Velbert. Beim SKFM bekommt nicht nur gebrauchte Kleidung eine zweite Chance. Hier finden Menschen mit persönlichen Schicksalen wieder zurück in den Alltag
Ein kuscheliger Knisterdrache schaut mit treuen Augen vom Regal. Daneben sitzt eine flauschige Schnecke. Zahlreiche Stofftiere, Topflappen, Stofftaschen und mehr dekorieren das Büro der Wäscherei und Näherei des SKFM in Velbert. Sicher auch, weil das Team selbst Gefallen an den handgemachten Dingen findet, aber auch, weil sie hier hergestellt wurden und auf der Suche nach einem neuen Zuhause sind.
All diese Tierchen sind von Cornelia Hinz konzipiert worden. „Die Flügel des Drachen knistern sogar“, sagt sie freudestrahlend. Doch nicht nur das ist besonders: Alle Artikel sind aus Stoffspenden hergestellt worden. Darauf ist Cornelia Hinz besonders stolz, denn genau diese handgefertigten Stofftiere haben ihr einen Weg zurück ins geregelte Arbeitsleben beschert. Einst war sie Teilnehmerin einer Maßnahme. Mittlerweile ist sie fest angestellt. Seite an Seite arbeitet sie nun mit Anleiterin Olga Gavluk.
Secondhandladen vom SKFM hat mehr als nur einen guten Zweck
Ein Profi an der Nähmaschine sind sie beide. Doch hier geht es vielmehr darum, Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen einem geregelten Alltag nicht mehr nachgehen konnten, wieder zurück ins Leben zu helfen und am Ende der Maßnahme sie in den Arbeitsmarkt vermitteln. „Es sind schon viele Menschen, die heftige Schicksale hinter sich haben“, weiß Olga Gavluk. „Hier bekommen sie einen geregelten Alltag zurück.“
Mit einem geregelten Arbeitstag und Aufgaben, die sie bewältigen können. „Wir beginnen stets mit dem Nähen unserer Ein-Euro-Tasche“. Ein einfacher Beutel, der aus gespendeten Stoffen gefertigt wird. „Oft hören wir dann, das kann ich nicht“, berichtet die Anleiterin „und blicken dann in freudestrahlende Gesichter, wenn die erste Tasche fertig ist.“ Schnell spüren die Teilnehmer „sie werden gebraucht und können auch am sozialen Leben wieder teilhaben“.
Doch die Näherei ist nur ein Bereich, bei dem Menschen wieder zurück in den Alltag finden. Am gleichen Standort hat der SKFM auch eine Wäscherei. In dieser werden nicht nur die angenommenen Spenden gewaschen, gebügelt, aufbereitet und sortiert. „Wir nehmen auch Kundenaufträge an“. Egal ob Privatpersonen, Firmen oder Arztpraxen, alle können ihre Wäsche hier abgeben und sauber wieder mit nach Hause nehmen.
Spenden werden beim Fratz und beim SKFM Velbert angenommen
An der Heidestraße werden zudem auch Spenden angenommen. In der Wäscherei wird zunächst geprüft, ob die Kleidung sich für den Verkauf in einer der beiden Secondhandladen, dem Fratz am Birther Kreisel oder „Der Laden“ in Heiligenhaus an der Hauptstraße 161 eignet. Alles, was aussortiert wird, dem wird als Stoff für Kuscheltiere, Beutel, Topflappen, Federmäppchen oder vielen anderen Dingen, ein neues Leben geschenkt. „Wir haben sogar Werbebanner bekommen und daraus Taschen genäht“, freut sich Olga Gavluk und verrät, dass sie auch hier Kundenaufträge annehmen.
Im Fratz am Birther Kreisel berät derweil Alwine Reineke eine Kundin. Auch wenn der Name es anmuten lässt, werden hier es keineswegs nur Kinderartikel angeboten. Neben Spielwaren und Kinderkleidung gibt es hier auch jede Menge Erwachsenenbekleidung, für Damen und Herren, stets passend zur Saison. Seit fünf Jahren arbeitet sie bereits für den SKFM und weiß, dass in den Laden nicht nur bedürftige Menschen kommen. Die kleinen Preise locken auch preisbewusste und nachhaltig lebende Kunden an. Eine Jeans gibt es hier beispielsweise für 5,50 Euro, ein Oberteil kostet je nach Beschaffenheit zwischen 2 und 3,50 Euro.
Kleine Preise für Mode im „Fratz“ vom SKFM Velbert
Wer eine Kundenkarte hat (die erhalten Menschen, die ihre Bedürftigkeit nachweisen können), spart noch einmal zehn Prozent. Wer drei Teile nimmt, bekommt das günstigste zudem kostenlos und dann gibt es noch ein Stempelkartenbonussystem. Wer da noch handeln möchte, wird von Alwine Reinecke freundlich aber bestimmt auf ein Schild oberhalb der Kasse hingewiesen: Alle Preise sind Festpreise. Auch hier werden Langzeitarbeitslose wieder in den Alltag zurückgeführt. Eine Maßnahme mit Kundenkontakt und Alwine Reinecke weiß: „Die Teilnehmer genießen es, hier wieder mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen.“ Wer beim „Fratz“ am Birther Kreisel einmal stöbern möchte: Der Secondhandladen hat montags bis freitags von 9 bis 14 Uhr geöffnet.