Sprockhövel. Die Sprockhöveler Schafe Ada, Lili, Ida und Alma sind mit Menschen sehr vertraut. Auch Menschen mit Behinderung schätzen die Nähe zu den Tieren.
Aus Bequemlichkeit haben Burkhardt Pfläging und Iris Behrens sich vor einiger Zeit fünf Schafe angeschafft: Ein Wiesengrundstück sollten die Tiere beweiden. Inzwischen ist die Schafzucht für das Sprockhöveler Paar zur Leidenschaft geworden. Eine Schafherde von mehr als 70 Tieren nennen die zwei ihr Eigen. Eine paar dieser Schafe „arbeiten“ mit Iris Behrens zudem in einer Einrichtung für Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung.
Die Begeisterung für den Umgang mit Tieren in der Einrichtung hat Iris Behrens, eine ausgebildete Krankenschwester mit einer aufwändigen Weiterbildung im Bereich der Tiergestützten Therapie und Interventionen, dabei eher zufällig beobachtet. „Das neugeborene Lamm Lili haben wir mit der Flasche aufziehen müssen, weil seine Mutter es verstoßen hat. Ich musste allerdings arbeiten. Was blieb mir anderes übrig, als das Neugeborene mit zur Arbeit zu nehmen“, sagt Behrens.
Lili und Co. geben etwa zwei Kilogramm Wolle ab, wenn sie geschoren werden
So kam Monika Wiemann, die im Wohnverbund Weitmar der Diakonie Ruhr Wohnen mit anderen Bewohnerinnen und Bewohnern lebt, mit Lili in Kontakt. „Ich habe ihr die Flasche gegeben, und wir mussten dem kleinen Schaf Windeln anlegen“, erinnert sich Wiemann.
Sie kennt den Geburtstag von Lili, weiß, dass diese Schafe etwa zwei Kilogramm Wolle abgeben, wenn sie geschoren werden. Sie hilft bei der Namenssuche und hat sogar schon unter Anleitung beim Setzen von Ohrmarken geholfen „Monika weiß sogar, wie viel Selen die Lämmer nach der Geburt bekommen müssen“, ist Burkhardt Pfläging, Geschäftsführer des Sinfonieorchesters Wuppertal, stolz auf so viel Sachkunde unter den Mitgliedern der Wohngruppe.
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Die vier Sprockhöveler Schafe Ada, Lili, Ida und Alma sind besonders mit Menschen vertraut: Sie lassen sich streicheln, lieben es, gefüttert zu werden. „Unsere Bewohner gehen sehr gerne zu den Schafen“, erläutert der examinierte Altenpfleger Thommy Andersson, wie beliebt Ausflüge des Wohnverbundes zu diesen Tieren sind. „Es ist der Kontakt zu den Tieren, der Menschen mit Behinderung Freude macht, manche auch zur Ruhe kommen lässt.“
Die Sprockhöveler Schafe helfen, Menschen zu aktivieren
Darin sieht auch Iris Behrens den Gewinn der Therapie für Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen: „Die Tiere helfen, Menschen zu aktivieren. Sie sammeln Brot für die Schafe, füttern sie, freuen sich, wenn die Lämmer im Frühling geboren werden.“ Die Erfahrungen mit den Tieren gliedern für die Menschen das Jahr.
Der Nachwuchs, die Schur im Sommer, und das Verarbeiten der Wolle im Herbst und Winter gehören zum festen Ablauf in der Betreuungseinrichtung. „Erst reinigen wir die Wolle, kämmen sie, dann wird sie gefärbt“, erläutert Monika Wiemann die Vorbereitungen, bevor die farbige Wolle in Kreativ-Workshops weiterverarbeitet wird. Beispielsweise zu Deko-Artikeln oder als Material für die Gestaltung von Osternestern.
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Johannes Howahrde studiert Soziale Arbeit im vierten Semester. Er absolviert sein Praktikum im Wohnverbund Weitmar der Diakonie Ruhr Wohnen. „Ich bin jetzt das zweite Mal dabei bei einem Ausflug zu den Schafen. Es ist ein toller Ansatz, Menschen in eingeschränkten Lebenssituationen ein solches Naturerlebnis zu ermöglichen, und sie in eine andere Lebenswelt einzuführen. Das ist etwas anderes als eine Alltagssituation“, schätzt er die Arbeit mit den Tieren.
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Lotta Hestert ist Tagespraktikantin, besucht eine siebte Klasse. Sie findet die Arbeit mit Menschen und Tieren spannend und hilft Iris Behrens auch sonst bei der Betreuung der Schafe.
Dass es gerade die Rasse „Moorschnucke“ ist, für die sie und ihr Mann sich als Züchter begeistern, hat dabei einen konkreten Grund. „Von dieser sehr alten Rasse gibt es nur noch 3000 Muttertiere. Wir wollen durch die Zucht zur Erhaltung der Rasse beitragen“, sagt Iris Behrens. Mit ihren Tieren besuchen sie und Burkhard Pfläging Leistungsschauen. Dabei sind eine erste Adresse für andere Züchter, die eines der Tiere - zum Beispiel einen gekörten Bock (eines für die Zucht durch sachkundige Richter als geeignet ausgewählten Tieres) - für die eigene Zucht erwerben wollen.
Der Pflegeaufwand ist riesig
Der Pflegeaufwand ist allerdings riesig. „Klauenpflege, Impfungen und Wurmkuren sind regelmäßig erforderlich. Hinzu kommt die Schur, die wir auch selbst machen“, erläutert Burkhardt Pfläging. Das Züchter-Paat hofft darauf, dass ein Impfstoff gegen den aktuellen Virenstamm gefunden wird, der für die Blauzungenkrankheit verantwortlich ist. Auch gegen Clostridien, die eine für Lämmer tödliche Nierenerkrankung verursachen können, wird der Nachwuchs geimpft. Traurig sind die Schäfer, wenn Hundekot die Ursache für den Tod von Lämmern ist. Das für neugeborene Schafe tödliche Parasit namens Neospora caninum kann dabei über Hunde-Hinterlassenschaften von den Schafen aufgenommen werden.