Neviges. Der beliebte Parkplatz Beek soll Platz machen für das Projekt „Neviges am Wasser“. Das bringt einige Bürger und Geschäftsleute auf die Palme.

Ein großzügiger Platz mit einem plätschernden Bach, mit Bänken zum Ausruhen. Ein Ort, an dem man sich gerne aufhält. Und vor allem ein attraktives Eingangstor für alle, die mit der Bahn nach Neviges kommen. So könnte, ganz grob gesagt, der Parkplatz Beek irgendwann im nächsten Jahrzehnt aussehen, wenn die Stadt Velbert das Projekt „Neviges am Wasser“ verwirklicht. Dafür fließen knapp 15,5 Millionen Euro aus dem Städtebauförderprogramm des Landes NRW.

Als ersten Schritt sollen die Technischen Betriebe Velbert (TBV) 2028 den Hardenberger Bach freilegen. Bisher ist nur klar, dass es für das Projekt die satte finanzielle Finanzspritze des Landes gibt, weitere Planungen werden geprüft. Grüne Oase zum Wohlfühlen statt trist-grauem Parkplatz, das klingt erstmal gut. Doch das Projekt „Neviges am Wasser“ stößt bei vielen schon jetzt auf harsche Kritik, wie eine nicht repräsentative Umfrage am Markttag zeigt. Jenem Tag, an dem der beliebte Parkplatz Beek stets knallvoll ist.

Lesen Sie auch

Sie sind skeptisch, was die Pläne betrifft: Petra und Bernd Hohrath kommen aus Velbert-Langenberg und kaufen gern auf dem Nevigeser Wochenmarkt ein.
Sie sind skeptisch, was die Pläne betrifft: Petra und Bernd Hohrath kommen aus Velbert-Langenberg und kaufen gern auf dem Nevigeser Wochenmarkt ein. © Kathrin Melliwa | Kathrin Melliwa

Passantin hält Pläne für „großen Luxus“

Am freundlichsten fällt da noch Tetiana Weisemüllers Urteil aus. Die junge Frau kommt gerade aus der Stadt und eilt Richtung Bahnhof. „So ganz spontan gesagt: Das ist ein großer Luxus, ich finde, das muss nicht sein. Hier gibt es doch schon viel Schönes, das Schloss ist nicht weit, und das ist auch schon so teuer. Und einen Bach muss man hier auch nicht haben, da kann man auch ein Stück weiter gehen, wenn man den unbedingt sehen will.“ Den Parkplatz würde sie indes nicht unbedingt vermissen, weil sie ihn als Bahnfahrerin nicht nutze.

Anders Petra und Bernd Hohrath, die gerade ihr Auto abgestellt haben. „Die Attraktivität wird nicht gesteigert, die wird geschmälert. Die Leute kommen her, wollen parken und holen sich ihren Kringel Fleischwurst, das ist die Attraktion“, sagt Bernd Hohrath. Und Ehefrau Petra fügt hinzu: „Das muss ja dann alles auch gepflegt werden, wenn das hier eine Grünfläche wird. Und dann der Vandalismus …“

Senior ist sauer auf die Stadt Velbert

Ulrich Schmickler wuchtet schwungvoll seine Einkaufstasche ins Auto, legt dann los: „Eine Katastrophe, unmöglich, was die sich da ausdenken.“ Der Senior wohnt in der Hügelstraße, den Parkplatz habe es immer gegeben, und das sei auch ganz vernünftig so. „Wo sollen die ganzen Autos denn hin? Ach, die machen ja sowieso, was die wollen.“ Helga Wallraf, die fast jeden Donnerstag auf dem Markt einkauft, kann zwar verstehen, „dass die das hier schöner machen wollen“. Aber man müsse auch den Standort bedenken, so die 69-Jährige: „Da vorne ist der Bahnhof. Und wo ein Bahnhof ist, da braucht man auch Parkplätze.“ Wenn man zum Beispiel jemanden abholen möchte, meint sie.

Protest-Demo auf dem Parkplatz

Olaf Maier, Inhaber von „City Schuh Maier“ in Velbert-Neviges, will für den Erhalt von Parkraum kämpfen.
Olaf Maier, Inhaber von „City Schuh Maier“ in Velbert-Neviges, will für den Erhalt von Parkraum kämpfen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Kritik für „Neviges am Wasser“ gibt es erst recht von den Geschäftsleuten: „Das ist total bekloppt! Wer denkt sich so etwas aus?“, schimpft Olaf Maier, Inhaber von City Schuh Maier in der Fußgängerzone. Der Parkplatz sei für den gesamten Handel wichtig: „Man kann hier gescheit parken, das ist so wichtig. Wollen die uns eigentlich mit aller Macht ruinieren? Wenn die das durchziehen, dann gibt‘s ne Demo. Auto-Demo auf dem Parkplatz, die organisiere ich gern.“ Kopfschütteln auch bei Kati Maier gegenüber in der Boutique „Kati‘s Fashion“. Was da geplant ist, das sei „einfach nur furchtbar“.

Kein Verständnis für „Neviges am Wasser“ bei Geschäftsleuten

Insgesamt 41 Millionen Euro

Bis zum Jahr 2030 bekommt die Stadt Velbert für den Stadtbezirk Neviges vom Land NRW Fördermittel in Höhe von insgesamt 41 Millionen Euro.

Die Summe wird aufgeteilt für die Neugestaltung des Schlosses Hardenberg und für eine attraktivere Altstadt. Neben den 15,5 Millionen Euro für „Neviges am Wasser“ stehen um Beispiel 7,3 Millionen Euro für die Fußgängerzone zur Verfügung. Hier sollen unter anderem Bäume gepflanzt werden.

Unverständnis ebenfalls bei Weinhändlerin Bettina Stellwag, die vor zwei Jahren mit ihrem Laden umgezogen ist in die Elberfelder Straßen 65, gleich neben das Service-Center: „Ich hab das gemacht, damit meine Kundschaft hier ein paar Parkplätze vor der Tür hat. Parkraum ist für uns alle das A und O.“

In unmittelbarer Nähe des Parkplatzes Beek liegt die Naturfleischerei Janutta, auch hier ist man alles andere als glücklich über den geplanten Wegfall der Parkplätze: „Was soll das? Haben die keine anderen Probleme? Und dann so viel Geld“, sagt Anastasia Tomic verständnislos, die mit Ehemann Miroslav die Metzgerei gemeinsam führt. Was auch immer geplant sei, es müsse auf jeden Fall alternativ Parkraum her.

„Die haben irgendwie ein anderes Gehirn“, kommentiert Helmut Wulfhorst, stellvertretender Vorsitzender der Werbegemeinschaft Neviges trocken die Pläne der Stadt Velbert. Schon 2016, als die SPD im Bezirksausschuss zum ersten Mal die Vision „Neviges am Wasser“ vorstellte, weil man einen solchen Platz zuvor bei der Klausurtagung in Goch gesehen hatte, sei für ihn klar gewesen: „Einfach nur bescheuert.“ Vor allem für die geplante Freilegung des Baches hat Wulfhorst kein Verständnis: „Das wird ein schöner Highway für Ratten. Ich rege mich schon wieder auf.“