Witten. Die Kath. Gemeinden in Witten haben ihre Martinszüge abgesagt. Alle? Nein, in Herbede ziehen Ross und Reiter mit Laternen durchs Dorf. Und sonst?
Auf traditionelle Martinsumzüge mit Ross und Reiter müssen die meisten Kinder in Witten wohl auch in diesem Jahr verzichten: Die Katholischen Kirchengemeinden haben ihre Feiern abgesagt – bis auf St. Peter und Paul. Doch ob der beliebte Umzug in Herbede tatsächlich am Sonntag (14.11.) stattfinden kann, hing wochenlang am seidenen Faden. „Wir haben nach dem Hackerangriff bisher nur eine mündliche Zusage der Stadt“, so Andreas Damsky.
Der Mann vom Kirchenvorstand, der den Martinszug organisiert, hat die letzten Tage mit einem Gefühl zwischen Hoffen und Bangen erlebt. „Uns läuft die Zeit weg“, sagt er und wünscht sich für die Familien so sehr, dass die schriftliche Genehmigung noch rechtzeitig eintrifft. Denn längst hat er nicht nur Pferd und Reiter geordert, auch Brezelkarten seien schon reichlich verkauft worden. „An die 200 Stück.“ Mit rund 500 Besuchern rechnet Damsky am Sonntag. „Das ist nach der Corona-Schutzverordnung kein Problem. Wir müssen nur auf Abstand achten.“
St. Martin soll durch Witten-Herbede reiten
Nach einem kleinen Gottesdienst im Innenhof des Josefshauses soll St. Martin, begleitet von Bläsern des Posaunenchores der Ev. Kirchengemeinde, hoch zu Ross durch Herbede reiten. Im Anschluss können sich alle am Martinsfeuer auf der Pfarrwiese wärmen. „Es wäre ganz bitter, wenn wir das kurzfristig absagen müssten“, sagt Andreas Damsky. Zum Glück habe er den Antrag an die Stadt per Post losgeschickt – etwa zur gleichen Zeit, als dort vor dreieinhalb Wochen der Cyberangriff erfolgte – und sämtliche Mails verloren gingen.
Damsky und alle, die sich darauf freuen, können aufatmen. Denn auf Anfrage dieser Redaktion erklärt Stadtsprecher Jörg Schäfer am Dienstagnachmittag (9.11.): „Der Umzug in Peter und Paul ist genehmigt.“
Die Kirchengemeinde Herz Jesu in Bommern dagegen hat offenbar zu früh aufgegeben. Die Pfadfinder hatten schon alles so schön für den 11. November geplant: Martinsspiel auf der Wiese an der Kapellenstraße, Umzug mit Pferd, Posaunenchor und Fackeln durch den Bommerfelder Ring. Doch daraus wird nichts. Sie haben kurzerhand alles abgesagt. Auch hier habe die Genehmigung der Stadt gefehlt.
St. Martin reitet nicht durch St. Marien und es gibt keinen Martinsmarkt auf dem Kirchplatz von St. Joseph in Annen. Den Gemeinden schien es zu riskant, auf die Zusage zu warten. „Schade ist das allemal“, sagt Friedrich Barkey, Leitender Pfarrer des Pastoralen Raums. „Doch wir mussten einfach die Reißleine ziehen.“ Die Kitas würden stattdessen intern kleine Feiern veranstalten.
Wittener Erzieherin: Kindern eine Alternative bieten
„Wir wären gemäß den Corona-Auflagen ohnehin nicht als Gruppe bei der Gemeinde mitgegangen“, sagt Andrea Puscz, Leiterin des Kath. Kindergartens Herz Jesu in Bommern, bedauert aber dennoch, dass der Umzug ausfällt. Ihre Laternen haben die Kinder trotzdem nicht vergeblich gebastelt. Ohne Eltern werden sie am Martinstag in die Kirche ziehen, wo Gemeindereferent Dominik Mutschler mit Umhang und Spielzeugpferd auf sie wartet. Anschließend gibt’s ein Frühstück mit Brezeln und Tee.
„Wir müssen den Kindern ja eine Alternative bieten“, sagt Andrea Puscz. „Es ist doch wichtig, die Legende vom Heiligen Martin und was er Gutes getan hat, zu vermitteln.“ Viele Familien hätten außerdem erzählt, dass sie einen privaten Rundgang mit Laterne planen – wie es so manche bereits im vergangenen Corona-Jahr als Ersatz für den Martinszug getan hatten.
Kleine Martinsfeiern auf dem Schulhof
Auch einige Schulen feiern St. Martin in kleinem Rahmen. So verweist die Breddeschule auf ihrer Homepage darauf, angesichts steigender Infektionszahlen nur einen Laternenrundgang auf dem Schulhof anzubieten. Gleiches gilt für Pferdebach- und Buchholzer Grundschule.
Die Rudolf-Steiner-Schule verzichtet auf den großen Martinsmarkt. Dabei sei man schon mit Anfragen bombardiert worden, heißt es von der Waldorfschule. „Der Markt wird vermisst.“ Zumal schon im zweiten Jahr. Nun bleibt es auch hier bei internen Feiern. Doch selbst die hätten sie frühzeitig bei Gesundheits- und Ordnungsamt angemeldet.
Im nächsten Jahr aber, das hoffen alle Kitas, Kirchengemeinden und Schulen, da können sie den Martinstag wieder wie vor Corona feiern.