Velbert. Der Booster ist gefragt in Velbert, Ärzte nennen Voraussetzungen für die Drittimpfungen gegen Corona – und wo man schnell an einen Termin kommt.
Die Sieben-Tage-Inzidenz klettert in immer neue Höhen, gerade im Osten und Süden Deutschlands kommen die Intensivstationen der Krankenhäuser an ihre Belastungsgrenzen, kurzum: Die vierte Welle des Coronavirus hat Deutschland voll im Griff. Ein möglicher Ausweg, mit dem sich etwa Israel über mehrere Wochen in ruhige Fahrwasser gebracht hat: Booster-Impfungen. Eine Übersicht der Fachärztinnen und -ärzte in Velbert, die eine dritte Impfung anbieten – und welche Voraussetzungen gelten.
Am Donnerstag hat die Ständige Impfkommission die Booster-Impfung für alle Erwachsenen ab 18 Jahren empfohlen, um den Impfschutz auf ein noch höheres Niveau zu heben. „Wir werden nicht alle auf einmal versorgen können“, erklärte daraufhin Frank Bergmann als Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO).
Lesen Sie hier alle Aussagen von Frank Bergmann: Kassenärzte – Booster-Impfung noch nicht für alle möglich
Er geht davon aus, dass sich die Immunisierung „bis ins Frühjahr“ hinziehen werde – und kündigte weitere Angebote an, etwa Impfungen in bestimmten Hausarztpraxen an Adventssamstagen und -sonntagen.
Booster in Velbert: Wer braucht wann die dritte Impfung gegen das Coronavirus?
Doch wer braucht wann eine dritte Spritze in den Oberarm? „Es ist eindeutig, dass alle Geimpften einen ,Booster’ brauchen – und zwar unabhängig vom Alter“, sagt dazu Ulf Dittmer, Leiter der Virologie am Uniklinikum Essen. Für mRNA-Impfstoffe von Biontech oder Moderna seien Booster sechs Monate nach der zweiten Impfung ideal, bei Astrazeneca werde dagegen bereits nach vier Monaten eine weitere Dosis nötig.
Lesen Sie alle Aussagen von Ulf Dittmer: Wer braucht wann die Booster-Impfung? Das sagt ein Virologe
Je jünger die geimpfte Personen sei, desto höher sei in der Regel die Anzahl der Antikörper – und umso langsamer nehme deren Anteil ab, erklärt Dittmer. Menschen über 70 Jahre verlieren den Impfschutz laut Virologe dagegen schneller – teilweise auch schneller als sechs Monate nach der letzten Impfung. „Vor allem für sie ist der ,Booster’ deshalb jetzt zwingend erforderlich“, so Dittmer. „Und ich schließe da auch die Gruppe der Über-60-Jährigen mit ein.“
Booster-Impfungen bieten die Fach- und Hausärzte in Velbert an. So ist die Lage aktuell in den Praxen:
HNO-Praxis Jochen Brandenburg
Eine „Riesennachfrage“ stellt Caroline Schreiber von der HNO-Praxis Brandenburg auf der Kollwitzstraße 10 fest, wenn es um Drittimpfungen geht. Und diese könnten bedient werden, erklärt Schreiber, dafür hat die Praxis Extra-Angebote an Samstagen geschaffen. Auch Dienstag- und Donnerstagabend seien Booster-Impfungen möglich. Freie Termine gebe es noch für den 20. November, für die anschließende Woche ebenfalls.
Den dritten Piks verabreicht Schreiber nach Empfehlung der Stiko an alle Erwachsenen ab 18 Jahren wahlweise mit Biontech und Moderna – die letzte Impfung muss mindestens fünf Monate zurückliegen. Terminanfragen gehen per E-Mail an impfung.velbert@gmail.com.
Internistische Gemeinschaftspraxis Dr. Salmikeit und Dr. Vockel
„Wie eine Impfpraxis“ fühlt sich die Internistische Gemeinschaftspraxis der Doktoren Jessica Salmikeit und Thomas Vockel aktuell, die Empfangsfrauen an der Noldestraße 7 sprechen von einer hohen zusätzlichen Belastung durch die Impf-Nachfrage.
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In der Gemeinschaftspraxis wird geboostert, wer seine Zweitimpfung zuletzt vor sechs Monaten erhalten hat, bei Absagen würden kurzfristig Termine frei. Ansonsten zeigen die Arzthelferinnen einen vollen Terminkalender, Zeiträume können sie nicht nennen. Informationen gibt es unter 02051-52149.
Kinder- und Jugendarztpraxis Markus Prisett/Dr. med. Dagmar Schaumann
Auch nebenan, an der Noldestraße 5, klingelt fast ununterbrochen das Telefon – der Booster ist gefragt. Ab 18 Jahren besteht die Möglichkeit zur dritten Impfung, bestätigt Cordula Prisett. „Generell gelten sechs Monate Abstand, aber es kommt auch darauf an, welcher Patient zu uns kommt. Letztens haben wir auch jemanden nach fünf Monaten drittgeimpft“, sagt die Praxismanagerin.
Fester Termintag ist der Donnerstagnachmittag ab 13.30 Uhr. Zu Gute kommt der Praxis, dass nach der Bestellung des Impfstoffs nur noch eine knappe Woche bis zur Lieferung vergeht – bislang waren es zwei Wochen. Termine lassen sich unter 02051-955226 vereinbaren.
Frauenärztin Dr. Dorothee Sander
60 bis 70 Prozent der Anrufe drehten sich um die Impfung, heißt es am Empfang von Frauenärztin Dorothee Sander an der Friedrichstraße 140a. Beim aktuell kleinen Personal von nur zwei Frauen droht die reguläre Arbeit zu leiden, entsprechend lange Wartezeiten müssten Patienten für die Auffrischungsimpfung einplanen. Auch hier gilt der Abstand von sechs Monaten zum vorangegangenen Picks. Eine Empfehlung an die Politik gibt es auch noch: „Macht die Impfzentren wieder auf.“
Kinder- und Jugendmedizin Dr. Birgit Jansen & Dr. Nicola Kappenhagen & Alona Bulk
Wer an der Friedrichstraße 202 anruft und eine dritte Impfung im Sinn hat, der wird bereits von der automatischen Bandansage abgekürzt: Für Terminwünsche sei das Online-Formular zu benutzen. „Wir hatten in den vergangenen Wochen viele Anfragen und Termine“, heißt es aus der Praxis von Birgit Jansen, Nicola Kappenhagen und Alona Bulk, durch die angespannte Situation bei Kindern (RS-Virus) sei das Angebot etwas zurückgefahren worden.
Sechs Monate müssen seit der zweiten Impfung vergangen und der Patient erwachsen sein, bevor die Ärztinnen die Spritze ansetzen. Wartezeiten für Termine kann die Praxis nicht nennen, Spontanität sei gefragt. Informationen gibt es auf www.kinder-jugendmedizin.net/corona, dort gibt es auch das Anmeldeformular.
Allgemeinmedizinische Gemeinschaftspraxis Kirsten Schad und Claudia Wolf
Wer in der Praxis von Kirsten Schad und Claudia Wolf einen Impftermin vereinbaren möchte, muss sich gedulden. „Wir haben erst wieder Ende Januar freie Termine“, sagt die Medizinische Fachangestellte Karin Adam. Das Praxistelefon schelle den ganzen Tag, habe sie ein Anruf beendet, klingele es schon wieder. „98 Prozent wollen eine Impfung, wenn wir nicht auf die Schnelle einen Termin anbieten können, reagieren manche gereizt und böse“, sagt sie.
Pro Woche werden in der Praxis etwa 100 Personen geboostert – nur eine Handvoll Patientinnen und Patienten bekommen die Erstimpfung. Es rufen Menschen in allen Altersklassen an. Karin Adam und ihre Kolleginnen impfen alle Menschen über 18 Jahre, bei denen aus medizinischer Sicht nichts dagegen spricht. Adam wünscht sich, dass die Politik die Arztpraxen von den vielen Impfanfragen entlastet. „Es würde sehr helfen, wenn das Impfzentrum wieder öffnen würde“, sagt sie. „Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, bin ich erledigt, habe keine Lust mehr mich zu unterhalten und will nur noch die Füße hochlegen.“
Gemeinschaftspraxis Birth (Thull & Käbe-Frisch)
Die Allgemeinmedizinerinnen Raija Thull und Silke Käbe-Gilger haben an der Planckstraße 44 extra eine „verdiente Kollegin“ aus dem Ruhestand reaktiviert, um der Impfnachfrage Herr bzw. Frau zu werden. „Wir passen unsere Sprechstunde laufend an, versuchen weitere Angebote zu schaffen“, berichtet Käbe-Gilger.
Das Team impfe mit Hochdruck, erzählt die Ärztin, ob in der Praxis oder bei Hausbesuchen – zu schaffen mache ihr neben den internen, krankheitsbedingten Ausfällen auch die Reaktion mancher Patienten. „Die werden ungeduldig, unverschämt und beleidigen persönlich. Ich erwarte gegenseitigen Respekt – wir wollen auch aus der Pandemie raus und geben dafür alles.“ Ein Wunschkonzert bei Terminen werde es nicht geben, dafür sei die Nachfrage zu hoch.
„Die Impfkalender sind voll bis Ende Januar“, betont Käbe-Gilger, dennoch versucht die Praxis weitere Möglichkeiten zu schaffen. Informationen gibt es unter 02051-61501.
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