Witten. Astrazeneca liefert deutlich weniger Impfdosen als geplant. Das spürt auch das Impfzentrum für Witten. Dort könnte das Mittel bald knapp werden.
Nach dem vorübergehenden Impfstopp in der vergangenen Woche, droht nun der nächste Ärger mit Astrazeneca. Wie aus einem Erlass des NRW-Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales hervorgeht, werden die aktuellen Liefermengen des Impfstoffs „deutlich geringer ausfallen“ als ursprünglich angekündigt – damit werden auch erheblich weniger Dosen in den Impfzentren ankommen. „Das wirft all unsere Planungen über den Haufen“, ärgert sich Christian Füllers, ärztlicher Leiter des für Witten zuständigen Impfzentrums in Ennepetal.
Die für die vergangene Woche dem Kreis zugewiesene Menge an Impfdosen sei vom Land um rund zwei Drittel gekürzt worden, so Füllers. 1040 Dosen weniger als geplant hat der Kreis für diesen Zeitraum erhalten. Für die laufende Woche könne der Impfstoff laut Ministerium „erst dann und in verminderter Form bereitgestellt werden, wenn absehbar ist, ob noch Impfstoff zur Verfügung steht.“
178.000 Dosen weniger von Astrazeneca geliefert
Hintergrund: Das Land selbst hat anstelle von 120.000 Impfdosen in der vergangenen und 144.000 Impfdosen in der aktuellen Woche nur jeweils 43.200 Dosen erhalten und damit insgesamt 178.000 Dosen weniger als erwartet.
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„Wir wollten richtig Gas geben diese Woche“, sagt Füllers. Doch nun arbeitet man in Ennepetal eher daran, den wenigen Impfstoff zu verwalten. Einen Teil könne man dadurch auffangen, dass mit dem neuen Erlass aus Düsseldorf nun in den Einrichtungen der Eingliederungshilfe – also etwa in Behinderten-Werkstätten – mit Moderna statt mit Astrazeneca geimpft wird.
Kommende Woche könnte es mit dem Astrazeneca-Impfstoff im Impfzentrum knapp werden
„Aber es besteht nach wie vor ein eklatanter Impfstoffmangel“, sagt der 65-Jährige. „Wir hatten gehofft, es würde nun endlich besser werden – und jetzt wird es schlechter.“ Was besonders an ihm nagt: Für die kommenden Tage und Wochen sind die Termine für die Impfungen mit Astrazeneca bereits ausgebucht. „Diese Woche kommen wir mit den Impfdosen noch hin, aber dann wird es knapp.“ Es sieht also so aus, als könnten nicht alle, die einen Termin haben, auch geimpft werden.
Der ärztliche Leiter des Impfzentrums wünscht sich mehr Transparenz vom Ministerium. „Das Schlimme für uns ist: Wir erfahren nur, dass wir weniger Impfstoff bekommen. Aber nicht, warum.“ Es gebe keine Erklärungen. Das erschwere auch die Kommunikation mit den Bürgern.
900 Impftermine mit Astrazeneca sind ausgefallen
Etwas Reserve an Astrazeneca gibt es beim Kreis derzeit wegen der ausgefallenen Impfungen in der letzten Woche. Als Deutschland die Impfungen mit dem Mittel für einige Tage aussetzte, sind in Ennepetal zwischen Montagnachmittag und Donnerstag insgesamt 900 Termine ausgefallen. Aber die Möglichkeit, sich einen neuen Termin geben zu lassen, sei bislang kaum wahrgenommen worden, sagt Christian Füllers. „Wir hatten damit gerechnet, dass die Menschen vielleicht auch einfach vor der Tür stehen, aber das war nicht der Fall.“ Der Impfstoff für sie sei vorhanden, betont der Mediziner. Die Impftermine am Wochenende seien aber weitestgehend von den Bürgern wahrgenommen worden.
Impfzentrum ist bis 22 Uhr geöffnet
Um die ausgefallenen Astrazeneca-Termine zeitnah nachholen zu können, hat das Impfzentrum in dieser Woche seine Öffnungszeiten um zwei Stunden verlängert und ist statt bis 20 nun bis 22 Uhr geöffnet. Wer sich einen neuen Termin für eine ausgefallene Impfung machen möchte, kann sich weiterhin per Mail melden (schutzimpfung@en-kreis.de). Bis Freitag waren 6300 Menschen im Kreis mit dem Mittel von Astrazeneca geimpft worden. Mittlerweile sei rund die Hälfte der Über-80-jährigen im Kreis gegen Corona geimpft, so Füllers. Insgesamt leben 24.000 Menschen im Kreis, die ihren 80. Geburtstag schon gefeiert haben. In Witten haben rund 7200 Senioren eine Einladung zur Impfung erhalten.
Einen Silberstreif am Horizont gibt es aber doch. Das Land erwartet am Ende nächster Woche, also rund um Ostern, eine größere Lieferung des Astrazeneca-Impfstoffs, genauer gesagt 384.000 Dosen. Hiervon sollen die Impfzentren „relevante Mengen“ erhalten.