Sprockhövel. Die Schafe Ada und Lili haben es bis auf die Opernbühne geschafft. Doch dann kam eine Tierseuche – und in ihrer Herde gab es dramatische Szenen.
Burkhardt Pfläging und Iris Behrens aus Sprockhövel haben mit ihrer Schafzucht ein besonderes Hobby, eine Leidenschaft. Zwei der weißen Moorschnucken, Ada und Lili, sind sogar vierbeinige Schauspieler, sie spielen in Pina Bauschs Stück „Viktor“ mit – doch zuletzt haben sich dramatische Szenen in der Herde abgespielt.
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Pfläging ist Geschäftsführer des Sinfonieorchesters Wuppertal, seine Frau ausgebildete Krankenschwester, die eine aufwändige Weiterbildung im Bereich der tiergestützten Therapie und Intervention absolviert hat. Ihre Tiere gehören zur Familie – und die ist inzwischen groß: mehr als 70 Tiere, darunter auch einige rehbraune hornlose Kamerunschafe, gehören dazu.
Im Frühsommer war die Welt noch in Ordnung. Doch dann drängte eine Tierseuche in die Herde – die Blauzungenkrankheit. Den Wettlauf gegen den eigentlich sicheren, qualvollen Tod hat glücklicherweise nur ein Tier verloren. „Bei uns waren 30 Tiere infiziert, ein Schaf, unsere Mentha, hat es leider nicht geschafft“, erzählen die beiden.
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„Wir haben sehr früh, zwei Tage nach den ersten Symptomen, die komplette Herde durchgeimpft. Jedes infizierte Schaf wurde sofort in den Stall gebracht, dort verarztet“, sagen Behrens und Pfläging. Sogar Reanimationen waren erforderlich.
Das Virus entwickelt immer wieder neue Varianten
Die Leiterin des Kreisveterinäramtes, Bettina Buck, berichtet: „Das Virus entwickelt immer wieder neue Varianten. Zu der aktuellen Infektionswelle im Sommer wurde ein Impfstoff entwickelt, der sich leider nicht als zuverlässig erwiesen hat. Es hat immer wieder Durchbrüche gegeben. Deshalb wurde der Impfstoff rasch wieder vom Markt genommen.“
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Das Problem: Es können auch Rinder das Virus in sich tragen, aber sie zeigen die Symptome nur in abgeschwächter Form. Auch Ziegen können infiziert sein, aber auch bei ihnen ist der Krankheitsverlauf oft kaum wahrnehmbar. „Schafe sind am anfälligsten, haben heftigste Krankheitsverläufe, leiden schlimm und sterben oft“, so die Veterinärin.
Etliche Tiere wurden von Burkhardt Pfläging und Iris Behrens erfolgreich zwangsernährt: Buchstäblich von der Hand in den Mund, mit einem eingeweichten Brei aus Heucobs, Rübenschnitzeln und - man höre und staune - Malzbier. Das dürfte für die Tiere extrem schmerzhaft gewesen sein, mit dem entzündeten Maul und den blasigen Lippen. Aber sie waren nicht nachtragend.
Haldor, ein besonders scheuer Bock, der eigentlich schon tot war, scheint sich zu erinnern: „Mir gegenüber ist er seitdem zutraulich, sobald er meine Hand geschnuppert hat. Er scheint sich daran zu erinnern, dass ich ihm das Leben gerettet habe“, so Iris Behrens. „Er hat sich so weit erholt, dass wir ihn jetzt als besten von unseren Böcken kören lassen.“ Heißt: Zur Zucht auswählen.
Der Aufwand hat vielen Schafen das Leben gerettet
Der Aufwand sei zwar sehr anstrengend gewesen, aber er hat vielen Schafen das Leben gerettet. Bei manchen war es sehr knapp. „Wenn ich mich bei meinen Schäferkollegen umschaue, haben wir eine sehr hohe Überlebensquote mit nur einem toten Schaf. Trotzdem kommen mir immer noch die Tränen, wenn ich an die arme Mentha und ihren verlorenen Kampf denke. In den nächsten Tagen kommt der Bock zu den ausgewählten Mutterschafen, dann wird man sehen, ob alle wieder wirklich gesund sind oder Schäden davongetragen haben.“
Lili und Ada, die „Opernschafe“, haben die Krankheit überstanden, so dass sie jetzt Ende Oktober wieder bei „Viktor“ im Opernhaus Wuppertal auftreten.
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