Witten. Bei der Dr. Spang Ingenieurgesellschaft in Witten ticken die Uhren anders. Das macht die Firma zu einem besonders familienfreundlichen Arbeitgeber.
Davon können viele frisch gebackene Mütter und Väter nur träumen: Nach der Elternzeit einfach in den alten Job zurückkehren – und zwar mit so vielen Stunden, wie man es sich wünscht. Und dabei gleichzeitig die Garantie haben, später wieder auf eine volle Stelle aufstocken zu können. Zusätzlich noch die Möglichkeit zum Homeoffice und einen Zuschuss vom Arbeitgeber zur Kita-Gebühr. Klingt zu gut, um wahr zu sein? Ist in einem Wittener Unternehmen aber bereits Realität.
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Bereits zum zweiten Mal hat die Dr. Spang Ingenieurgesellschaft für Bauwesen, Geologie und Umwelttechnik mit Sitz an der Rosi-Wolfstein-Straße die Auszeichnung „Familienfreundliches Unternehmen“ erhalten. 2020 erfolgte die erste Zertifizierung, im Herbst 23 wurde sie bestätigt. Dafür hat sich in dem mittelständischen Familienunternehmen vieles verändert. „Wir haben uns quasi von der Steinzeit in die Zukunft katapultiert“, sagt Julia-Caroline Schmidt, Leiterin der Personalabteilung.
Vor fünf Jahren gab es noch starre Arbeitszeiten
Was sie damit meint: 2019 gab es in der Firma, die in zweiter Generation von den Brüdern Christian und Christoph Spang geführt wird, noch eine feste Arbeitszeit von 8 bis 16.30 Uhr. „Und Punkt 13 Uhr war Mittagspause.“ Heute können sich die Mitarbeitenden ihre Arbeitszeit zwischen 6 und 20 Uhr frei einteilen. Selbst eine Kernarbeitszeit von 10 bis 14 Uhr, die es zwischenzeitlich gab, ist abgeschafft worden.
Dafür hat jeder Mitarbeitende – egal ob er ein Kind hat oder nicht – Anspruch auf drei Tage Homeoffice in der Woche. „Aber die wenigsten nutzen das“, sagt Natascha Schüler, Referentin der Geschäftsleitung. Denn viele würden gerne ins Büro kommen – für den persönlichen Austausch und wegen der guten Stimmung. In besonderen Situationen, etwa wenn das Kind krank ist oder ein Angehöriger Unterstützung braucht, zeigt sich das Unternehmen im Gegenzug maximal flexibel.
Flexible Gestaltung der Arbeitszeit nimmt Frust aus dem Alltag
„Das ist einfach enorm viel Frust, der dadurch wegfällt“, sagt Ina Uhrmann, Abteilungsleiterin der Buchhaltung. Allein durch die flexible Gestaltung der Arbeitszeit. Überstunden werden genau erfasst und können bei Bedarf abgebaut werden. Selbst ins Minus darf die erfasste Arbeitszeit rutschen. So kann die zweifache Mutter auch ohne Bauchschmerzen ihren Sohn um 15 Uhr auf einen Arzttermin begleiten. „In einer anderen Firma wäre das schwierig, hier ist es kein Problem.“
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Eingestiegen ins Unternehmen ist die 44-Jährige Anfang 2014 nach ihrer Elternzeit. Denn bei ihrem vorherigen Arbeitgeber war eine Rückkehr in Teilzeit nicht möglich. „Hier habe ich sofort überhaupt keine Hürden gesehen“, erinnert sich Uhrmann. Mit 20 Stunden hat sie angefangen, je älter die Kinder wurden, desto mehr Stunden arbeitete sie. Schon in Teilzeit wurde sie zur Teamleiterin befördert. Mittlerweile – aus den kleinen Kindern sind Teenager geworden – ist sie wieder bei einer Vollzeitstelle angekommen.
Vier Wochen um die kranke Mutter gekümmert
Und als 2022 ihr Vater ins Krankenhaus kam, konnte sie sich vier Wochen zu Hause um die an Demenz erkrankte Mutter kümmern. „Ich habe sie betreut und nebenher gearbeitet, im Homeoffice und mit absolut freier Zeiteinteilung. Dafür bin ich sehr sehr dankbar.“ Mittlerweile ist auch ihr Mann bei der Ingenieursgesellschaft angestellt. „Seitdem können wir uns total gut organisieren. Das trägt enorm zur Work-Life-Balance bei.“
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Die Dr. Spang GmbH ist in den letzten Jahren stark gewachsen, beschäftigt aktuell über 300 Mitarbeitende, davon mehr als die Hälfte in der Zentrale in Witten. Gerade entsteht am Firmensitz an der Rosi-Wolfstein-Straße ein Neubau, weil das Unternehmen aus allen Nähten platzt. Dort werden dann auch ein Eltern-Kind-Büro und ein 100 m2 großes Fitnessstudio ihren Platz finden. Die Familienfreundlichkeit des Unternehmens rührt auch vom Privatleben der Geschäftsführer her – beide sind selbst Familienväter. Daher stoße man immer auf Verständnis, sagt Personalerin Schmidt, selbst Mutter eines vierjährigen Sohnes. Bei Betreuungsengpässen darf das Kind auch mal mit ins Büro.
Ingenieurgesellschaft auf Wachstumskurs
Gleichzeitig unterstützt der Erfolgskurs der Firma die arbeitnehmerfreundlichen Regelungen. „Wir haben mehr Aufträge als Mitarbeiter“, sagt Schmidt. Deshalb habe man auch noch nie jemanden befristet eingestellt – auch nicht als Elternzeitvertretung. Rund 40 Prozent der Beschäftigten sind weiblich. Ein für die Branche ungewöhnlich hoher Anteil. „Und wir sind nicht nur ein kinderfreundliches, sondern auch ein kinderfreudiges Unternehmen“, sagt die 37-Jährige. 100 Euro Zuschuss im Monat zahlt die Firma pro Kind für die Betreuung, alle Mütter und Väter würden das gerne in Anspruch nehmen.
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Und die Geschäftsleitung hat noch weitere Pläne. So ist bereits die Möglichkeit eines „Sabbaticals“, also einer mehrmonatigen Auszeit, angedacht. Aktuell läuft ein Pilotprojekt „Bürohund“. So will man testen, ob und wie künftig auch Hunde im Firmensitz willkommen sein können. „Denn für viele gehört der Hund ja auch zur Familie“, sagt Natascha Schüler.
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