Witten. Mit Rasseln, Tröten und Applaus hat Witten den Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn gefeiert. So sah es beim Public Viewing aus.

Manchmal blendet die Sonne, aber eigentlich stimmt alles an diesem herrlichen Fußballabend in Witten. Die Kellnerinnen und Kellner im Cafe Extrablatt tragen Schwarz-Rot-Gold auf der Wange oder mit einem Hut auf dem Kopf, einige Gäste haben sich das Trikot der Nationalmannschaft übergestreift. Allerdings das in Weiß. „100 Euro“ für die Farbe Magenta, die die Nationalspieler an diesem Abend gegen Ungarn tragen, ist den meisten dann doch zu viel.

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Ob in der Innenstadt, im Kleingartenverein, beim TuS Heven, in Herbede oder auf dem Hohenstein: Überall ist an diesem frühen Abend kurz vor Sommeranfang Public Viewing angesagt. Die Straßen sind zwar nicht wie leer gefegt. Aber viele tausend Wittener dürften beim zweiten Vorrundenspiel mitfiebern. So wie Michael und Kornelia.

Kornelia, die sich einen kleinen Strohhut in den deutschen Farben aufs blonde Haar gesetzt hat, zückt die Rassel, als Musiala in der ersten Hälfe das 1:0 macht. Michael bedient die Tröte. In Dreier-, Vierer- und Fünferreihen sitzen sie draußen vor dem großen Monitor von Cafe Extrablatt. Vor dem Fernseher drinnen wird ein bisschen früher gejubelt. Das nimmt ein wenig die Spannung, tut der Begeisterung aber keinen Abbruch.

Wittener Fan: „Deutschland wird noch ein Tor machen“

„Deutschland wird noch ein Tor machen“, hat „Korki“ (41) prophezeit und er soll Recht behalten. 2:0 hat der türkischstämmige Wittener getippt. Wobei sich alle einig sind, dass diese Ungarn nicht mit den Schotten zu vergleichen sind. „Das war viel anstrengender als gegen Schottland“, sagt Michael, der Fan mit der Tröte, noch vor der Halbzeitpause..

In mehreren Reihen sitzen die Gäste vorm Fernsehr im Cafe Extrablatt in Witten.
In mehreren Reihen sitzen die Gäste vorm Fernsehr im Cafe Extrablatt in Witten. © Jürgen Augstein | Jürgen Augstein

Das Publikum ist so bunt wie Deutschlands A-Team. Vor uns verfolgt ein junges Pärchen das Spiel, nebenan zwei Medizinstudentinnen aus Hamburg und Mainz, einen Tisch weiter eine Familie, die Erdbeereis bestellt. Der Fußball vereint sie an diesem Abend mal wieder alle.

„Das war nicht so einfach wie das letzte Spiel“, sagt Lotta (23), die es sich mit ihrer Kommilitonin Annika (26) in der dritten Reihe gemütlich gemacht hat. Das kleine Wortgefecht mit dem Vordermann, der seinen Tisch vor die beiden Studentinnen gestellt hat, hat sich längst ledigt. Alle können gucken. Und, Hauptsache gewonnen.

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Für die Lokale macht sich das Public Viewing allemal bezahlt. Die Fans bestellen Burger und Bier, Erdbeershakes und Cocktails, große alkoholfreie Getränke und sie geizen auch nicht mit dem Trinkgeld, zumal dann, wenn die Zeichen wie an diesem Abend auf Sieg stehen. Zwischendurch wird schon mal abkassiert, damit niemand nach dem Abpfiff vor lauter Glückseligkeit das Bezahlen vergisst.

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In etlichen Gärten, auf unzähligen Terrassen wird beim Grillen ebenfalls der Einzug der Nagelsmann-Truppe ins Achtelfinale gefeiert. Das dritte Spiel gegen die Schweiz ist jetzt nur noch Formsache. Erledigt hat sich auch die Diskussion um Torwart Manuel Neuer. „Einfach Bombe“, kommentiert „Korki“ aus dem Extrablatt dessen tolle Paraden. In der Brust des 41-Jährigen schlagen zwei Herzen, für Deutschland und die Türkei. „Was mach‘ ich bloß, wenn beide ins Finale kommen?“

Nun, so weit ist es noch lange nicht. Jetzt ist Witten erst einmal bereit fürs Achtelfinale. Hoffentlich spielt dann auch wieder das Wetter mit. Und wenn die Deutschen wieder siegen, darf ruhig ab und zu die Sonne blenden.