Sprockhövel. Gegen die Umgehungsstraße L70n in Sprockhövel gab es Einwände. Inzwischen ist sie eröffnet. Die Lage nach den ersten Monaten und was noch fehlt.

Lange hatten die Sprockhöveler auf diesen Moment gewartet: Die Umgehungsstraße L70n, die dem Ortskern von Niedersprockhövel einen Teil des Durchgangsverkehrs ersparen soll, ist nach jahrelanger Planungs- und Bauzeit im März für den Verkehr freigegeben worden. Erfüllt sie die Erwartungen und was wurde aus den Bedenken der Händler? Eine Bilanz nach den ersten Monaten.

Längst ist die Benutzung der neuen Straße Routine geworden: Wer aus Richtung Wuppertal kommt, nimmt am Kreisverkehr die erste Ausfahrt, um Richtung Haßlinghausen, Querspange oder zur Autobahn 43 zu oder zum Autobahnkreuz Wuppertal Nord zu gelangen. Diese Lage mit einer sehr guten Anbindung ans Autobahnnetz ist nicht nur für Unternehmen ein Standort-Plus. Auch Privatleuten gefällt die rasche Erreichbarkeit der Autobahnen. Sie schätzen Sprockhövel als Wohnort und Lebensmittelpunkt, viele arbeiten aber auswärts.

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Allerdings gab es im Zuge der Planung und des Baus der L70n nicht nur Vorfreude auf eine Verkehrsentlastung in der Bürgerschaft zu spüren. Gerade Handel und Gewerbe meldeten immer wieder auch Bedenken an, dass der Durchgangsverkehr den Handel belebe und spontane Einkäufe ermögliche. Befürchtet wurde ein Umsatzrückgang durch das Ausbleiben von „Laufkundschaft“.

Statt geradeaus über den Kreisel, geht es jetzt für viele Autofahrer - und vor allem Lkw - nach rechts in die Glückauf-Allee.
Statt geradeaus über den Kreisel, geht es jetzt für viele Autofahrer - und vor allem Lkw - nach rechts in die Glückauf-Allee. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Wer aber jetzt durch den Ortskern von Niedersprockhövel fährt, hat nicht den Eindruck, dass das Dorf „ausgestorben“ ist. Die Parkflächen zu beiden Seiten der Hauptstraße sind mehrheitlich belegt, kurze Parkzeiten mit Parkscheibe verhindern Dauerparker und ermöglichen den Besuchern der Innenstadt, ihre Einkäufe auch ins Auto laden zu können. Größere Parkflächen finden sich gegenüber der Zwiebelturmkirche und hinter der Sparkasse. Auch viele Einzelhändler haben hinter ihren Ladenlokalen einige Parkmöglichkeiten.

Ausschließlich positive Resonanz

Zwar scheint es – zur Freude des Handels – nicht weniger Autos zu geben, die mit mäßigem Tempo die Hauptstraße entlang fahren, der Lkw-Verkehr ist aber beinahe gänzlich aus dem Zentrum verschwunden. Allein der Lieferverkehr fährt noch durch die Hauptstraße. Hört man sich bei den Niedersprockhövelern um, so ist die Resonanz auf die neue Verkehrssituation ausschließlich positiv.

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Tina Groll beispielsweise arbeitet bei Optik Brandes. „Unsere Kunden kommen nach wie vor, niemand bleibt weg, weil es jetzt die Umgehungsstraße gibt, und man nicht mehr durch den Ortskern fahren will“, ist ihre Erfahrung. Dass aber die Lärmbelästigung des Schwerlastverkehrs verschwunden ist, empfindet sie als Wohltat. Für sie ist die Umgehungsstraße ein Gewinn. „Wenn ich mit dem Roller nach Haßlinghausen fahre, benutzt ich auch die Umgehungsstraße.“

„Es ist großartig, dass hier keine Lastwagen mehr durchfahren.““

Sabine Farkas
Verkäuferin

Und für das kleine Gewerbegebiet im hinteren Bereich der Hombergstraße wünscht sie sich die Umsetzung einer Planung: „Angedacht ist, eine Verbindung direkt aus dem Gewerbegebiet zur Umfahrung zu schaffen. Das wäre gut, denn der Radius großer Lastwagen, die als Rechtsabbieger aus der Hombergstraße kommen, ist groß. Für die Fahrer ist es oft ein ganz schönes Rangiermanöver, um die Ecke zu kommen“, beobachtet Groll immer wieder.

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Sabine Farkas ist in der Kosmetik-Vitrine beschäftigt und macht in ihrem Berufsalltag dieselben Erfahrungen: „Es ist großartig, dass hier keine Lastwagen mehr durchfahren. Richtig eng ist es oftmals auch geworden, wenn Lieferwagen am Straßenrand hielten und Lkw auf der entgegengesetzten Seite fuhren“, hat sie oft den Begegnungsverkehr als nicht ungefährlich beobachtet. Dass das jetzt vorbei ist, begrüßt sie unbedingt, und der Geschäftssituation habe die neue Verkehrsführung keinen Abbruch getan.

Belebung der Außengastronomie

So richtig entspannt ist jetzt auch ein Besuch in der Außengastronomie der Bäckerei Malzer: Hier sitzen Klaus und Renate Koch bei einem Stückchen Kuchen und einer Tasse Kaffee und schauen dem bunten Treiben auf der Hauptstraße zu. „Jetzt ist es hier viel ruhiger, weil die Lastwagen nicht mehr hier vorbeikommen“, beurteilen sie die Situation als deutliche Verbesserung für die Außengastronomie.

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