Witten. So voll ist es an der Ruhr in Witten wohl nur einmal im Jahr: Denn dabei sein ist alles beim Drachenbootrennen. Die Atmosphäre ist einzigartig.
Vier Drachenboote pflügen die Ruhr aufwärts, so dass die Wellen ans Ufer schwappen. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen bahnt sich an. Hunderte Zuschauer feuern die Besatzungen an. Derweil legt an Steg 1 ein Boot an, in dem 20 Männer und Frauen in Hawaiihemden und mit Blumenketten sitzen. Kreative Outfits wie diese sieht man am Wochenende zuhauf. Keine Frage: Die „Days of Thunder“ rund um die Anlage des Kanu-Clubs Witten (KCW) sind mal wieder in vollem Gange.
Dabei sah es zunächst gar nicht so gut aus. Denn die teils heftigen Regenfälle von Freitagnachmittag hatten das Gelände in eine Schlammwüste verwandelt. „Aber zum Glück packen hier alle mit an“, sagt Jule Dominik vom KCW. Ein heimischer Betrieb stellte außerdem Kies und Schutt zur Verfügung, ein anderer einen Bagger, so dass die Fläche halbwegs hergerichtet werden konnte.
Kanu-Club Witten: Festival und Sportevent
„Es handelt sich um die 24. Auflage dieses Mega-Events“, so Jule Dominik. „Hier trifft Festivalatmosphäre auf Sport“, beschreibt sie den Charakter des mittlerweile kultigen Drachenbootrennens. In insgesamt 100 Rennen treten am Samstag und Sonntag 88 Teams auf der 250 Meter langen Strecke gegeneinander an – aufgeteilt in Leistungs- und Fun-Klasse, so die 28-Jährige weiter.
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Damit bei den Rennen alles mit rechten Dingen zugeht, ist Ulli Schreck (50) extra aus Bremen angereist. Die erfahrene Paddlerin ist trotz der Entfernung seit 20 Jahren Mitglied im Wittener Verein und fungiert jedes Jahr als Rennleiterin: „Denn bei allem Spaß müssen ja trotzdem die Regeln eingehalten werden.“
Auf den Wiesen neben dem Vereinsgelände des Kanu-Clubs ist eine kleine Zeltstadt entstanden. Darin wohnen übers Wochenende die teils von weither angereisten Paddelteams. Über deren Köpfen wehen Flaggen, manche mit Totenköpfen. Aus unzähligen Boxen dröhnt Musik, hier Schlager, da Techno. Jeder, wie er mag. Die Stimmung: überwiegend ausgelassen.
Pottnieten und Wattwürmer
Auch die Titelverteidiger von „Pottnieten 69“ haben es sich gemütlich gemacht und erholen sich von den ersten beiden Rennen des Tages. Das Team hat beide gewonnen, „obwohl das Boot einmal ins Trudeln geraten ist“, wie Teamkapitän Philipp Liebetanz (28) berichtet. Die „Pottnieten 69“ sind ein Freundeskreis, der bereits zum dritten Mal dabei ist. Nach Platz acht gelang im letzten Jahr der Sieg. Da es jetzt innerhalb der Crew aber viele Wechsel gab, bleibt Liebetanz mit einer Prognose für dieses Jahr zurückhaltend.
Einige Parzellen weiter wird es exotisch. „Dia de los Muertos“ lautet das Motto der „Wittener Wattwürmer“. Das Team um Angi Holtermann-Stumpf (57) gehört schon zum Inventar der Days of Thunder. Jedes Jahr überlegen sich die kreativen Paddlerinnen und Paddler ein neues Motto und setzen dabei auf Nachhaltigkeit, benutzen die verwendeten Materialien immer wieder.
Deko und Kleidung entführen die Besucher diesmal nach Mexiko - genauer gesagt an den Tag, „an dem die Lebendigen die Toten treffen“. „Wir sind aus Spaß dabei, aber wenn man im Boot sitzt, packt einen dann doch der Ehrgeiz“, lächelt die ehemalige Handballerin.
Besser lässt sich die Atmosphäre dieses besonderen Ereignisses, an dem Witten an der Ruhr zwei Tage lang kopfsteht, nicht auf den Punkt bringen.
Die Sieger
Bei den „Days of Thunder“ gibt‘s viele Gewinner. Bei den Fun-Teams haben gwonnen: HSV - die 10. Mission (Platz 1), JD Neuhaus Dragons (2), Pottnieten 69 (3), Ab-Nö Taucher (4). Die Siegerinnen der Damen-Teams: Trinkerbells and Friends (1), Das Leben ist kein Wunschkonzert (2), JD-Neuhaus Pearl-Dragons (3), Champussis (4). Die Gewinner in der Kategorie Fun Sport & Sport Teams: Stiepel Vikings (1), ThunderDrags Allstars (2), Rail Dragons (3), Bosch Drachen (4).
Den Preis fürs beste Outfit nehmen die Wittener Wattwürmer mit nach Hause, den Campsite-Pokal die Los Avernos. In Sachen Performance liegt Fluch aus der Karibik vor Tutti Frutti. Weiter geht‘s dann am Samstag, 29. Juni, mit den School Dragon Battles.
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