Velbert. Die Sanierung von 90 „Spar+Bau“-Wohnungen sorgt für Diskussionen. Wir erklären, wer dort warum einziehen kann und ob es „Bevorzugungen“ gibt.
Der WAZ-Bericht über die umfangreiche Sanierung von 90 öffentlich geförderten Wohnungen der Velberter Genossenschaft „Spar+Bau“ zwischen Sternbergstraße und An der Mähre hat viele Diskussionen auf der Facebookseite unserer Zeitung hervorgerufen: Neben mehreren sachlichen Kommentaren gab es auch manch unsachliche Äußerung – beispielsweise wie ungerecht es doch sei, dass nun Ausländer „für lau“ in frisch renovierten Wohnungen wohnen dürften, während man selbst keinen bezahlbaren Wohnraum finde.
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Wer also darf in eine öffentlich geförderte Wohnung ziehen? Wird zwischen Nationalitäten unterschieden? Wie viele solcher Wohnungen gibt es überhaupt in Velbert? Wir geben einen Überblick.
Wie viele geförderte Wohnungen gibt es überhaupt in Velbert?
Die nun frisch sanierten Wohnungen gehören zu insgesamt 3464 geförderten Velberter Mietwohnungen. Diese Zahl – erhoben am 31. Dezember 2021 – weist ein Bericht aus, der in der kommenden Woche im Kreis-Bauausschuss vorgestellt wird. Zur Einordnung: Velbert hat damit in absoluten Zahlen kreisweit die mit Abstand meisten geförderten Mietwohnungen. Ratingen – von der Einwohnerzahl in etwa mit Velbert vergleichbar – beispielsweise verfügt demnach nur über 2325 entsprechende Wohnungen. Und aktuell entstehen an der Sternbergstraße weitere 131 geförderte Wohnungen. Bauherr dort: Sahle Bau.
Wie viele Menschen sind in Velbert auf Wohnungssuche?
Dem gegenüber standen im vergangenen Jahr – auch diese Zahl ist im Bericht zu finden – in Velbert 176 Menschen, die mit Wohnberechtigungsschein (WBS) auf Wohnungssuche waren. Das sind deutlich weniger als in anderen Städten (in Ratingen beispielsweise 362, in Hilden 355, in Erkrath 322). Und: Während in anderen Städten des Kreises die Zahl der Suchenden 2022 teils sprunghaft angestiegen ist – die Kreisverwaltung führt das auf Einkommenseinbußen verbunden mit einer Erhöhung der Energiekosten sowie auf einen vermehrten Flüchtlingszuzug zurück – ist die Zahl in Velbert nahezu konstant geblieben.
Welche Kriterien müssen für einen WBS erfüllt sein?
Egal welche Nationalität man hat: „Schlüssel“ für den Bezug einer geförderten Mietwohnung ist immer der Wohnberechtigungsschein. Ob dieser ausgestellt wird, hängt wiederum vom Einkommen ab: So beträgt die jährliche Einkommensgrenze für einen Ein-Personen-Haushalt 20.420 Euro, für einen Zwei-Personen-Haushalt 24.600 Euro, für Alleinerziehende mit einem Kind 25.340 – für jede weitere zum Haushalt rechnende Person erhöht sich die Grenze.
An wen kann man sich im Velberter Rathaus wenden?
Geprüft wird all das vom Sozialamt der Stadt Velbert (wohnen@velbert.de), dort geht es auch darum, ob die Wohnungsgröße „angemessen“ ist – für Alleinstehende gelten bis zu 50 Quadratmeter Wohnfläche als Maximum, für jede weitere Person kommen 15 Quadratmeter hinzu.
Bei Genossenschaften – wie „Spar+Bau“ – ist die Besonderheit: Wer eine Wohnung beziehen möchte, muss keine Kaution zahlen, dafür aber Anteile erwerben – im konkreten Beispiel für 880 Euro.
Nach welchen Kriterien vergibt „Spar+Bau“ eine Wohnung?
Bei der Suche nach einer Wohnung gibt es Unterstützung von der Stadt Velbert – die Vermittlung erfolgt dabei nach Dringlichkeitsstufen. Die Dringlichkeit spielt auch bei „Spar+Bau“ immer eine Rolle, wie Vorstandsvorsitzender Sven Karth betont: „Wenn jemand beispielsweise nach häuslicher Gewalt oder einer Trennung dringend sucht, wenn Kinder im Spiel sind, dann sind das für uns wichtiges Kriterien.“ Ansonsten gilt in der Genossenschaft: Je länger man Mitglied ist, desto höher sind die Chancen auf eine Zusage.
Was spielt bei der Wohnungssuche keine Rolle?
Was hingegen keine Rolle spielt, betont Karth, „ist, ob jemand Öztürk oder Müller heißt, gebürtiger Velberter ist oder noch nicht lange in Deutschland lebt“. Die Mieterschaft in der sanierten Wohnanlage sei bunt gemischt: jung und alt, Alleinlebende und Familien, deutsche und ausländische Staatsangehörige.
Und auch mit einer weiteren bei Facebook geäußerten Behauptung räumt Karth direkt auf: „Die Wohnungen sind nicht dafür gedacht, um dort Flüchtlinge unterzubringen.“ Nur in Fällen, in denen es für Wohnungen länger keine Nachfrage auf dem Markt gebe, biete „Spar+Bau“ diese der Stadt zur Miete an, damit diese dort jemanden unterbringen könne.
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Der Mietpreis der Wohnungen ist nach der Sanierung von 4,75 Euro auf 6,05 Euro gestiegen – allerdings rechnet „Spar+Bau“ mit einer deutlichen Reduzierung des Energiebedarfs und somit der Betriebskosten.
Der durchschnittliche Mietpreis in Velbert liegt bei rund 8 Euro/Quadratmeter.