Witten. Der Fachkräftemangel erschwert Betrieben die Freistellung von Mitarbeitenden für den ehrenamtlichen Einsatz. Doch Wittens DRK will nicht klagen.
Drachenbootrennen, Grönemeyer-Konzerte und dann auch noch die Europameisterschaft: Das DRK Witten hat alle Hände voll zu tun - und braucht dazu ehrenamtliches Personal. Doch die geforderte Sollstärke bei den Einsätzen zu erreichen, wird immer schwieriger.
20 von 51 Spielen der Europameisterschaft finden in NRW statt. Das DRK Witten ist immer dabei, vor allem in Dortmund und Gelsenkirchen, in kleinerer Besetzung auch in Düsseldorf und Köln. Dazu kommen Einsätze bei Public Viewings. Entscheidend fürs Rote Kreuz ist allerdings aufm Platz. Wie Stadioneinsätze ablaufen, erklären DRK-Sprecher Jens Struppek, DRK-Kreischef Wilm Ossenberg und Katastrophenschutz-Experte Stefan Ebner.
Europas Fußballverband UEFA lässt um 21 Uhr anpfeifen. Für den 40-köpfigen DRK-Zug bedeutet das: Die Beteiligten müssen drei Stunden vorher da sein. Abrücken dürfen sie erst drei Stunden nach Abpfiff. Dabei sind Hin- und Rückfahrt noch nicht eingerechnet.
„Je nachdem, wo einer arbeitet, muss er um 14 Uhr weg“, rechnet Stefan Ebner vor. „Und am nächsten Morgen um vier Uhr liegen die Leute dann im Bett“, fügt Wilm Ossenberg hinzu. „Und dann“, juxt der DRK-Chef, „können sie eigentlich gleich durchfahren zur Arbeit.“ Was heißt das für Arbeitgeber?
„Wir können sagen, dass wir das zum Glück ganz gut hinbekommen.““
Sie müssen Mitglieder ihrer Belegschaft gleich für zwei Tage freistellen, wenn fürs Rote Kreuz ein Einsatz bei EM-Spielen ansteht, in Dortmund etwa, in Gelsenkirchen, in Düsseldorf oder Köln. Der Staat übernimmt zwar Lohnkosten für Ausfallzeiten von Ehrenamtlern. Dennoch fehlen sie bei der Arbeit im Betrieb. „Wir können sagen, dass wir die Freistellungen zum Glück ganz gut hinbekommen“, beschreibt Jens Struppek die Lage. Ob es so bleibt, steht dahin. Warum?
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„Es gibt inzwischen schon mal Situationen, wo einer von uns sagt, ich wäre schon gerne mitgekommen, aber ich kann nicht“, sagt Stefan Ebner, „weil in der Firma so viele krank sind.“ Die Personaldecke vieler Betriebe ist dünn. Etliche Unternehmen erleben Fachkräftemangel.
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Das DRK setzt Hoffnung auf ehrenamtlichen Nachwuchs. „Wir haben gerade bei jungen Leuten, die mit der Schule fertig geworden sind, guten Zulauf“, sagt Jens Struppek. „Sie wollen sich sozial engagieren, nach dem Motto: Ich habe Lust, ich habe Zeit. Nebenher mache ich meine Ausbildung fertig, oder mein Studium“, ergänzt Stefan Ebner.
„Viele der jungen Leute wollen sich nicht mehr ein ganzes Leben lang an einen Verein binden.““
Allerdings beobachtet Jens Struppek bei Neuzugängen: „Viele der jungen Leute wollen sich nicht mehr ein ganzes Leben lang an einen Verein binden.“ Stefan Ebner ahnt, warum: Zum einen ziehen DRK-Mitglieder nach dem Studium aus beruflichen Gründen oft weg. Zum anderen binden Familiengründung und Hausbau bei anderen Mitgliedern so viel Zeit, dass fürs Ehrenamt nichts mehr übrigbleibt. Das DRK-Trio will aber nicht Trübsal blasen: Nach der Familienphase kämen etliche Mitglieder wieder zurück.