Langenberg/Velbert-Mitte. Nach dem Zweiten Weltkrieg startet die Künstlerkarriere von Günter Seekatz. Der Langenberger ist Autodidakt – und eigentlich schon im Ruhestand.
„Sowas hört man ja nicht einfach auf“, sagt Günter Seekatz und lacht verschmitzt. „Und ich kann et ja auch noch.“ Seine Augen blitzen vergnügt, als er das sagt. Auf der Staffelei steht ein noch nicht vollendetes Werk des Malers, eine Gesellschaft am Seeufer.
93 Jahre alt ist der gelernte Graveur inzwischen, doch die Malerei bestimmt nach wie vor sein Leben. Auch wenn er seit 2016 ein wenig kürzer tritt und nicht mehr hauptberuflich zu Pinsel und Farbe greift. „Aber für privat mache ich noch ein bisschen“, sagt der gebürtige Langenberger. Wenn ihm zum Beispiel jemand die Hecke schneidet, „dann gibtet ein Bildchen.“
Onkel überlässt ihm Farbreste
Schon als Kind hat Günter Seekatz gerne gemalt, doch bis zum Profi war es ein weiter Weg. Als junger Mann gerät er in Kriegsgefangenschaft, kommt im November 1945 nach Hause. Da ist er 17. „Ich habe dann auf Kartons gemalt, mein Onkel hat mir dafür Farbreste überlassen“, erinnert er sich.
Damit habe er sich dann seine Farbtöne selbst gemischt, „erst ab ‘48 konnte ich ja wieder etwas kaufen. Vorher gab es nichts.“ Nur „fehlte mir dann das Geld“, sagt Günter Seekatz lachend. Fahrt nimmt die Karriere 1951 auf: Ein Händler aus Velbert spricht ihn an, bittet ihn das – heute nicht mehr existente – Milchstraßenviertel zu malen.
Weg in die Selbstständigkeit
Dieser Händler wiederum hatte einen Zulieferer aus Stuttgart, „der hat einige meiner Bilder gesehen und dann sogar eins gekauft.“ Mitte der 1950er Jahre kommen weitere Händler dazu, „und dann ging’s los“, erzählt der Maler.
Der Erfolg ist so groß, dass Günter Seekatz 1967 seinen Job als Graveur bei Bonum aufgibt und sich selbstständig macht. Fast zehn Händler beliefert er inzwischen, einer von denen handelt auch mit den USA und so wird der Langenberger Maler auch auf der anderen Seite des großen Teichs bekannt.
Seekatz ist Autodidakt
Sein Handwerk, seine Kunst, die hat sich der Langenberger größtenteils selbst beigebracht. „Ich war mal an der Folkwang-Schule“, erzählt er. 1967 und 1968 sei das gewesen. „Aber das hat mir nichts gebracht. Dort wurde zu viel in Richtung abstrakte Malerei gelehrt.“
Mehr genutzt hätten ihm Gespräche mit anderen Malern, Studienreisen nach Italien, Österreich, Spanien und in die Schweiz. Er bereist den Balkan, besichtigt Museen in Ungarn, Rumänien und dem früheren Jugoslawien. „Das hatte schon starken Einfluss auf meine Palette“, sagt er heute.
Die bisherigen Folgen
Die Serie „Kulturszene LA“ stellt Kulturschaffende aller Genres aus Langenberg vor. Hier finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, die bereits veröffentlichten Folgen:Folge 1: Nina Reddig (Geige)Folge 2: Rüdiger Scheipner (Saxophon)Folge 3: Birgitt Haak (Künstlerin)Folge 4: Peter Dreist (Künstler/Kunstlehrer)Folge 5: Annette Haupt (Autorin)Folge 6: DJ RalleFolge 7: Petra Halfmann (Singer/Songwriter)Folge 8: Günter Seekatz (Maler)Folge 9: Birgit Angern-Dorgarten (Malerin)Folge 10: Martina & Thomas Hoeveler (Theater/Musik)
Schiffe, Berge und Lokales
Die Motive seiner Bilder wechseln: Mal sind es Auftragsarbeiten, etwa für einen Galeristen an der Ostsee. Für den malt er Schiffe. „Ich konnte gar nicht so viel malen, wie der benötigt hat“, sagt er. Auch Bilder aus den Bergen werden verlangt. „Egal was, Hauptsache Berge.“
Doch er ist auch lokal unterwegs, malt Velberter und Langenberger Ansichten, stellt aus. „Wir haben ja in Langenberg viele schöne Motive“, kommt er ins Schwärmen, „hier ist ja so gut wie nichts abgerissen worden.“
Platz schaffen im Archiv
Nun ist er im – aktiven – Ruhestand und versucht, seine gesammelten Werke an die Frau und an den Mann zu bringen. „Für ein Drittel des üblichen Preises“, sagt Günter Seekatz. Wer eines der Werke kaufen möchte, kann sich an die Redaktion wenden: redaktion.langenberg@waz.de oder 02051 49538. Wir stellen dann den Kontakt her.
„Wir hatten es leicht“
Er stelle es sich schwierig vor, heutzutage als Künstler in die Selbstständigkeit zu gehen, sagt Günter Seekatz. „Wir hatten es leichter.“Schließlich hätten die Amerikaner nach dem Krieg alles gekauft, vor allem Bilder von Schlössern. „Das kannten die ja so gar nicht.“Heute seien den Menschen andere Dinge wichtig, „nur die große Kunst, in der es um Millionen geht, die läuft.“