Witten. Wasser und Schlamm haben auf Wittens Zeche Theresia und im Zechenhaus Herberholz große Schäden angerichtet. Das Muttental im Ausnahmezustand.

Rein ins Muttental kommt man nicht. Es sei denn, man ignoriert, wie so mancher Spaziergänger und Radler, die Polizeiabsperrungen an der Nachtigall-und der Rauendahlstraße. „Tief Bernd“ hat am Mittwoch (14.7.) auch Wittens Top-Ausflugsziel übel mitgespielt. Durch die starken Regenfälle rutschte ein Hang auf die Zeche Theresia. Das Zechenhaus Herberholz, das nach einer rund anderthalbjährigen Coronapause gerade wieder Gäste empfing, wurde vom Schlamm und vom Muttenbach geflutet.

Blick in den von der Schlammlawine stark beschädigten Lokschuppen der Zeche Theresia im Wittener Muttental.
Blick in den von der Schlammlawine stark beschädigten Lokschuppen der Zeche Theresia im Wittener Muttental. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Ironie des Schicksals: Das Unwetter hat gerade die im Tal ehrenamtlich Tätigen getroffen, die die Zeche Theresia und das Zechenhaus Herberholz betreiben. Von der Zeche Nachtigall, die geöffnet ist, hieß es am Freitag (16.7.), man sei zum Glück verschont geblieben, das Museum sei geöffnet. Besucher können also kommen - aber eben auf anderen Wegen als über die gesperrte Nachtigall-, beziehungsweise die Rauendahlstraße. Letztere ist ab Höhe des Abzweigs Kohlenstraße gesperrt. Einige Meter weiter hatte sich der Muttenbach beim Unwetter in den Straßenuntergrund gespült.

Auch die Wittener Muttenthalbahn kann vorerst nicht fahren

Hannsjörg Frank von der Arge Muttenthalbahn, die das Gruben- und Feldbahnmuseum Zeche Theresia betreibt, hat nach dem Schock seinen Humor wiedergefunden. Obwohl es keinen Grund für Heiterkeit gibt. Durch den abgerutschten Hang wurde die Rückwand des Lokschuppens des Museums und auch das Dach beschädigt. Ein befreundeter Dachdecker hat es erst einmal notdürftig geschlossen, obwohl dies ja eigentlich die Aufgabe der Stadt gewesen wäre, der das Zechengelände einschließlich der Gebäude gehört.

Wasser und Schlamm haben die Brücke, die auf das Zechengelände Herberholz führt, zerstört.
Wasser und Schlamm haben die Brücke, die auf das Zechengelände Herberholz führt, zerstört. © Unbekannt | Heinz Eberle

Auch am Freitag ist das Gelände noch voller Schlamm und Dreck. Darin stehen auch die Stühle und Tische des Zechen-Kaffeegartens - als wollten sie trotzig die Stellung halten. Für Frank steht fest: „Bis auf Weiteres muss die Zeche geschlossen bleiben. Auch unsere Muttenthalbahn kann nicht fahren.“ Bei einem Hangrutsch ist es am Eingang zum Muttental nicht geblieben. Auch wenige Gehmeter vor der Zeche Theresia landeten Felsstücke, Bäume und Erdreich als Schlammlawine auf der Nachtigallstraße. Das Wasser sei von Steinhausen aus den Hang heruntergelaufen, sagt Sandra Frielinghaus, Tochter des Bommeraner Waldbesitzers Friedrich Oberste-Frielinghaus.

Gelände des Zechenhauses Herberholz sah aus wie eine Seenplatte

Durch den starken Regen ist auch der beschauliche Muttenbach im Tal tosend über die Ufer getreten. Wasser und Erdreich fluteten die kleinen Wohnhäuser im hinteren Tal, die rechts am Spazierweg liegen, wenn man nach dem Zechenhaus Herberholz weiter in Richtung Rauendahlstraße spaziert. Auch das Zechenhaus Herberholz stand im schlammigen Wasser. Der erste Zugang zum Gelände - über eine Brücke - ist zerstört worden. „Unser Gelände sah aus wie eine Seenplatte“, sagt Heinz Eberle, der zusammen mit seiner Frau Angelika seit 2015 Gastgeber im Zechenhaus ist.

Angelika und Heinz Eberle, die Gastgeber im Zechenhaus Herberholz, vor dem Unwetter im liebevoll eingerichteten Gastraum des Hauses. Wasser und Schlamm haben hier einen schweren Schaden angerichtet.
Angelika und Heinz Eberle, die Gastgeber im Zechenhaus Herberholz, vor dem Unwetter im liebevoll eingerichteten Gastraum des Hauses. Wasser und Schlamm haben hier einen schweren Schaden angerichtet. © Funke Foto Services GmbH | Walter Fischer

Wasser und Schlamm sind auch ins Haus geflossen. Alte Grubenkarten und Dokumente zur Bergbaugeschichte wurden pitschnass, auch die Wände des Hauses, das der Stadt gehört. Wasser und Schlamm flossen durch alle Räume, auch in die Küche, zerstörten auch den Laminatfußboden.

In diesem Jahr werde er im Muttental wohl keine Gäste mehr empfangen können, sagt Heinz Eberle. Der 69-Jährige ist gerührt von der Hilfsbereitschaft, die er erfährt. Sogar sein früherer Chef bei der Bogestra, bei der der Bochumer früher beschäftigt war, hat ihm seine persönliche Hilfe angeboten. Am Samstag (17.7.) will der Herbeder Knappenverein Eberle helfen, Haus und Gelände vom Schlamm zu befreien.

Die Burgruine Hardenstein kann derzeit auch nicht besucht werden

Auch das Bethaus im Tal bleibt - laut Stadtmarketing - vorerst geschlossen. Dort war beim Unwetter ein Baum in den Biergarten gestürzt. Die Burgruine Hardenstein kann derzeit ebenfalls nicht besucht werden. Dort war am Mittwoch der Bach Deipenbecke, der durch das Hardensteiner Tal fließt, über die Ufer getreten. Die Folge: Der untere Teil des Hardensteiner Wegs wurde ausgeschwemmt, das Wasser lief auch in den Burghof. Eine Buche stürzte auf die südliche Ringmauer. Hans Dieter Radke, Vorsitzender des Vereins der Burgfreunde Hardenstein, warnt davor, derzeit die Burgruine zu besuchen. „Auch die noch laufenden Sanierungsarbeiten an der Burgruine müssen unterbrochen werden.“