutsch gelernt. Dann bin ich zur Realschule gegangen, habe dort meinen Abschluss gemacht und bin zum Gymnasium gewechselt.

Wann reifte der Wunsch, Medizin zu studieren?

Bis zum Abi wusste ich nicht, was ich danach machen sollte. Weil ich gute Noten hatte, schlug meine Mutter ein Medizin-Studium vor. Ich habe das dann einfach mal gemacht - und es hat mir gut gefallen. Da muss ich meiner Mutter danken.

Was hat Ihnen daran gefallen? Und wieso musste es dann ausgerechnet die Kardiologie sein, also die Lehre vom Herzen?

Als Ärztin kann ich Menschen helfen. Wenn ich das hinkriege, ist das ein riesiges Erfolgserlebnis. Und die Kardiologie hat mich schon während des Studiums fasziniert. Das ist bis heute so geblieben, ich könnte mir kein anderes Fachgebiet vorstellen. Alle Organe sind wichtig, aber das Herz liegt mir besonders am Herzen.

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Was sind Ihre Aufgaben in der Kardiologie des EvK, die Teil der Klink für Innere Medizin ist?

Ich betreue kardiologische Krankheitsbilder, mache Untersuchungen wie etwa EKGs und empfehle danach die notwendige Behandlung. Zu uns kommen häufig Patienten mit einer Herzinsuffizienz, also einer Herzschwäche. Auch Herzrhythmusstörungen sind häufig zu beobachten, ebenso Erkrankungen der Herzklappen. Vorhofflimmern ist inzwischen eine Volkskrankheit, ebenso Bluthochdruck.

Apropos: Gilt da immer noch das Ideal von 120:80?

Grundsätzlich schon, aber das muss man individuell betrachten. Bei älteren Menschen zum Beispiel ist oft auch ein Wert von 140:90 okay. Bei Beschwerden jeglicher Art sollte man übrigens lieber nicht Dr. Google im Netz befragen, sondern zum richtigen Arzt gehen.

Was kann am EvK noch behandelt werden? Herzinfarkte?

Bei einem akuten Herzinfarkt können wir nur eine Vordiagnose stellen und müssen den Patienten danach verlegen. Wir nehmen hier keine größeren chirurgischen Eingriffe am Herzen vor, können aber zum Beispiel einen Herzschrittmacher einsetzen. Das ist nur ein kleiner Eingriff.

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Welche Pläne haben Sie als Oberärztin für die Kardiologie am EvK?

Wir sind als Teil der Inneren Medizin eine ziemlich kleine Abteilung. Ich möchte die kardiologische Versorgung weiter ausbauen und mein kardiologisches Wissen verstärkt an die Assistenzärzte weitergeben.

Sie sind nicht nur beruflich eingespannt, sondern zudem Mutter dreier Töchter, die Älteste ist zehn, die Jüngste ein Jahr alt. Wie schaffen Sie das?

Das ist alles eine Frage der Organisation. Ich arbeite 75 Prozent, also von 8 bis 14 Uhr. Wenn ich nach Hause komme, bin ich Vollzeit-Mama. Das ist anstrengend, aber ich bin auch gerne Ärztin. Jeweils ein Jahr Elternzeit hat mir gereicht. Ich habe so viel studiert. Kinder zu haben, heißt für mich nicht, dass ich meinen Beruf aufgeben muss.

Es sind Sommerferien. Steht bald Urlaub an?

Wir besuchen meine Eltern in Sachsen. Auch zu meiner Verwandtschaft in Vietnam halten wir Kontakt. Ich fahre nicht mehr so oft hin, aber die Kinder sollen trotzdem ihre Wurzeln kennenlernen.

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