Witten. Die Tafel ist für hunderte Wittener nicht mehr wegzudenken. Was es dort für kleines Geld so alles gibt. Auch an den Feiertagen?

Über Weihnachten bleibt die Tafel in Witten zu, auch schon am Morgen von Heiligabend. Zwischen den Jahren sind die ehren- und hauptamtlichen Helfer von Montag bis Mittwoch zwischen 9 und 13 Uhr wieder für die Menschen da.

Einer dieser Helfer ist Michael Stephens, der mit seinem Kollegen gerade den weißen Transporter ausräumt. Sie tragen Paletten voller Obst und Gemüse in den Sortierraum. Morgens haben sie die Ware bei Discountern und Bäckereien abgeholt. Rund 15 Geschäfte gehören zu den festen "Lieferanten" des Vereins, der Bedürftigen mit superpreiswerten Lebensmitteln unter den Arm greift.

Spendenaufkommen der Discounter in Witten geht zurück

"Es wird aber langsam immer weniger", sagt Stephens, und meint damit das Spendenaufkommen. Das liegt nicht an der Knauserigkeit der Supermärkte und Geschäfte, sondern hat mehr mit deren Planung zu tun. "Die Firmen haben ihre Einkaufspolitik geändert. Sie kaufen nicht mehr so viel ein, dann müssen sie auch nicht mehr so viel wegtun", sagt der 53-Jährige. Denn genau davon lebt die Tafel: von dem, was übrig ist, wenn abends die Ladentüren schließen, und was am nächsten Tag nicht mehr im Sortiment wieder landet.

"Bezugsberechtigt" sind vor allem ärmere Menschen wie Hartz-IV-Empfänger. Sie müssen sich entsprechend ausweisen können. Wer dann wie viel im Tafellädchen bekommt, hängt nicht zuletzt vom aktuellen Warenbestand ab. "Haben wir zum Beispiel viele Tomaten, können die Leute auch viele Tomaten kriegen", sagt Andrea Benkenstein vom Tafellädchen, die gerade eine ganze Palette Nuss-Nougat-Creme ins Haus trägt.

Ein Brot im Tafellädchen in Witten kostet 30 Cent

Die Preise sind nicht mit denen im Geschäft vergleichbar. Ein Kilo Obst oder Gemüse kostet 35 Cent, ein Brötchen fünf Cent, ein Brot 30 Cent, das zweite ist umsonst. "Seitdem wir Corona haben, rufen viele an und fragen, was wir brauchen", sagt die 51-Jährige. In diesem Moment bringt eine Frau eine kleine Weihnachtstüte mit Duschzeug und einem Buch vorbei. In der Garage stapeln sich Weihnachtsgeschenke, die die Creative Kirche gebracht hat. Sie sollen zwischen den Jahren verteilt werden.

Helferin aus Witten: Durch Corona ist alles stressiger geworden

"Durch Corona ist alles stressiger geworden", sagt Anita Rohloff (62), die im Sortierraum arbeitet. Das Frühstück, das es bei der Tafel ebenfalls gibt, darf nur noch nach draußen herausgegeben werden. Ins Tafellädchen kommt die Kundschaft nur noch zweit. Die anderen warten draußen - nicht immer den AHA-Regeln folgend.

Rund 30 Menschen in Witten suchen täglich die Tafel an der Herbeder/Ecke Hans-Böckler-Straße auf, der Empfängerkreis umfasst Hunderte von Personen. Die Zahl der Einzelspenden ist gerade in den letzten zwei Wochen deutlich in die Höhe geschnellt. Ein bisschen Mitmenschlichkeit in Zeiten, die für alle schwer sind. Aber wann fühlt sich Leben gerade für Tafel-Besucher schon mal leicht an? Viele leben so gerade am Existenzminimum.

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