Sprockhövel. Sanierung der evangelischen Kirche in Herzkamp: Warum sie so schwierig ist, wann es losgeht - und welche Spendenaktion geplant ist.
Die kleine evangelische Kirche in Sprockhövel-Herzkamp umgibt ein Gerüst. Denn umfangreiche Sanierungsmaßnahmen stehen an. Eine originelle Spendenaktion ist geplant.
Eher zufällig hat ein Dachdecker, der routinemäßig das Dach kontrolliert, die notwendige Dachsanierung bemerkt. „Das sieht da oben aus wie Blätterteig“, habe ihm der Dachdecker Stefan Ringel gesagt, erklärt Pfarrer Ortwin Pfläging. Eigentlich erneuert man Dächer alle etwa 50 Jahre, aber „ich glaube, dass ist noch die erste Eindeckung.“
Problem: Sanierung der evangelischen Kirche Herzkamp
Die Dachsanierung ist aber nicht so einfach, weil es den Schiefer in Deutschland nicht mehr gibt. Da die Kirche in Herzkamp aber unter Denkmalschutz steht, kann man nicht irgendeinen x-beliebigen Schiefer nehmen. Eventuell käme Schiefer aus Spanien in Betracht, aber das gelte es, mit der Denkmalschutzbehörde abzuklären.
Die Kirchengemeinde, die für das Projekt einen Förderantrag beim Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Denkmalförderprogramm 2023 gestellt und bewilligt bekommen hat, steht vor demselben Problem, wie andere Bauherren auch: „Der Antrag wurde vor drei oder vier Jahren gestellt, musste inzwischen aktualisiert werden. Die Kostenvoranschläge haben sich teilweise verdoppelt“, beschreibt Pfarrer Pfläging die finanzielle Herausforderung.
Pfarrer denkt sich besondere Spendenaktion aus
Um Spendenmittel einzuwerben, hat er sich etwas ausgedacht „Wir suchen die Kooperation mit einem Unternehmen, das auf intakte alte Dachschindeln mit einem 3-D-Drucker eine Miniatur der Herzkamper Kirche druckt. Die kann man dann als Dach-Pate erwerben“, ist er derzeit auf der Suche nach einem Unternehmen, mit dem er den Plan realisieren kann.
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Wenngleich die Dachsanierung kein Hexenwerk ist, gibt es doch Unwägbarkeiten: Der Dachstuhl scheine in Ordnung zu sein, aber der Zustand der Gesimssteine, auf denen die Dachkonstruktion ruht, lässt sich erst sicher erkennen, wenn die Deckung heruntergenommen ist. Eventuell müsste auch im Bereich der Tragekonstruktion der Stein saniert beziehungsweise ausgetauscht werden, gelte es das Urteil des Steinmetzes abzuwarten.
Untersuchungen laufen noch
Die Dacheindeckung sei aber nur ein Teil der umfangreichen Arbeiten, um die kleine Dorfkirche sicher zu machen: Im Außenbereich wird der Zustand der Fugen noch untersucht: Durch losen Fugenmörtel dringt Feuchtigkeit in die Wand in den Innenraum, wo sie bereits Schäden verursacht hat. In den 1950er Jahren hat man hier teilweise mit Beton ausgebessert. Der reagiert aber anders als der ihn umgebende Sandstein. „Hier brauchen wir noch Gutachten der Unteren und Oberen Denkmalbehörde“, erläuterte Ortwin Pfläging.
Aber auch damit nicht genug: Im türkisfarbenen Putz im Kreuzrippengewölbe über der Empore, die auf mächtigen Wandauslegern ruht, sind Löcher zu erkennen, hier bröckelt der Putz. Die Wände sind fleckig, der Innenraum ist feucht, die Ölheizung uralt. Im Zuge der Innenraumsanierung wird der Putz entfernt und erneuert werden müssen, eine neue Heizung ist außerdem bereits in Planung. In diesem Zusammenhang wird es einen kleinen Umbau geben, der einen Raum schafft, den die Gemeinde dann nutzen kann, und der mit einem im nächsten Schritt geplanten kleinen Anbau an der linken Kirchenseite verbunden werden wird.
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Barrierefreiheit soll geschaffen werden
Ein barrierefreier Zugang zum Gemeinderaum und ebensolche Sanitäranlagen werden hier entstehen. „Das Gemeindehaus, das in einiger Entfernung liegt, ist auch äußerst sanierungsbedürftig, so dass wir hier einen Raum schaffen wollen“, erläutert Ortwin Pfläging. „Das ist aber alles kein Grund zur Verzweiflung“, ist er angesichts der projektieren erforderlichen Aufgaben entspannt, weil es umfangreiche Fördermittel von Bund und Land gibt. Dennoch bleibe natürlich für den Kirchenkreis und die Gemeinde einiges zu finanzieren.
Ortwin Pfläging aber sieht das pragmatisch: „Viele Gemeindeglieder sind handwerklich fit, wollen anpacken, wo sie können“, hätten sie signalisiert. Auch er selbst sei da sofort einsatzbereit: „Fugen auszukratzen – das ist doch kein Problem. Ich habe das in meiner Studienzeit an der Burg Isenberg gemacht.“
Nutzung der Kirche muss wohl eingeschränkt werden
Ob die Nutzung der Kirche uneingeschränkt erfolgen kann – da ist er sich nicht ganz sicher. „Man könnte den Bereich mit den Bänken mit einer Plane abspannen“, überlegt er. „Wenn hier im Dorf Beerdigungen sind, gehen auch schon mal 300 Trauergäste zu Fuß von der Kirche zum Friedhof. Es ist ihnen wichtig, dass der Trauergottesdienst hier stattfindet“, weiß der Seelsorger. Dass die Kirche aber während der gesamten Innenraumsanierung geöffnet bleiben kann, bezweifelt er.