Kreis Mettmann. Im Kreis Mettmann fehlen derzeit 4160 Wohnungen – auch in Velbert suchen viele Menschen. Die Zahl der Baugenehmigungen sinkt drastisch auf 218.

Bis 2028 müssten im Kreis Mettmann jedes Jahr rund 1330 Wohnungen neu gebaut werden, um den Bedarf zumindest mittelfristig decken zu können. Diese Zahl hat das Pestel-Institut in einer aktuellen Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt nun vorgelegt. Bereits jetzt würden kreisweit 4160 Wohnungen fehlen – eine der höchsten Zahlen unter den vom Institut untersuchten NRW-Städten und Landkreisen. Zum Vergleich: In Wuppertal wird das aktuelle Defizit bei 1430 gesehen, in Gelsenkirchen gar nur bei 280. Lediglich der Rhein-Kreis Neuss (4570) und der Kreis Wesel (4260) weisen in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Arnsberg noch höhere Zahlen auf.

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Neubauten seien aber auch mit Blick auf die Bausubstanz des aktuellen Bestandes notwendig, „um abgewohnte Wohnungen in alten Häusern nach und nach zu ersetzen“, spricht Matthias Günther vom Pestel-Institut vor allem über Nachkriegsbauten, bei denen sich eine Sanierung nicht mehr lohne.

Nur 218 Baugenehmigungen in den ersten fünf Monaten des Jahres

Der Bedarf ist hoch – die aktuelle Bautätigkeit jedoch nicht, blickt Matthias Günther mit Sorge auf die Zahl der im Kreis Mettmann erteilten Baugenehmigungen. Diese lag zwischen Januar und Mai 2024 gerade einmal bei 218. Im vergleichbaren Vorjahres-Zeitraum waren es noch 492. „Damit ist die Bereitschaft, im Kreis Mettmann neuen Wohnraum zu schaffen, innerhalb von nur einem Jahr um 56 Prozent zurückgegangen“, sagt Matthias Günther.

Es gibt leerstehende Wohnungen, aber meist auch einen Haken

Matthias Günther hört häufig das Argument, dass es doch viele leerstehende Wohnungen gebe. Und in der Tat registriert der aktuelle Zensus für den Kreis Mettmann immerhin rund 7410 nicht bewohnte Wohnungen – also rund drei Prozent des gesamten Kreis-Wohnungsbestandes. Was zunächst viel klingt, ist verglichen mit anderen Städten und Kreisen jedoch deutlich unterdurchschnittlich: In Hagen beispielsweise liegt der Wert mit 5,9 Prozent Leerstand fast doppelt so hoch.

An der Sternbergstraße in Velbert-Mitte entstehen aktuell knapp 130 geförderte Wohnungen.
An der Sternbergstraße in Velbert-Mitte entstehen aktuell knapp 130 geförderte Wohnungen. © WAZ | Philipp Nieländer

Matthias Günther betont aber auch, dass man tiefer in die Zahlen gehen müsse, um die Situation genauer analysieren zu können. Für den Kreis Mettmann fällt der Blick da schnell auf die Zahl 3240. Dabei handelt es sich um die Zahl der bereits seit mindestens einem Jahr leerstehenden Wohnungen. „Dabei geht es oft um Wohnungen, die auch keiner mehr bewohnen kann. Sie müssten vorher komplett – also aufwendig und damit teuer – saniert werden“, sagt Matthias Günther.

Grundsätzlich sei ein gewisser Wohnungsleerstand immer auch notwendig. „Schon allein, um einen Puffer zu haben, damit Umzüge reibungslos laufen können. Und natürlich, um Sanierungen überhaupt machen zu können. Aber es wird nur selten gelingen, Wohnungen, die lange leer stehen, wieder zu aktivieren und an den Markt zu bringen“, so das Fazit von Matthias Günther.

Positive Entwicklungen bei gefördertem Wohnraum

Pestel-Institut

Das Pestel-Institut versteht sich heute als Forschungsinstitut und Dienstleister für Kommunen, Unternehmen und Verbände in unterschiedlichen Bereichen. Die aktuelle Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt hat das Institut im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) durchgeführt.

Gegründet wurde das Pestel-Institut 1972 infolge eines Weltmodells, das die Grenzen des Wachstums für den Planeten Erde aufzeigte. Gründer Eduard Pestel hatte für die Finanzierung der weltweit beachteten Studie gesorgt. 

Durch die Zinswende attraktiver geworden scheint – im Vergleich zum frei finanzierten Wohnraum – hingegen der geförderte Wohnungsbau. Die Zinsentwicklung habe im Zusammenspiel mit einer Verbesserung der Förderbedingungen, drastischen Baukostensteigerungen und einem hohen Mietniveau bereits in 2023 nahezu zu einer Verdreifachung der Förderanfragen seit 2021 geführt, heißt es aus der Kreisverwaltung. Dieser Trend setze sich auch 2024 fort.

Die kreisweit meisten geförderten Wohnungen gibt es in Velbert, die wenigsten in Heiligenhaus

Wie bereits berichtet, entstehen in Velbert an der Sternbergstraße aktuell knapp 130 geförderte Wohnungen. Aktuell (Stand 31. Dezember 2023) gibt es in Velbert mit 3416 die kreisweit meisten geförderte Wohnungen, in Heiligenhaus mit nur 446 und einem deutlichen Minus von 121 im Vergleich zum Vorjahr die kreisweit wenigsten. In Velbert suchen rund 280 Haushalte mit Wohnberechtigungsschein derzeit eine geförderte Wohnung, in Heiligenhaus rund 70.