Velbert. Im Velberter Einkaufszentrum stehen viele Läden leer. Geblieben sind verblasste Schilder, Spülbecken und manch Kurioses. Ein Einblick.

Als die Stadtgalerie Velbert 2019 nach mehreren Verzögerungen endlich die Türen öffnete und die ersten Kunden durch die Gänge strömten, verband der damalige Eigentümer große Erwartungen mit dem neuen Einkaufszentrum. 40 Geschäfte – 95 Prozent vermietet. Diese Zahlen kursierten und machten Hoffnung, dass die Stadtgalerie von den Kunden gut angenommen werden könnte.

Auf der anderen Seite machte die Stadtgalerie aber von der ersten Minute an durch Pannen von sich reden. So musste das Gebäude am großen Eröffnungstag wegen eines Fehlalarms evakuiert werden. Und Kunden wunderten sich über sichtbare Baumängel. Zusammen mit den nicht sichtbaren Mängeln gab es eine lange, lange Liste – und damit auch keine endgültige Bauabnahme.

Maximal 17 Kunden und FFP2-Maske – diese Zeiten sind zum Glück wieder vorbei. Nicht aber in diesem früheren Schuhgeschäft in der Stadtgalerie Velbert. 
Maximal 17 Kunden und FFP2-Maske – diese Zeiten sind zum Glück wieder vorbei. Nicht aber in diesem früheren Schuhgeschäft in der Stadtgalerie Velbert.  © WAZ | Philipp Nieländer

Corona-Pandemie: Ankermieter „Mensing“ schließt in Stadtgalerie Velbert

Dennoch hätte vielleicht alles gut werden können. Dann aber legte die Corona-Pandemie nur acht Monate nach der Stadtgalerie-Eröffnung das Leben auch in Velbert weitgehend lahm: Lockdown. Alles dicht. Dem Ankermieter „Mensing“, der in die Insolvenz rutschte und das mit den Investitionen in Velbert begründete, folgten mehrere weitere Geschäfte. Dann strauchelte Projektentwickler „Concepta“ selbst in die Pleite. Seit 2022 hat der neue Eigentümer „Verifort“ das Sagen in der Stadtgalerie.

Aber auch nach dem Ende der Corona-Beschränkungen erholte sich die Stadtgalerie nicht: Das Modegeschäft „Kult“ schloss, der Versuch, mit „Bella Bella Mozzarella“ wieder ein italienisches Restaurant in der Galerie zu etablieren, scheiterte nach wenigen Monaten, die Buchhandlung „Thalia“ zog zurück in die Fußgängerzone, ... Die Liste ließe sich noch um mehrere Geschäfte erweitern.

Kurios: Während einige Läden fast spurlos verschwunden sind, gibt es bei anderen längst geschlossenen Geschäfte noch einige Erinnerungen an bessere Stadtgalerie-Zeiten.

Werbung an Fassade sorgt immer wieder für Apotheken-Suche in der Stadtgalerie

Wer auf dem Dach der Stadtgalerie parkt, sieht neben vielen Graffiti an der Fassade auch einige Firmenschilder, die weithin verkünden sollen, welche Geschäfte sich im Einkaufszentrum befinden. Das Problem: Zwei der vier Läden – Mensing und die Europa-Apotheke – gibt es gar nicht mehr. Gerade die Apotheken-Beschilderung sorgt aber immer wieder für potenzielle Kunden, die dann durch die Galerie irren.

Neapolitanische Pizza oder doch lieber Nudeln? Beides gibt es im früheren Restaurant „Bella Bella Mozzarella“ in Velbert nicht mehr – auch wenn im Fenster noch die Speisekarte hängt.  
Neapolitanische Pizza oder doch lieber Nudeln? Beides gibt es im früheren Restaurant „Bella Bella Mozzarella“ in Velbert nicht mehr – auch wenn im Fenster noch die Speisekarte hängt.   © WAZ | Philipp Nieländer

Im italienischen Restaurant „Bella Bella Mozzarella“ bleibt der Pizzaofen in Velbert kalt

Eine Etage tiefer steht das einstige italienische Restaurant bis auf einen Haufen mit Überbleibseln leer. Die Speisekarte neben der Eingangstür preist allerdings noch immer verschiedene neapolitanische Pizzen, frittierte Sardellen und Nudelgerichte an. Auch die Öffnungszeiten sind dort noch zu lesen. Allerdings: Öffnen wird sich die Restaurant-Tür zumindest in absehbarer Zeit wohl nicht mehr.

„Aachener“: Vom Hoffnungsschimmer zum nächsten Debakel

„Schuh Okay“ wirbt eine Leuchttafel über einem Ladenlokal, das allerdings nun auch schon seit längerer Zeit leer steht. Auch die „Mensing“-Logos sind überall noch zu sehen. Eigentlich hätte dort stattdessen längst „Aachener“ stehen sollen. So hatten es die Stadtgalerie-Verantwortlichen gehofft – einen Mietvertrag mit dem Dortmunder Textilhändler gab es auch schon, dann überschlugen sich die Ereignisse jedoch: Der damalige Geschäftsführer tauchte unter, kurz danach wurde Insolvenz angemeldet. Ausgang? Offiziell noch immer ungewiss.

Auch „Street One“ und „Cecil“ haben die Stadtgalerie Velbert längst verlassen. 
Auch „Street One“ und „Cecil“ haben die Stadtgalerie Velbert längst verlassen.  © WAZ | Philipp Nieländer

Nur mit FFP2-Maske? Zum Glück nicht mehr aktuell

Von der Rolltreppe nach unten springen die Logos von „Cecil“ und „Street One“ ins Auge – auch dieser Laden ist aber Geschichte. Einige Schritte weiter verkündet ein Aufkleber im Schaufenster: „Wir messen Kinderfüße“. In Wirklichkeit misst der „Kinderschuh-Spezialist 2020/21“ jedoch schon lange nicht mehr in Velbert, wie auch zwei weitere Schilder verdeutlichen: „Unsere maximale Besucherzahl beträgt 17 Kundinnen und Kunden“ – „Zutritt nur mit medizinischer oder FFP2-Maske“.

Kaffee? Fehlanzeige. Waffeln und Eis gibt es auch nicht in der Stadtgalerie Velbert. 
Kaffee? Fehlanzeige. Waffeln und Eis gibt es auch nicht in der Stadtgalerie Velbert.  © WAZ | Philipp Nieländer

„Vorübergehende Schließung“ dauert mehr als zwei Jahre

„Torten & Kuchen – frische Waffeln – Kaffeespezialitäten“: All das soll es laut Werbetafel an den Rolltreppen geben. Gibt es aber natürlich nicht. Die Aussage „Vorübergehend geschlossen“ ist offenbar sehr dehnbar – obwohl schon seit mehr als zwei Jahren geschlossen, sieht es auf den ersten Blick so aus, als könnte man sich im Friseursalon nebenan schnell mal die Haare schneiden lassen. Die Waschbecken jedenfalls sind noch da.

>>> Stadtgalerie Velbert

Die Stadtgalerie Velbert verfügt über rund 12.000 Quadratmeter Fläche für bis zu 40 Läden, Cafés und Restaurants.

Nach der Schließung vieler Geschäfte ist der Netto-Markt einer der Anziehungspunkte, aber auch Intersport Klose, Nanu-Nana locken Kunden.

Beliebt sind auch das Nagelstudio und der Asia-Imbiss.

"Vorübergehend geschlossen" bedeutet im Fall des Friseursalons in der Stadtgalerie Velbert, dass dort schon seit mehr als zwei Jahren keine Haare mehr geschnitten werden.  © WAZ | Philipp Nieländer