Langenberg. Birgitt Haak aus Langenberg hat viel ausprobiert, bevor sie ihren eigenen Malerei-Stil erfunden und weiter entwickelt hat.
Helles Licht fällt durch die großen Fenster des Wintergartens, Birgitt Haak sitzt konzentriert an ihrem Arbeitstisch – vor sich ein etwas größeres Ei, das sie mit feinen Linien verziert. Ihr aktuelles Projekt für den Kunst-, Handwerk- und Designmarkt bei Alldiekunst im März. „Ich liebe solche filigranen Sachen, dieses klein-klein“, sagt sie und lacht. Bis dahin war es aber ein langer Weg, die Künstlerin hat eine Zeit gebraucht, um ihren eigenen Stil zu entwickeln.
Erste Berührung mit künstlerischen Projekten hatte die Langenbergerin in der Schule. „Ich bin auf die Realschule in Velbert gegangen und mein Kunstlehrer war selber Künstler“, erzählt sie. Er habe dann den Auftrag bekommen, eine Wand im Gebäude zu gestalten. Er hat sich für ein Mosaik entschieden und mich auserkoren, ihm zu helfen.“ Offenbar habe er wohl irgendwie „Potenzial in mir erkannt“.
Mosaik hängt auch nach 50 Jahren noch
Das tat sie auch, „gerne“, sagt sie lachend, denn sie dufte während der Unterrichtszeit helfen. „Und ich hatte da immer Chemie oder Physik oder sowas.“ Fächer, die auf Birgitt Haaks Beliebtheitsskala nicht gerade ganz oben zu finden waren.
Was sie besonders gefreut hat: „Beim Klassentreffen nach 50 Jahren waren wir im Schulgebäude.“ Und das Mosaik sei immer noch da. Unbeschädigt. „Das hat mich unglaublich gefreut. Da kamen Erinnerungen hoch.“
Ausbildung und Selbstständigkeit
Doch die Kunst blieb zunächst eher Hobby, „ich hatte noch ein anderes Leben“, erzählt Birgitt Haak. „Ich habe einen normalen Beruf gehabt.“ Sie macht eine Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin, eröffnet später eine Modegeschäft für Übergrößen. „In der Zeit habe ich nicht viel gemacht, ich hatte einfach keine Zeit.“
Die hatte sie dann, als es für längere Zeit ins Nachbarland ging. Insgesamt sieben Jahre lebte Birgitt Haak in den Niederlanden, einmal vier Jahre am Stück. „Da habe ich nicht gearbeitet und hatte Zeit.“ Und die nutzt sie: Sie besucht eine Akademie, richtet sich ihr eigenes Atelier ein. „Ich habe mich richtig da rein gestürzt“, blickt sie zurück. „Ich habe viel ausprobiert und es sind viele Werke entstanden.“
Immer wieder zurück zur Malerei
Sie habe auch viel probieren müssen, sagt sie über sich selbst. „Ich war Zeit meines Lebens eine Suchende.“ Porträts malt sie, aber auch Landschaften, dann wieder abstrakt. „Aber ich habe nie das Gefühl gehabt: ,Das ist meins!’“ In den Niederlanden lernt sie auch eine Künstlerin kennen, die Skulpturen aus Stoff und Textilversteifer herstellt, „dann habe ich mich damit beschäftigt“.
Aber sie kehrte immer wieder zur Malerei zurück. Mandalas fielen ihr ins Auge, „und wie gesagt: Ich liebe klein-klein“, wiederholt Birgitt Haak. Sie begann, eigene zu entwerfen, zeichnete ganz fein mit Tusche, und so langsam fand sie ihren Weg. „Ich habe dann Elemente ergänzt, so dass das Gesamtwerk dreidimensional wurde.“
Norbert Bauer bestärkt sie
Im nächsten Schritt wurde es dann bunt, „denn es gibt für mich nur eine Farbe: bunt“, sagt Birgitt Haak und lacht herzhaft. Sie ließ sich vom Jugendstil inspirieren, „eine Richtung, die mir liegt“, und erfand so ganz nebenbei ihren eigenen Stil. „Endlich“, sagt die Langenbergerin, „endlich hatte ich das Gefühl, zuhause zu sein.“
Umgebung inspiriert Birgitt Haak
Sie habe nie „krampfhaft irgendetwas machen wollen“, sagt Birgitt Haak über ihre künstlerische Arbeit. „Ich habe immer gewartet, dass die Ideen zu mir kommen.“Es könne sein, dass sie in ihrer Umgebung etwas sehe, „dann macht es ,ratsch’ und ich mache da mein eigenes Ding draus.“Ähnliches könne passieren, wenn sie Arbeiten von Künstlerkollegen sehe. „Manchmal denke ich dann: ,Das könnte ich in meinem eigenen Stil weiter verarbeiten.’“
Erste Ausstellungen folgen. Norbert Bauer – unter anderem bekannt durch die beiden „Tuchfühlungen“ und die „Grundsteinkisten“ – sei auch da gewesen „und er hat mein Gefühl bestätigt, mir gesagt, ich solle weitermachen“. Das, sagt Birgitt Haak, sei schon eine Auszeichnung für sie gewesen, „denn Norbert war ja schon speziell in seinem Kunstgeschmack.“
Skulpturen, Kopien und ein Studium
Das Ende der Fahnenstange ist damit aber noch nicht erreicht: „Ich muss immer verschiedene Sachen machen.“ Und so fängt Birgitt Haak an, aus Ytong-Steinen Skulpturen zu gestalten. Oder Werke von Gustav Klimt zu kopieren. Und zu studieren.
„Ich habe immer gelernt“, sagt sie, „immer das Gefühl gehabt, ich müsste mehr wissen“. Sie schreibt sich für Kunstgeschichte ein, zieht die sechs Semester durch. Das ist gerade einmal sechs Jahre her.
Und nun also ihr aktuelles Projekt, Ostereier, fein bemalt und beklebt. Zu sehen – und zu kaufen – auf dem Kunst- Handwerk- und Designmarkt von Alldiekunst im März.
Die bisherigen Folgen
Die Serie „Kulturszene LA“ stellt Kulturschaffende aller Genres aus Langenberg vor. Hier finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, die bereits veröffentlichten Folgen:Folge 1: Nina Reddig (Geige)Folge 2: Rüdiger Scheipner (Saxophon)Folge 3: Birgitt Haak (Künstlerin)Folge 4: Peter Dreist (Kunstlehrer/Künstler)