Velbert. Das S.O.S.-Team Neviges ist gezwungenermaßen zu einem SOS-Team Velbert geworden. Sein Gebrauchtwarenhaus steht jetzt an der Schwanenstraße.
Wer die alte Fabrikhalle – hier soll ganz früher mal eine Stanzerei gewesen sein – mit ihren Portalkränen oben unter der Decke betritt, der errät sofort, wie sie zuletzt wohl genutzt worden ist, bevor das S.O.S.-Team mit Sack und Pack von Neviges hier an die Schwanenstraße gezogen ist. Unter der schwungvollen, farbigen Leuchtschrift „Bier“ ist jetzt die Baby-Abteilung, unterhalb von „Wein“ stehen die Schuh-Regale, bei „Limonaden“ gibt’s Haushaltswaren und Elektronik. Und über dem Eingang des ehemaligen Getränkemarktes steht „Schön, dass wir uns wiedersehen. Wir sind das Gebrauchtwarenhaus in Velbert“.++Sie möchten keine Nachrichten aus Velbert mehr verpassen? Dann bestellen Sie unseren kostenlosen Newsletter. ++
Warenhaus in Velbert verändert sich immer
Eigentlich läuft der Betrieb am neuen Standort schon seit zwei Wochen, aber das hat keiner an die große Glocke gehängt, „weil wir ja auch noch gar nicht komplett fertig sind“, wie Michael Adler erklärt. Um fix hinzuzufügen: „Wir sind ja Perfektionisten und eigentlich sind wir nie ganz fertig. Das Haus verändert sich immer“. Sobald Geld zur Verfügung stehe, werde auch eingestellt und/oder investiert. Es seien aber, so der Leiter und 2. Vereinsvorsitzende, „schon sehr viele Kunden und auch Spender hier gewesen“.
Zusammen mit dem Jobcenter für Langzeitarbeitslose
S.O.S stehe für „Sozial orientierter Service“, der Verein sei ursprünglich aus der Werbegemeinschaft Neviges entstanden, erklärt Gunnar Rother. Man betreue in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter „ME-aktiv“ Langzeitarbeitslose aus Velbert und Wülfrath, für die pro Kopf eine Betreuungspauschale gewährt werde. Allerdings nur bis zu einer maximalen Mitarbeiter-Zahl. Hinzu kämen, so der 1. Vorsitzende weiter, zehn Festangestellte, zu denen acht, aus dem Kreis der Langzeitarbeitslosen rekrutierte Mitarbeiter gehörten, die sich bewährt hätten und bei der Stange geblieben seien.
Abends rückten Freunde und Ehrenamtler nach
„Das sind auch die, die hier ganz fleißig gearbeitet haben. Quasi Tag und Nacht“, erzählt Adler, „Da hat keiner nach Überstunden gefragt.“ Und wenn die Festangestellten gegangen seien, seien Freunde und Ehrenamtler nachgerückt und hätten weitergemacht. Anderthalb Wochen lang habe man allein den Boden geschrubbt.
Eigenes Warenwirtschaftssystem aufgebaut
Das Team hat die rund 1200 qm große Halle, die 736 qm Verkaufsfläche bietet, zunächst für fünf Jahre gemietet und erst einmal mittels Regalen und Trennwänden aus feuerhemmendem Rigips in kleinere thematische Bereiche und Kojen unterteilt. „Wir machen mit wenigen Mitteln vieles möglich.“ Zum Angebot – „Wir haben 100.000 Artikel, alle sind über Scanner erfasst.“ – gehören hauptsächlich Kleidung und Schuhe, Haushaltswaren, ca. 16.000 Bücher, Elektro , Deko, tausende CDs und DVDs , in der Mitte der Ausstellung weihnachtet es schon kräftig.
Viele Bücher sind noch wie neu
Einkaufen kann hier jeder; die Preisskala reicht von 30 Cent – das ist auch der Einheitstarif für alle Bücher – bis hoch zu 130 Euro „ für ein Fahrrad oder einen hochwertigen Kinderwagen“. Sämtliche Waren sind Spenden. „Die Qualität ist allgemein gut“, loben Rother und Adler. Der Großteil werde gebracht; „in Einzelfällen holen wir ab, wir haben ja nur einen gesponserten Pkw“. 20 Prozent der Bücher seien zuvor noch nie aufgeklappt worden. Kleidung werde begutachtet und aussortiert, gewaschen, getrocknet und gebügelt, dann gelagert oder eben in den Verkauf gegeben. Elektro-Artikel überprüfe man auf Funktionstüchtigkei t.
Den idealsten Standort nach zwölf Jahren aufgegeben
Derweil im Verkauf noch akribisch Regale bestückt und letzte Kojen arrangiert werden, stapeln sich hinter den Kulissen noch zig Kartons, die ausgepackt werden wollen. „Mitte Dezember wollen wir in Neviges endgültig abschließen“, kündigt Gunnar Rother an. Man habe den Standort an der Bernsaustraße – Adler nennt ihn „idealsten Standort“ – nach zwölf Jahren aufgeben müssen, berichtet die Team-Leitung, weil dort aufgrund der Brandschutz-Bestimmungen kein Besucher-Verkehr mehr möglich gewesen wäre.
In allen Stadtbezirken gesucht
Kaufhaus ist an fünf Tagen geöffnet
Das Kaufhaus an der Schwanenstraße 48 a – in relativer Nähe ist eine Bus-Haltestelle – hat mo bis fr jeweils in der Zeit von 9 bis 18 Uhr geöffnet . Spendenannahme ist dort mo bis do von 9 bis 15.30 bzw. fr bis 14 Uhr. Es gibt 28 Pkw-Parkplätze . Telefonisch ist das S.O.S.-Team unter 02051 8099230 erreichbar.
Die Partnerschaft mit den Technischen Betrieben Velbert wird fortgesetzt. Es gibt beim S.O.S.-Team weiterhin Sperrmüllkarten sowie (für Berechtigte) Restmüll- und Gelbe Säcke .
Um diese Mängel der PSI-Immobilie zu beseitigen, hätten 50.000 bis 60.000 Euro investiert werden müssen. Ergo sind die SOS-ler in allen drei Stadtbezirken auf die Suche nach einer Alternative gegangen, mit Autos herumgefahren und schließlich im Internet fündig geworden. Immerhin habe man vom Leerstandsmanagement der Stadt profitiert und sei mit einer Einmalzahlung bedacht worden. Die mit Büchern bestückten „Lesbar“-Telefonhäuschen am Busbahnhof bleiben den Nevigesern aber erhalten. „Das wird doll angenommen.“
Weitere Bilder von dem Gebrauchtwarenhaus in Velbert-Mitte finden Sie auf www.waz.de/velbert.