Neviges. Ein Gestaltungshandbuch soll dazu beitragen, Velbert-Neviges attraktiver zu gestalten. Stadtplaner-Büro stellt dazu einen ersten Entwurf vor.
Es war eine Einladung an alle, die sich für Neviges interessieren, an die im Ortskern ansässigen Kaufleute, Gastronomen, Immobilienbesitzer, überhaupt an die Bürgerinnen und Bürger. Sie alle hätten Anregungen geben können für das neue Gestaltungshandbuch, das das Planungsbüro „postwelters partner“ aus Dortmund im Auftrag der Stadt Velbert entwickelt hat – mit dem Ziel, das Erscheinungsbild des Ortskerns von Neviges zu verbessern. Für Langenberg und Velbert-Mitte existiert ein solcher Leitfaden bereits. Doch das Interesse an der Informationsveranstaltung der Stadt war gering: Nur etwa ein dutzend Teilnehmer fand sich in der „Glocke“ an der Tönisheider Straße ein. Darunter Lokalpolitiker und Vorstandsleute der neuen, zweiten Werbegemeinschaft „Neviges aktiv“.
Teilnehmer mit Namen begrüßt
„Dann kann ich ja alle mit Namen begrüßen“, merkte der Beigeordnete Jörg Ostermann launig an. Und stellte gleich klar: „Mir liegt Neviges am Herzen.“ Nicht die Anzahl der Leute sei entscheidend, sondern die Diskussionsfreudigkeit. Und da wurde der Vertreter der Verwaltungsspitze nicht enttäuscht. Nach zwei munteren Stunden verabschiedete sich Stadtplaner Joachim Sterl vom Architekten- und Planungsbüro „postwelters partner“ mit den Worten: „Danke für die Anregungen, Ihre Aspekte werden wir berücksichtigen.“ Denn, so betonte auch der Beigeordnete Jörg Ostermann immer wieder: Das Gestaltungshandbuch sei ein erster Entwurf, nichts sei in Stein gemeißelt. Oder, wie es Joachim Sterl nennt, „ein Bilderbuch, das Empfehlungen gibt“. Es gehe um Tipps, nicht um Verbote. Und: „Es besteht Bestandsschutz.“ Niemand werde gezwungen, zum Beispiel seine Fassade zu ändern.
Sechs Monate Neviges erkundet
Entwurf wird überarbeitet
Der Entwurf des Gestaltungshandbuches wird weiter überarbeitet und um die Anregungen der Runde ergänzt. Ende 2022/Anfang 2023 sei das Handbuch fertig, so Stadtplaner Joachim Sterl.
Die Leitlinien werden anschließend in den Ratsgremien erörtert. In Langenberg gibt es bereits seit Jahren eine Gestaltungssatzung.
Sechs Monate lang hat das Büro den Ortskern von Neviges unter die Lupe genommen, dabei den Fokus auf Fassaden, Dächer, Fenster und Außenwerbung gelegt. Das Gestaltungshandbuch teilt den Ortskern dabei in diverse „Sorgfaltsbereiche“ ein, der größte umfasst den Bereich rund um den Dom. Was die Fassadenfarbe betrifft, „da fänden wird beige, gelb und weiß gut“, so der Stadtplaner. Als Negativbeispiel zeigt er ein knallrot gestrichenes älteres Haus, das aber nicht in Neviges steht. Alle Negativ-Beispiele stammten übrigens aus anderen Städten, man wolle schließlich niemanden an den Pranger stellen. Was das Dach betrifft: Hier sollte zum Beispiel Photovoltaik auf der von der Straße abgewandten Seite eines Hauses angebracht werden.
Keine grelle Werbung
Was Hauseigentümer interessieren könnte: Bei Grundstückseinfriedungen gilt: Grün statt Steingärten, Naturmauern statt Kunststoff. Gepflanzt werden sollten, so die Empfehlung, heimische, klimaangepasste Laubhölzer. Als „ortsunüblich“ und daher nicht gerngesehen gilt der Jägerzaun. Keine grellen Farben, keine übermäßig mit Reklame beklebten Fenster, Ruhe und Zurückhaltung, das wünschen sich die Stadtplaner beim Thema „Werbung“. Für Diskussionsstoff sorgte die Empfehlung, große Schaufenster durch kleinteilige zu ersetzen. „Für den Handel sind große Fenster besser, um Ware zu präsentieren“, gab Wilbert Hager von der Wählergemeinschaft UVB zu bedenken, auch Vorsitzender der Werbegemeinschaft Tönisheide. Aber der Florist und Ladenbesitzer schränkte auch gleich ein: „Wenn alle kleinteilige Schaufenster haben, dann wirkt es wieder edel und schön.“
Auf wenig Gegenliebe stieß das Gestaltungshandbuch beim BZA-Vorsitzenden Rainer Hübinger (SPD). Mit diesem „Bürokratie-Monster“ könne er sich nicht anfreunden. „Wir müssen froh sein um jeden, der hier investiert. Froh um jeden Leerstand, der beseitigt wird.“ Architekt Martin Straßen dagegen, der im Herzen von Neviges wohnt und arbeitet, findet den Entwurf „extrem begrüßungswert“. Eine klare Linie und ein niveauvolles Umfeld spreche doch vielmehr Geschäftsleute an, sich hier niederzulassen. Künstlerin Tessa Ziemßen, die ihr Atelier im ehemaligen Wortwechsel-Laden hat, gab den Stadtplanern als Anregung mit: „Man sollte in dem Gestaltungshandbuch auch positive Beispiele zeigen, wie das andere Städte machen. Gerade hier im Bergischen Land gibt’s da so viel.“