Oberhausen. Sollte es zum schlimmsten Fall kommen, zu einem Angriff mit Bomben auf das Ruhrgebiet, hat Oberhausen nur wenig Schutz zu bieten.
Oberhausen hat im Stadtgebiet kaum Möglichkeiten, um die Bevölkerung im Fall eines Bombenangriffs in sicheren Räumen zu schützen. Das geht aus der Antwort der Stadtverwaltung auf eine Kleine Anfrage der beiden AfD-Ratsherren Erich Noldus und Jörg Lange hervor. Die beiden rechten Lokalpolitiker haben offenbar den Umbau des Bunkers Holten in ein Gebäude mit mehreren teuren Eigentumswohnungen zum Anlass genommen, nach der Zahl der im Katastrophen- und Kriegsfall verfügbaren Bunker in Oberhausen zu fragen.
Die Antworten des Ordnungsdezernenten Michael Jehn belegen, dass im schlimmsten Fall die noch vorhandenen Bunker nicht direkt einsatzfähig wären - und niemals ausreichen für eine 212.000-Einwohner-Stadt. „In Oberhausen werden noch drei Bunkeranlagen durch die Feuerwehr im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben betreut. Diese Anlagen hätten eine theoretische Kapazität von 2500 Plätzen.“
Versorgungsleitungen in den existierenden Bunker-Bauten wurden gekappt
Weiter heißt es: „Die Bauwerke sind allerdings durch den Bund bereits entwidmet und durch einen erfolgten Rückbau von Versorgungsleitungen nicht bzw. nur sehr eingeschränkt nutzbar.“ Teilweise seien die noch vorhandenen Bunker-Räume von Vereinen belegt. Ob eine Reaktivierung als Bunker geplant werde, könne die Stadtverwaltung nicht sagen.
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Denn auch dies geht aus den Aussagen der Oberhausener Stadtspitze zur Bunker-Problematik hervor: Im Grunde ist die Kommune für diese Aufgabe gar nicht zuständig. Der Schutz der Zivilbevölkerung obliegt dem Bund.
Deshalb legen die offiziellen Antworten der Stadt auf zwei Seiten überwiegend dar, welche Zuständigkeiten es gibt. „Der Zivilschutz ist nach dem Gesetz über den Zivilschutz und die Katastrophenhilfe des Bundes originäre Aufgabe des Bundes. Somit obliegt die Entscheidung darüber, ob Bunkeranlagen im Oberhausener Stadtgebiet erhalten bleiben oder Anlagen wieder ertüchtigt werden, alleine im Zuständigkeitsbereich des Bundes.“
Bund hat die Bunker aus der Zivilschutzbindung entlassen
Nach Ende des Kalten Krieges habe der Bund die Unterhaltung der Schutzräume beendet und viele Schutzräume entwidmet, sodass diese in Vereinsräume oder Wohnungen umgewandelt werden konnten. Dies wurde letztgültig im Jahr 2007 einvernehmlich mit den Ländern beschlossen, die Bunker wurden aus der „Zivilschutzbindung“ entlassen. Einige Bunker, wie der Hochbunker an der Bottroper Straße in Oberhausen-Osterfeld, wurden abgerissen, der Osterfelder vor gut zehn Jahren, im Jahre 2014. Dafür entstand dort ein Rewe-Supermarkt.
Im ehemaligen Luftschutzbunker Holten wurden 21 Wohnungen gebaut, die unter dem Titel „Lofthouse Bunker - Exklusiv und mit Stil“ derzeit vermarktet werden. Hier werden Kaufpreise von 430.000 bis 927.000 Euro aufgerufen - in der Spitze also knapp eine Million Euro. Das entspricht einem Kaufpreis von 4000 Euro pro Quadratmeter und mehr für die Eigentumswohnungen und erreicht damit das durchschnittliche Preisniveau von Düsseldorf.
Selbst im Zweiten Weltkrieg reichten die Bunker-Plätze bei weitem nicht aus
Die Bunker-Diskussion zeigt aber auch, dass selbst im Zweiten Weltkrieg die Bunkeranlagen im Oberhausener Stadtgebiet zum Schutz der Bevölkerung nicht hinreichend waren. So lag nach Angaben der Stadt die Zahl der Plätze in bombensicheren Bauwerken am Ende des Weltkriegs nur bei 8000. Hinzu kamen noch einige Großstollen, von denen sich heute keiner mehr in Betrieb befindet.
Von 1940 an waren in Oberhausen rund 17 Hochbunker errichtet worden, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Doch die Plätze in den Stahlbeton-Gebäuden reichten nicht. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs kamen in Oberhausen rund 2200 Menschen bei den Bombenangriffen der Alliierten ums Leben, wie es im Buch „Feuersturm an der Ruhr“ (Klartextverlag, 2014) heißt.
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