Witten. Nun hat es auch die Wittener Tafel erwischt. Sie wurde wegen zu vieler kranker Mitarbeiter geschlossen. Darauf müssen Bedürftige nun verzichten.
Die Wittener Tafel ist seit Donnerstag (14.7.) dicht. 60 Prozent der Mitarbeitenden seien an Corona erkrankt, begründet der Verein die „vorübergehende Schließung“.
Unter „Aktuelles“ teilt die Tafel im Netz mit, dass es nicht mehr möglich sei, den laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten. „Nachdem das Team in den vergangenen zweieinhalb Jahren Pandemie ganz Außerordentliches geleistet hat, so dass zu keiner Zeit der Betrieb unserer Tafel gefährdet war, ist es nun doch passiert“, heißt es auf der Internetseite.
Die Tafel bleibt „zunächst“ eine gute Woche geschlossen, bis Freitag, 22. Juli. Das trifft die Hilfsbedürftigen angesichts der explodierenden Preise bei Lebensmitteln in einer besonders schweren Zeit. Die Wittener Tafel zählt nach eigenen Angaben mittlerweile mehr als 1200 Kunden in ihrem kleinen Lädchen an der Herbeder Straße 22. Auch das Frühstück „to go“ und Fertiggerichte zum Abholen liegen jetzt erst mal auf Eis.
„Das ist schon sehr hart für die Leute“, sagt Jürgen Golnik, Leiter der Tafel. Er sieht aber derzeit keine Alternative zur kompletten Schließung. „Wir hatten innerhalb von drei Tagen vier Corona-Fälle und waren nur noch zu dritt“, so der 56-Jährige. Damit könne man keinen geregelten Betrieb aufrechterhalten.
Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, benötige man zehn Mitarbeitende, sagt Schatzmeisterin Birgit Wolf (56). Die Ehrenamtlichen, meist ältere Helfer, seien wegen der Ansteckungsgefahr verständlicherweise schon zu Hause geblieben.
Wittener Tafel holt täglich 40 Kisten Obst und Gemüse bei Spendern ab
Nicht mehr abgeholt werden können auch die Lebensmittel bei den Sponsoren. „Die sind alle persönlich durch mich informiert worden“, sagt Golnik. Die Tafel sammelt sonst täglich 40 Kisten Obst und Gemüse sowie fünf Kisten Milchprodukte und Wurst bei Supermärkten und Bäckereien ein.
Die Zahl der Kunden sei konstant auf hohem Niveau, sagt der Tafel-Leiter. Sie habe sich durch die Flüchtlinge aus der Ukraine noch leicht erhöht. Anders als in anderen Städten gab es in Witten aber keinen Aufnahmestopp. Golnik: „Jeder, der bedürftig ist, wird weiterhin von uns versorgt.“ 40 bis 50 Menschen holen sich normalerweise täglich dort ganz billige Lebensmittel. Sie müssen sich jetzt woanders mit günstigen Nahrungsmitteln versorgen.
Wie es nach der Schließung in der nächsten Woche weitergeht, ist zurzeit noch nicht absehbar. Vorsitzender Jürgen Wolf (69): „Je eher wir wieder aufmachen, desto besser.“