Witten. „Fassungslos“ hat das Team im Impfzentrum für Witten und den Kreis auf das plötzliche Aussetzen der Astrazeneca-Impfungen reagiert. Und nun?

Die Impfkampagne im Kreis lief gerade fast rund, da kam das plötzliche Aus. Das Aussetzen der Astrazeneca-Impfungen in ganz Deutschland hinterlässt vor Ort Fassungslosigkeit. So jedenfalls schildert es Dr. Christian Füllers, der Ärztliche Leiter des Impfzentrums in Ennepetal.

Natürlich müsse man jetzt klären, ob es einen Zusammenhang zwischen Astrazeneca-Impfungen und Hirnvenenthrombosen gebe, die in einigen wenigen Fällen auftraten. Der Mediziner bezeichnet diese Blutgerinnsel als „sehr selten und sehr gefährlich“. Er hätte die Impfungen aber weiterlaufen lassen – bei sieben Fällen und über 1,6 Millionen Impfungen.

4100 Menschen aus Witten und dem Kreis bisher mit Astrazeneca geimpft

„Fassungslos“: Der Ärztliche Leiter des Impfzentrums, Dr. Christian Füllers, wurde mit seinem Team vom Impfstopp mit Astrazeneca am Montagnachmittag überrascht, als noch rund 150 Menschen damit hätten geimpft werden sollen.
„Fassungslos“: Der Ärztliche Leiter des Impfzentrums, Dr. Christian Füllers, wurde mit seinem Team vom Impfstopp mit Astrazeneca am Montagnachmittag überrascht, als noch rund 150 Menschen damit hätten geimpft werden sollen. © WP | Carmen Thomaschewski

4100 Menschen sind bisher in Ennepetal mit Astrazeneca geimpft worden und ja, es habe Impfreaktionen gegeben: mal Schmerzen im Arm, Kopfweh, zum Teil geschwollene Lymphknoten und Fieber. „Das hat in der Regel einen Tag gedauert, dass sich die Leute schlecht fühlten“, sagt Füllers. Eine Patientin aus Ennepetal sei mit dem Verdacht auf Lungenembolie ins Krankenhaus gekommen. Ein Zusammenhang mit der Impfung sei aber nicht bestätigt worden.

Auch der Leiter der Baedekerschule und sein Kollegium wurden schon mit Astrazeneca geimpft. „Von 15 Lehrern hatte die Hälfte am nächsten Tag Fieber, Schüttelfrost oder starke Kopfschmerzen“, sagt Andreas Straetling. Die anderen hätten keine Symptome gezeigt. Als am Montagnachmittag die Nachricht vom Impfstopp kam, hätten nur einzelne Besucher des Impfzentrums verärgert reagiert, etwa ein Mann, der extra von der Arbeit in Recklinghausen gekommen sei, um seine Eltern zu bringen, sagt der Ärztliche Leiter Christian Füllers. Abends hätten noch Polizisten aus dem EN-Kreis geimpft werden sollen. 60 bereits aufgezogene Spritzen mussten ungenutzt entsorgt werden, wie unsere Redaktion erfuhr.

Impfzentrum in Ennepetal war knapp unter voller Auslastung

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Nun bleibt es vorerst wieder bei den Biontech-Impfungen für die über 80-Jährigen. Hier schätzt Füllers, dass man ungefähr auf 450 Impfungen am Tag kommt. Zusammen mit den Astrazeneca-Impfungen sei das Impfzentrum zuletzt knapp unter seiner vollen Auslastung von 1000 Impfungen täglich gewesen. Berufsgruppen wie Lehrer, Erzieherinnen oder Polizeibeamte waren jetzt dran. Der Kreis hat alle 1900 Termine für Astrazeneca-Impfungen bis Sonntag abgesagt.

Auch die Hausärzte, die noch nicht impfen dürfen, wurden vom Astrazeneca-Stopp kalt erwischt. „Die ganze Praxis war geschockt“, sagt Ärztesprecher Dr. Arne Meinshausen. Nun verzögere sich wieder die ganze Impferei. „Der Stoff ist gut“, so der Herbeder Mediziner. „Aber wenn es Verdachtsmomente auf schwere Nebenwirkungen gibt, muss man das prüfen.“

Hausarzt rechnet in Kürze wieder mit Astrazeneca-Impfungen

Er gehe davon aus, dass das Vakzin in wenigen Tagen wieder verabreicht werden könne, dann – wegen des erwarteten Imageproblems – vermutlich an jeden, der will, also etwa auch junge Menschen. Leichte Nebenwirkungen seien mit gängigen Schmerzmitteln beherrschbar. Meinshausen: „Viel wichtiger ist der dann bestehende Impfschutz.“ Er bleibt optimistisch, dass bis Ende Juli alle Wittener durchgeimpft werden können - vorausgesetzt, es kommt noch genug Impfstoff.

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