Sprockhövel. Sprockhöveler Werbering in Haßlinghausen attackiert massiv Politik und Bürgermeisterin. Vorwurf: Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen des Handels.

Seit Jahren wird das Umbaukonzept für die Mittelstraße in Haßlinghausen diskutiert, wahrscheinlich hat sich jeder Sprockhöveler mittlerweile eine eigene Meinung gebildet zu Rad- und Fußwegen, Trittsteinplätzen oder Verkehrsberuhigung - und diese auch in einem der vielen Foren kundgetan. Am 24. Juli, mitten in der Sommerpause, wird es wieder eine politische Gremiensitzung über die Mittelstraße geben. Jetzt meldet sich der Zusammenschluss der wichtigsten Händler in Haßlinghausen zu Wort: der Werbering droht.

Konträre Sicht auf das Handlungskonzept

Der Umbau, so ist es im so genannten Integrierten Handlungskonzept für die Mittelstraße in Haßlinghausen zu lesen, hat viele Zielsetzungen. Eine ganz zentrale ist die, den Einzelhandel zu stärken. Wolfgang Weiss, zweiter Vorsitzender des Werberings, der die Interessen des Einzelhandels in Haßlinghausen vertritt, sieht das jedoch ganz anders: „Wir sehen im Umbau keine Stärkung, sondern eine Zerstörung.“ Es verurteilt es als Anmaßung, dass die Politikerinnen, Politiker und die Stadt dem Handel versuchen zu erklären, wie Handel funktioniere. Er nimmt an: „Die ignorieren unsere Bednken, um Fördergelder für andere Dinge zu bekommen“. Sein Fazit gegenüber dieser Zeitung: „Die haben keine Ahnung.“

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Im Denken der organisierten Händlerschaft entlang der Mittelstraße dreht sich alles um das Thema Parkplätze. Allein durch Querungshilfen seien vor Jahren bereits 60 davon weggefallen, jetzt im Zuge des Umbaus drohen weitere 15 Parkplätze abgeschafft zu werden, rechnet Wolfgang Weiss vor. Als Ersatz werde auf Kapazitäten bei Rewe, Aldi und Sparkasse verwiesen. Das lehnt Weiss ab, vielmehr wünscht er sich, die Stadt möge doch Parkplätze direkt vor dem Rathaus anbieten.

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Schon allein die Planung und die begelitende Diskussion darum sei schädlich für den Standort: „Wir kennen mehrere Geschäftsinhaber, die einen neuen Standort außerhalb von Sprockhövel suchen.“ Auch die Kommunikation der Verwaltung prangert der Werbering an: Einzelpersonen, die sich gegenüber der Planung kritisch geäußert htten, seien zu Gesprächen eingeladen worden. „Weder mit dem Werbering, noch mit einzelnen Händlern sind Gespräche geführt worden.“

Unterschiedliche Anschauungen

Die Hoffnungen der Befürworter des Umbaus gehen in die Richtung, dass weniger Autoverkehr und mehr Flächen entlang der Straße mehr Fußgänger, Radfahrer und mehr Verweilqualtät bringen und somit zum Nutzen des Handels wirken. Der Werbering hält dem entgegen, die Mittelstraße als Geschäftsstandort lebe vom großen Einzugsbereich Wuppertal, Schwelm und Gevelsberg. „Ohne diese Kunden, die mit dem Auto kommen, rentiert sich kein Geschäft in Haßlinghausen“, so Michael Cramer, Vorsitzender des Werberings. Ohne ausreichend Parkplätze gehe diese Rechnung nicht auf.

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Das Motto des Werberings könnte in Anlehnung an die Adenauer-Zeit lauten: Keine Experimente. „Die Mittelstraße sollte besser unter eine Art Denkmalschutz gestellt werden, da diese so funktioniert, wie sie ist“, so der Werbering. Es wird von einer Unterschriftenaktion berichtet, bei der sich immerhin 915 Menschen aus Haßlinghausen dafür ausgesprochen hätten, auf einen Umbau zu verzichten. In der Politik vermisst der Werbering eine solche Unterstützung. SPD und Grüne tragen demnach das Umbau-Konzept mit vollem Einsatz, „daher sind sie für uns nicht wählbar.“ Bei den anderen Parteinen sei es nicht besser, „von denen haben wir leider keine Antwort erhalten“, so Cramer.

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Der Hauptgegner des stationären Handels sei der Online-Handel, „denn die Kundschaft liebt es bequem.“ Diesem Bedürfnis müsse mit Parkplätzen vor der Ladentür Rechnung getragen werden, macht der Werbering deutlich. Der Werbering droht: „Monatelange Baustellen auf der Mittelstraße, und den bisherigen Einzelhandel wird es künftig so nicht mehr geben.“ Das treffe dann auch beliebte Angebote wie Nach(t)schlag, die Trödelmärkte, das Adventsfest und die Weihnachtsbeleuchtung.