Velbert. „Jacke wie Hose“ eröffnet am 1. August im Velberter Einkaufszentrum. Es ist nur auf den ersten Blick ein normales Bekleidungsgeschäft.

Wer das zuletzt leerstehende Ladenlokal in der Stadtgalerie Velbert betritt, reibt sich möglicherweise erst einmal verwundert die Augen und schaut noch einmal irritiert auf das Schild am Eingang: Das soll eine Kleiderkammer sein? Das sieht doch nach einem ganz normalen Laden aus.

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In der Tat: Rosi Breuer, Gabi Piorr und das ganze – ehrenamtliche – „Jacke wie Hose“-Team haben in den letzten Wochen Großes geschaffen. Aus dem früheren Schuhgeschäft auf der unteren Galerie-Ebene ist der neue Standort der Kleiderkammer der „Stiftung Leuchtturm“ geworden. Am 1. August ist große Eröffnung.

Bisher gab es „Jacke wie Hose“ auf verwinkelten 130 Quadratmetern in Velbert

Ehrenamtlerin Birgit Ingenhoven sortiert noch Ware ein.
Ehrenamtlerin Birgit Ingenhoven sortiert noch Ware ein. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Wer den alten Standort an der Offerstraße 14a kennt, kann die Veränderung noch mehr würdigen. Bisher wurde Second-Hand-Kleidung auf verwinkelt-beengten 130 Quadratmetern angeboten, jeder Zentimeter ausgenutzt und vollgestellt. Daraus sind nun helle, luftige 450 Quadratmeter in der Stadtgalerie geworden. „Wir haben ja vor neun Jahren ganz klein mit einem Öffnungstag pro Woche angefangen“, sagt Stiftungsvorsitzender Sven Both. Daraus waren zuletzt fünf Tage geworden – längst platzte der alte Standort aus allen Nähten. „Wir haben zwei Jahre lang eine Alternative gesucht“, berichtet Both, der in dieser Zeit viel über den Immobilienmarkt gelernt hat – beispielsweise, warum manch ein Vermieter sein Ladenlokal lieber leer stehen lässt, als den Mietpreis zu senken.

Eigentümer der Stadtgalerie Velbert ist von Stiftungs-Arbeit überzeugt

Rosi Breuer, Sven Both und Gabi Piorr freuen sich auf die Eröffnung von „Jacke wie Hose“ am neuen Standort in Velbert.
Rosi Breuer, Sven Both und Gabi Piorr freuen sich auf die Eröffnung von „Jacke wie Hose“ am neuen Standort in Velbert. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Both ist dem Eigentümer der Stadtgalerie – der Firma Verifort Capital – dankbar, dass man für das nun bezogene Ladenlokal in mehreren Verhandlungsrunden am Ende faire Konditionen erzielen konnte: „Wir haben unsere gemeinnützige, nicht renditeorientierte Arbeit vorstellen können, sodass der Eigentümer am Ende von der Sinnhaftigkeit überzeugt war“, berichtet Both. Sein ehrenamtliches Team kann sich sogar über eine Klimaanlage freuen, die der frühere Mieter einbauen lassen hatte.

Professionelle Ladeneinrichtung aus geschlossenem Bekleidungsgeschäft

Ein Zufall bescherte „Jacke wie Hose“ dann auch noch eine professionelle Ladeneinrichtung. Die Filiale eines großen Bekleidungsherstellers in Hattingen wurde geschlossen – „im Fenster hing ein Zettel, dass die Einrichtung zu verkaufen ist“, sagt Both. „Ein Glücksfall.“

In der Kleiderkammer „Jacke wie Hose“ in Velbert gibt es auch Schuhe.
In der Kleiderkammer „Jacke wie Hose“ in Velbert gibt es auch Schuhe. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Both hofft, dass neben den Stammkunden auch viel Laufkundschaft in den Laden kommt, der ab September auch jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 13 Uhr geöffnet sein wird. „Auch wenn viele Läden in der Stadtgalerie geschlossen sind, laufen hier viele Menschen vorbei, die auf dem Weg in den Discounter oder zum Parkdeck sind“, sagt Both. Er betont: „Bei uns kann, darf und soll jeder einkaufen, unabhängig von einer Bedürftigkeit.“ Gerade bei jüngeren Kundinnen und Kunden spiele das Thema Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. „Viele kaufen lieber ein hochwertiges Produkt, das schon ein Jahr alt ist, als ein in Bangladesch produziertes Billigshirt.“

Das kosten Jacke, Hose und Co. im neuen Laden

Im Vergleich zum bisherigen Standort werden die Preise leicht nach oben angepasst. „Wir sind aber immer noch günstig“, sagt Both. So kosten lange Erwachsenenhosen oder Pullover 4,50 Euro, kurze Kleider 6 Euro, Sommerjacken 8 Euro, Anzüge oder Kostüme (mit Jacke, Hose/Rock) 10 Euro. Die Preise für Kinderkleidung liegen deutlich darunter.

Ein Hut gefällig? Auch das gibt es in der Kleiderkammer der Velberter „Stiftung Leuchtturm“.
Ein Hut gefällig? Auch das gibt es in der Kleiderkammer der Velberter „Stiftung Leuchtturm“. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Mehr als 2000 Artikel – alle geprüft und nach Produkten sowie Farben sortiert – hängen oder liegen im neuen Laden. Neben klassischer Kleidung gibt es auch Hüte, Gürtel, Schmuck und vieles mehr. Alles kann anprobiert werden – nur der Umtausch ist ausgeschlossen. „Und es sind halt fast alles Einzelstücke“, erklärt Rosi Breuer, die die Kleiderkammer gemeinsam mit Gabi Piorr ehrenamtlich leitet. „Es gibt den Pullover nicht in allen Größen oder anderen Farben. Das unterscheidet uns von einem Bekleidungsgeschäft. Wir sind immer davon abhängig, was gespendet wird.“

Im Lager stehen schon 220 Kartons mit Winterware

Jacke wie Hose in Velbert

Ab dem 1. August ist die Kleiderkammer „Jacke wie Hose“ in der Stadtgalerie Velbert (untere Ebene, an den Rolltreppen) zu finden.

Parkmöglichkeiten gibt es auf dem Dach der Stadtgalerie, Zufahrt über die Oststraße ins Parkhaus.

Öffnungszeiten: Montag 15 bis 18 Uhr, Dienstag 10 bis 13 Uhr, Mittwoch 10 bis 13 Uhr, Donnerstag 10 bis 13 Uhr, Freitag 17 bis 20 Uhr, ab September auch jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 13 Uhr. Am Eröffnungstag ist von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

Für den Winter hat das „Jacke wie Hose“-Team schon einiges „auf Lager“, wie Sven Both in einem Nebenraum zeigt: Dort stehen rund 220 Kartons voll mit Winterware. Man freue sich aber über weitere Spenden – „nur bitte sauber und ohne Löcher“. Sollten die „Jacke wie Hose“-Einnahmen höher als die Kosten für Miete und Nebenkosten sein, fließt das Geld übrigens in andere Projekte der „Stiftung Leuchtturm“. Dazu zählen die Schulmaterialkammer „Taschenfüller“ und die Obdachlosenhilfe „Straßenpflaster“.

„Hier können wir mit unserer ehrenamtlichen Arbeit also wirklich etwas bewirken“, sagt Rosi Breuer, die eigentlich schon im wohlverdienten Ruhestand ist. „Insofern engagiere ich mich hier sehr gerne.“