Witten. Himmelwärts-Moderator Matthias Kleiböhmer hat ein Buch geschrieben. Darin macht er Paaren Mut zur Liebe – selbst wenn ein wichtiger Faktor fehlt.
Er ist Theologe, arbeitet für die Creative Kirche, viele kennen ihn als Moderator der Himmelwärts-Gottesdienste. Kurz: Der christliche Glaube ist wichtiger Teil seines Lebens. Seine Frau hingegen ist nicht gläubig. Kann eine solche Beziehung funktionieren? Ja, sagt Matthias Kleiböhmer. Wie und warum, das erklärt der 47-Jährige in seinem Buch „Sonntagmorgensingle – Wie es ist, der einzige Christ in der Familie zu sein“ – und hier im Interview.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, über das Problem zu schreiben?
Ich habe in der Pandemie eine Online-Predigt bei den Wohnzimmer-Gottesdiensten darüber gehalten, weil ich wusste, dass es vielen so geht. Aber die Resonanz hat mich dann doch überrascht: Ich habe über 90 Zuschriften bekommen. Diesen Menschen wollte ich ein Buch zu dem Thema empfehlen und musste dann feststellen: Es gibt keins. Deswegen habe ich selbst eins geschrieben.
Haben Sie sich einfach hingesetzt und losgelegt?
Nein, ich habe zunächst mein Konzept und ein Probekapitel an zwei Verlage geschickt. Und gleich der zweite, das Gütersloher Verlagshaus, hat Ja gesagt. Damit bin ich sehr zufrieden. Das Haus gehört schließlich zur Random-House-Gruppe, und da ist immer hin auch das Buch von Prinz Harry erschienen...
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Und schon hatten Sie eine Abgabefrist. War es schwer, die einzuhalten?
Nein, das Schreiben ist mir leichtgefallen, leichter als gedacht. Ich habe mich ja jahrzehntelang reingedacht in das Thema, immerhin bin ich schon 15 Jahre lang mit meiner Frau zusammen. Aber es war spannend, auf diese Weise mit ihr neu in den Austausch darüber zu kommen.
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Was erzählen Sie denn in Ihrem Buch – private Geschichten?
Es ist halb ein Erfahrungsbericht, halb ein Sachbuch geworden. Ich erkläre zunächst ein paar grundlegende Dinge zum Glauben, es gibt theologische Kapitel, etwa zum Jüngsten Gericht. Und dann beschreibe ich anhand von Lebensereignissen wie Heirat, Taufe oder Beerdigung – und teils auch mit persönlichen Anekdoten – , wie eine solche Beziehung gelingen kann.
Können Sie Ihre Tipps kurz für mich zusammenfassen?
Auf der einen Seite muss da der Respekt sein. Der andere muss akzeptieren, dass ich Zeit und Geld investiere, weil mir der Glauben wichtig ist. Und auf der anderen ist es wichtig, dass ich Menschen habe, mit denen ich meinen Glauben leben kann. Nicht nur eine Gemeinde, sondern ganz konkrete Personen. Denn alleine glauben, das geht nicht. Und mit meiner Frau kann ich zwar über Gott reden, aber nicht die Freude darüber teilen.
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Und trotzdem raten Sie von einer solchen Beziehung nicht ab?
Nein, ich würde niemals die Liebe für den Glauben riskieren. Im Gegenteil: Ich möchte Mut machen, dem Gefühl der Liebe zu folgen. Man kann gleiche Werte auch von unterschiedlichen Seiten aus verfolgen. Mit dem Buch möchte ich ja gerade einen Beitrag dazu leisten, wie man trotz unterschiedlicher Ansichten zusammenleben kann. Das ist mir wichtig, gerade in einer Zeit, in der die Gesellschaft immer mehr auseinanderzudriften scheint.
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Gelingt Ihnen das Zusammenleben, ohne zu missionieren?
Ja, die Familie ist kein Ort zum Missionieren. Das heißt aber nicht, dass Religion bei uns nicht stattfinden würde. Ich habe etwa meine Kinder nicht taufen lassen, weil ich finde, dass sie das selbst entscheiden sollten. Aber es war dann auch mein Ansporn, ihnen vom Glauben zu erzählen. Nun sind sie neun und elf Jahre alt – und haben sich zur Taufe entschlossen.
90 Zuschriften gab es auf Ihre Predigt. Haben Sie auch schon Reaktionen auf ihr Buch bekommen?
Ja mehrere. Ein Paar hat mir sogar geschrieben, ich hätte seine Beziehung gerettet. Selbst wenn es nur dabei bleibt, dann hat sich der Aufwand schon gelohnt.
Matthias Kleiböhmer: Sonntagmorgensingle. Wie es ist, der einzige Christ in der Familie zu sein. Gütersloher Verlagshaus. 18 Euro