Neviges. Maria-Luisa Leotta erfüllt sich in Neviges einen lang gehegten Kindheitstraum. Voraus ging ein Jahr voller Höhen und Tiefen, Freude und Tränen.

Eisdiele, Friseursalon, Brautmodengeschäft und nun auch ein Kosmetikstudio: „Ja, das hier hat gefehlt, jetzt ist es eine kleine Wellness-Meile“, sagt Maria-Luisa Leotta und strahlt. Am Samstag, 31. August, öffnet sie an der Hohenbruchstraße 8 in Velbert-Neviges ihr Studio „Mary Lou Cosmetics“. Eine Woche eher als ursprünglich geplant, was zu der tatkräftigen 32-Jährigen passt. „Ja, ich freue mich ganz schrecklich, kann es kaum abwarten.“

In der Hohenbruchstraße 8 eröffnet am Samstag, 31. August, „Mary Lou Cosmetics“. Links daneben ist ein Friseursalon
In der Hohenbruchstraße 8 eröffnet am Samstag, 31. August, „Mary Lou Cosmetics“. Links daneben ist ein Friseursalon © Kathrin Melliwa | Kathrin Melliwa

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Das monatelang leerstehende Ladenlokal, eines von zwei Studios an der Hohenbruchstraße, das Fotografin Isabelle Ulrich vor ihrem Umzug in die Fußgängerzone betrieben hatte, sei ihr immer wieder ins Auge gefallen. Etwa, wenn sie mit der Familie Eis essen ging oder Tochter Emilia Caterina (4) von einer Freundin abholte. „Irgendwann dachte ich: Der Laden will zu dir, ich hatte einfach so ein Gefühl.“ Nach der Unterschrift des Mietvertrages am 1. August gab die ganze Familie Vollgas: Ehemann, Vater, Freunde, sie alle spuckten in die Hände und renovierten das 64 Quadratmeter große Studio. Cremefarbene Wände, ein hellgraues Sofa, keine schreienden Farben. „Das war mir wichtig: eine ruhige Atmosphäre zu schaffen, in der sich Frauen wohlfühlen.“

Velberterin mit italienischen Wurzeln

Und auch Männer, denn bei „Mary Lou“, wie Maria-Luisa Leotta auch von Freunden genannt wird, gibt es nicht nur die ganze Palette an kosmetischen Behandlungen, Schminken für Hochzeiten und Permanent-Make-up. „Ich mache auch Bartkonturen“. Und da schöne Haut auch mit Gesundheit zu tun hat, absolviert die 32-Jährige zurzeit eine Heilpraktiker-Ausbildung: „Mir geht es um das Ganzheitliche, in eineinhalb Jahren bin ich damit fertig“. Wenn schon, denn schon. Zu glücklich ist die Velberterin mit italienischen Wurzeln, nach einigen Umwegen „jetzt endlich das zu tun, was ich schon immer machen wollte“. Und dabei noch Traumberuf und Familie unter einen Hut zu bekommen.

Erstmal „etwas Vernünftiges“ gelernt

Eröffnung am 31. August

„Mary Lou Cosmetics“, Hohenbruchstraße 8. Eröffnung am Samstag, 31. August, ab 15 Uhr: Es gibt Sekt, Fingerfood und 20 Prozent Rabatt auf die erste Behandlung.

Termine nur nach Vereinbarung. Weitere Informationen telefonisch unter 0159 0103 0122 oder per Mail: info@marylou-cosmetics.de oder auf www.marylou-cosmetics.de

Beim Sprung in die Selbstständigkeit wird ihr helfen, dass sie zunächst nach der Schule den Wunsch ihrer Eltern erfüllte. Die hatten gesagt: „Kind, mach was Vernünftiges“, erinnert sich die Kosmetikerin und muss lachen. Also absolvierte sie eine Ausbildung zur Bürokauffrau, arbeitete vier Jahre bei einem Steuerberater. Und das kommt ihr jetzt zugute: Der viele Schriftkram, der zur Anmeldung eines Gewerbes bewältigt werden muss, die Buchführung, all das, was viele Neulinge überfordert, kostet Maria-Luisa Leotta nur ein müdes Lächeln.

Immer gern Freundinnen geschminkt

Sie beugte sich zwar damals dem Wunsch der Eltern, war aber in dem erlernten Beruf nie glücklich. „Solange ich denken kann, habe ich immer gern geschminkt. Wenn Freundinnen ein wichtiges Date hatten, kamen die erstmal alle zu mir.“ Daher hatte sie schon während ihrer Tätigkeit beim Steuerberater eine Ausbildung zum „Make-up-Artist“ absolviert. „Nebenbei, ich hatte null Freizeit, aber das war mir egal. Ich habe in der Zeit gemerkt: Das ist meine Leidenschaft, das will ich machen.“

Mit 21 Jahren entschied sie sich – nach einem Praktikum bei der Kosmetikfirma Firma MAC – ganz umzusatteln. „Ich hab an dem Counter am Limbecker Platz in Essen geschminkt, hatte damals sehr viel zu tun. Vor allem samstags war die Hölle los, aber mir machte das Spaß, ich brauchte diesen Stress.“ Gern erinnert sie sich an jene Zeit, „wir machten viele Fortbildungen, waren mal eine Woche in München, inklusive Flug, das war schon toll.“ Doch dann erkrankte ihre Mutter an Krebs, damals war Maria-Luise Leotta noch für das Unternehmen in Oberhausen tätig. Und wurde in jener Zeit auch schwanger.

Gefühls-Chaos in einem schwierigen Jahr

„Das war ein wirklich schicksalhaftes Jahr, dieses 2020. Meine Mutter ist gestorben, kurz vor der Geburt unserer Tochter. Ich hatte mir so sehr gewünscht, dass sie das noch erlebt, sie in den Armen halten kann.“ Damals sei sie so fertig, so traurig gewesen, dass sie sich gar nicht recht auf das Kind habe freuen können. Das Gefühls-Chaos änderte sich schlagartig, als Emilia Cateriana – der Zweitname ist der Großmutter gewidmet – auf die Welt kam. „Ich hab mir gesagt: Du hast ein Geschenk Gottes bekommen, du hast die Kleine, der du jetzt Kraft geben musst.“

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Tochter Emilia kam in die Kita, sie selbst begann wieder zu arbeiten, wurde jetzt in Duisburg eingesetzt. „Ich hatte aber während der Arbeit immer nur das Kind im Kopf. Da konnte ich auch nicht mal eben weg, wenn die Kita anrief, weil irgendwas mit der Kleinen war. Ich hab dann nach drei Monaten gekündigt und entschieden: Ich mach mein eigenes Ding.“ Damals noch in einem abgetrennten Raum in der eigenen Wohnung, „das war aber total eng, und immer Full-House, wenn jemand zum Schminken noch Freundinnen mitbrachte. Nein, das war nichts.“ Das neue Studio sei jetzt einfach perfekt: Die Kita und für später gleich zwei Schulen in unmittelbarer Nähe, dazu jede Menge Platz. Mary Lou hat ihr Glück gefunden.