Sprockhövel. Immer weniger Kinder können schwimmen. Im Freibad in Sprockhövel dürfen Kinder unter 12 Jahren nur unter bestimmten Voraussetzungen allein baden.
Die Kinder haben noch einige Wochen Sommerferien und steuern gerne das Freibad an. Aber: In Freibad Sprockhövel gibt es strenge Voraussetzungen, wenn Kinder unter zwölf Jahren alleine in die Fluten springen wollen. Rein geht es nur mit Ausweis und Nachweis.
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Denn Sicherheit wird in Bädern großgeschrieben und das bedeutet: Wenn Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren ohne erwachsene Begleitpersonen ins Freibad wollen, müssen sie einen Ausweis und das Deutsche Schwimmabzeichen Bronze am Eingang vorweisen. Sonst heißt es: Wir müssen draußen bleiben. „Das wird schon lange geprüft“, sagt Marcel Beckers, seit elf Jahren Vorsitzender des Fördervereins Freibad Sprockhövel.
Während die Regelung anderswo für Aufregung sorgt, habe es in Sprockhövel bisher nicht viel Ärger wegen der Kontrollen gegeben. „Wir sorgen immer dafür, dass wir genügend Aufsichtspersonen haben.“ Aber, wenn das Schwimmbad sehr voll sei, müsse man die Gewissheit haben, dass die Kinder ohne Begleitung auch sicher schwimmen können.
„Es gibt für Schwimmunterricht nicht genügend Anlagen. Oft ist es dem Mangel an geeignetem Personal geschuldet, da fehlt es eben an Möglichkeiten, überhaupt Schwimmen lernen zu können.““
Dass diese Vorsichtsmaßnahmen vonnöten sind, zeigen Zahlen, die die DLRG veröffentlicht hat. Nach einer repräsentativen Forsa-Umfrage hat sich von 2017 bis 2022 die Zahl der Grundschulkinder, die nicht schwimmen können, verdoppelt. Waren es damals nach Angaben der Eltern zehn Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren, so waren es fünf Jahre später bereits 20 Prozent. Der Unterschied sei zwar gravierend, aber angesichts der Entwicklungen nicht überraschend, erklärt die DLRG-Präsidentin Ute Vogt.
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Denn während der Pandemie habe über einen längeren Zeitpunkt so gut wie keine Schwimmausbildung stattfinden können. 37 Prozent der Jungen und Mädchen im Grundschulalter hätten noch kein Schwimmabzeichen. Nicht einmal das Seepferdchen, das aufs Schwimmen vorbereitet.
Badewannenrennen und andere Events
Dem Förderverein Freibad Sprockhövel ist sehr daran gelegen, dass Kinder schwimmen lernen und sich im Wasser sicher fühlen. Daher ist für sie in den Sommerferien der Eintritt ins Bad bis 14 Jahre frei. Manche Veranstaltungen haben ihren festen Platz im Terminkalender der Badegäste: Zum Beispiel ist das Badewannenrennen der Renner.
Es findet am Sonntag, 28. Juli von 10 bis 17 Uhr statt. In diesem Jahr schon zum 9. Mal. Insgesamt können 36 Teams an den Start gehen. Die Teilnehmerzahl ist fast erreicht, man kann sich aber noch auf sprockhoevelschwimmt.de anmelden und evtl. über eine Reserveliste nachrücken.
Der Förderverein stellt die Badewannen mit den Paddeln zur Verfügung. Die Teams (in der Regel zwei Personen) brauchen einen fantasievollen Namen, mit ebenso fantasievoller Kostümierung und einem Schlachtruf. Das 50-Meter-Becken muss einmal hin und zurück durchpaddelt und dabei eine Schwimminsel umrundet werden. Wichtig: Es kann vorher nicht geübt werden.
Dür die Ersten, die Zweiten und Dritten gibt es eine Urkunde und Gewinn-Gutscheine. Auch die beste Kostümierung wird ausgezeichnet. Darüber entscheidet eine Kinderjury. Für das leibliche Wohl sorgt der Freibad-Förderverein.
Am 23. und 24. August gibt’s Theatervorstellungen im Freibad und das Open-Air-Kino. Wer Lust auf Sommerhits zum Tanzen hat, ist bei Beatz im Bad mit DJ Sven Kadelka am 30. August von 16 bis 23 Uhr an der Bleichwiese 9 genau richtig.
Andere Bäder bieten teilweise an, das Schwimmabzeichen spontan vor Ort zu machen. Doch so etwas sei nicht gerade einfach, sagt der Fördervereins-Vorsitzende. „Denn, wenn das Bad hier voll mit Menschen ist, kann man nicht einfach eine Bahn absperren. Am vergangenen extrem heißen Samstag hatten wir hier 2200 Badegäste.“ Die Sportgemeinschaft Ruhr 1929, biete in den letzten zwei Ferienwochen Schwimmkurse an, die in Kürze auf der Internetseite SG Ruhr veröffentlicht werden.
Über die Plattform „NRW kann schwimmen“ würden für Kinder der Klassen drei bis sechs Kurse stark subventioniert. Für zehn Unterrichtsstunden zahle man da nur zehn Euro, sagt Marcel Beckers, der das DLRG-Schwimmabzeichen Silber hat und seit dieser Saison auch Rettungsschwimmer ist. Allerdings seien die Kurse ansonsten wirklich teuer. „Normalerweise kosten zehn Unterrichtsstunden 100 Euro.“
Beckers kritisiert, dass äußere Faktoren häufig das Schwimmenlernen verhindern. „Es gibt für Schwimmunterricht nicht genügend Anlagen oder die Frei- und Hallenbäder haben immer mal wieder geschlossen. Oft ist es dem Mangel an geeignetem Personal geschuldet, da fehlt es eben an Möglichkeiten, überhaupt Schwimmen lernen zu können.“ Dass das Freibad als Freizeitoase bei Kindern extrem beliebt ist, zeigen die Anschaffungen, die der Förderverein in den vergangenen Jahren gemacht hat.
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„Die Breitwellenrutsche lieben die Kinder ganz besonders, und wir haben jetzt noch ein Spielgerät für die Kleinen angeschafft, damit sie sich austoben können“, freut sich Beckers über die Attraktionen. Denn der Förderverein ist seit Jahren erfolgreicher Veranstaltungsexperte fürs Freibad.