Witten. „Droht auch die Schließung der Postbank in Witten?“ titelte die WAZ vor einem Monat. Jetzt gibt es die traurige Antwort auf diese Frage.
Es hatte fast einen gewissen Symbolwert. Kurz nachdem das Ende der Postbank in Witten offiziell verkündet worden war, streikte am Mittwochmorgen (3.7.) der Geldautomat in der betroffenen Filiale in der Stadtgalerie. Die Mitarbeitenden waren freundlich wie immer, aber auch traurig. „Noch 45 Tage“, teilten sie ihren überraschten Kundinnen und Kunden mit.
Der Konzern hat jetzt von sich aus die Schließung der Postbank in Wittens Einkaufscenter für den 19. August angekündigt. Richtig ist zwar, dass es sich um die „Postbank“ handelt. Aber im Grunde genommen bedeutet es das Ende der Hauptpost in der Wittener Innenstadt. Nach 164 Jahren.
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An der Poststraße 9 hatte alles angefangen, bevor es 1876 mit einem kaiserlichen Postamt Ecke Bahnhofstraße und nach dessen Zerstörung mit verschiedenen Notquartieren weiterging. 1966 wurde dann - zusammen mit dem City-Center - das große Postgebäude errichtet, das 2007 wiederum mit dem City-Center für die Stadtgalerie abgerissen wurde. Bevor die Post 2009/2010 in die Galerie zog. war sie übergangsweise sogar noch in dem damaligen Gebrauchtwarenkaufhaus Novum untergebracht. Nun ist endgültig Schluss.
Die Schließung sei eine Folge des Kahlschlags bei der Deutschen Bank, der Konzernmutter, die das Filialnetz halbiere, heißt es aus dem Umfeld der Postbank. Ein Konzernsprecher drückt das natürlich anders aus. „Wir folgen der allgemeinden Entwicklung und dem Kundenverhalten. Es gibt immer weniger Leute, die die Filialen aufsuchen.“ Stichwort Online-Banking.
Nichtsdestotrotz hat sich an diesem Morgen eine kleine Schlange hinter zwei geöffneten Schaltern gebildet, zwei von fünf. Aber die Wittener sind ja schon froh, wenn das Rollgitter morgens überhaupt hochgeht. Immer wieder stehen sie vor verschlossenen Türen. Aber bald für immer? Die Reaktionen auf das nahe Aus fallen erwartungsgemäß aus. Viele Kunden sind traurig, einige auch verärgert.
Wittener Kunde: „Das ist schlecht. Dann muss ich künftig nach Bochum“
„Das finde ich unmöglich“, sagt eine ältere Kundin, die ihren Namen nicht nennen will. „Das ist schlecht. Dann müsste ich künftig nach Bochum“, sagt Mark (50). „Ich mach hier Überweisungen und hole Geld ab.“ Letzteres könne man zwar auch als Postbank-Kunde bei der Deutschen Bank und der Commerzbank. „Die Servicesachen laufen aber alle über die Postbank.“
In der Schlange stehen auch Menschen mit Paketen und großen Kuverts, also auch reine Postkunden. Die müssen etwas mehr Geduld aufbringen, da in den letzten Wochen auch die Bankgeschäfte - wenn denn nicht am Automaten - am Schalter abgewickelt werden. Denn der Kundenberater der Postbank ist auch schon weg. Wir treffen Phil (26), der für einen Steuerberater arbeitet. „Blöd, dass die Post geht“, sagt er. „Vieles bei uns geht noch über den Postweg.“
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Ein vermutlich schwacher Trost für die Wittener: „Wer Post- und Paketdienstleistungen benötigt, findet ab dem 16. Juli in der Hauptstraße 35 eine neue Partnerfiliale der Deutschen Post mit den im Einzelhandel üblichen Öffnungszeiten“, teilt der Konzern mit. Ansonsten verweist er auf die „nächstgelegene Filiale“ der Postbank in Bochum-City, „Kortumstraße 100“.
Zur „kostenlosen Bargeldversorgung“ gebe es in Witten Geldautomaten der „Cash Group“, wozu die bereits erwähnten Institute gehören, und die Shell-Tankstelle. Außerdem verweist die Postbank auf das sogenannte „Cashback“-Verfahren in umliegenden Geschäften. Beim bargeldlosen Einkauf könne man sich kostenfrei Bargeld auszahlen lassen. Zusätzlich empfiehlt das Unternehmen, Geldgeschäfte per Online-Banking oder mobil mit der Postbank-App zu erledigen. Außerdem könne man unter www.deutschepost.de/standortfinder alle Standorte von Partnerfilialen der Deutschen Post finden, „Paketshops, Packstationen und Briefkästen in der Nähe“.
Unklar ist offenbar noch, was nach der Schließung aus dem großen Ladenlokal im Erdgeschoss der Stadtgalerie wird. Der Eigentümer des Centers, Phoenix Development, gibt sich auf Anfrage ganz entspannt: „Unser Mieter ist die Deutsche Post. Dieser Mietvertrag ist nicht gekündigt.“