Oberhausen. Im Vergleich zu anderen NRW-Städten holen die Oberhausener Einwohner auf: Sogar ihre Kaufkraft steigt überraschend - trotz hoher Preise.
Die neueste Analyse der Statistiker des Rathauses Oberhausen gibt neue Hoffnung für den Standort: Die 212.000 Einwohnerinnen und Einwohner haben in den vergangenen zehn Jahren an finanzieller Kraft gewonnen - und das trotz der hohen Preissteigerungen der vergangenen Jahre.
Denn die Datenanalysten des Rathauses weisen in ihrer jüngsten Quartals-Analyse sogar nach, dass nicht nur das verfügbare Einkommen, sondern auch die Kaufkraft der Oberhausener Bürger von 2013 bis 2022 im Vergleich zu anderen NRW-Kommunen überdurchschnittlich stark angezogen ist - mit anderen Worten: Oberhausen holt auf.
Dabei liegt den nüchternen Zahlenfreunden in der Stadtverwaltung nichts ferner, als mit Wort-Konditorei und Schönfärberei die Lage der Oberhausener besser zu malen als sie ist. Betrachtet man das verfügbare Einkommen der Einwohner hier, dann liegt dieser Wert pro Kopf mit 21.257 Euro im Jahre 2022 immer noch am unteren Ende der Hitliste aller NRW-Städte. Oberhausen belegt mit dieser Zahl nur Platz 49 von 53.
Die Düsseldorfer haben fast 30.000 Euro pro Kopf an Einkommen zur Verfügung
Lediglich die Ruhrgebietsstädte Gelsenkirchen (Platz 53 mit 18.522 Euro), Duisburg (52 mit 19.325 Euro), Herne (51 mit 20.282 Euro) und Hamm (51 mit 21.230 Euro) liegen hinter Oberhausen. Der Landesdurchschnitt beträgt 25.100 Euro. NRW-Spitzenreiter ist der Rheinisch-Bergische Kreis mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 29.471 Euro, dicht gefolgt von der Landeshauptstadt Düsseldorf mit 29.355 Euro.
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Doch in dem untersuchten Zehn-Jahres-Zeitraum haben die Oberhausener aufgeholt: Das Pro-Kopf-Einkommen der privaten Haushalte zog in Oberhausen von 2013 bis 2022 um 24 Prozent an, im Landesschnitt waren es nur 22,5 Prozent. Im Vergleich der 53 Kreise und kreisfreien Städte liegt Oberhausen mit der 24-Prozent-Zunahme auf Platz 20 - deutlich vor dem Kreis Lippe, vor Gelsenkirchen (plus 18,7 Prozent), Mülheim (plus 18,2 Prozent), Bonn, Hagen (plus 15,0 Prozent), Wuppertal oder Remscheid (plus 13,5 Prozent).
Bemerkenswert findet nicht nur der Fachbereich Statistik der Stadt Oberhausen, dass sich in den vergangenen Jahren die Lebensverhältnisse der Bürger in NRW nicht angenähert haben, sondern noch weiter auseinander gegangen sind. Die einen Bürger können sich also deutlich mehr leisten als die anderen - die Schere im bevölkerungsreichsten Bundesland öffnet sich und schließt sich nicht.
Wie die Statistiker das Einkommen errechnen
Jedes Jahr wird mit der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung neben dem Bruttoinlandsprodukt oder der Bruttowertschöpfung auch das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte berechnet.
Dabei gibt das verfügbare Einkommen Auskunft darüber, welcher Betrag den privaten Haushalten für Konsum- und Sparzwecke im jeweiligen Jahr zur Verfügung stand. Der Wert ergibt sich aus der Summe der Einkommen aus Erwerbstätigkeit und Vermögen sowie den erhaltenen Sozialleistungen abzüglich der darauf zu entrichtenden Steuern und Sozialbeiträge.
Aufgrund der im Einkommensteuerrecht verankerten langen Fristen können die Angaben zum verfügbaren Einkommen erst mit einigem Zeitverzug veröffentlicht werden. Die aktuelle Veröffentlichung des Landesstatistikamtes IT.NRW von November 2024 gibt Auskunft über das verfügbare Einkommen zum Jahr 2022. Hierzu liegen Angaben auf Ebene der Gemeinden vor.
So beträgt der Unterschied beim verfügbaren Einkommen zwischen den Gelsenkirchenern, die den letzten Platz in der Einkommens-Hitliste belegen, und den Bewohnern der Spitzengruppe (Kreis Olpe und Rheinisch-Bergischer Kreis) fast 11.000 Euro im Jahr. Im Jahre 2013 betrug dieser Wert noch 9100 Euro. Die Gelsenkirchener können also nach der Statistik des Jahres 2022 gut 900 Euro im Monat weniger ausgeben als die Einwohner des Rheinisch-Bergischen Kreises. Die Oberhausener haben da knapp 700 Euro monatlich weniger in der Tasche.
Trotz hoher Preissteigerungsrate: Die Kaufkraft der Oberhausener stieg um über fünf Prozent
Wenn man die Entwicklung des verfügbaren Einkommens betrachtet, dann darf der Blick auf die Preissteigerungsrate nicht fehlen. Denn das Einkommen mag zwar gestiegen sein, doch wenn Dienstleistungen und Waren sich exorbitant verteuern, dann kann man sich weniger kaufen als zuvor. Gerade in den vergangenen Jahren sind die Preise nach oben geschnellt, betrug die Inflationsrate in NRW im Jahre 2022 bis zu neun Prozent. Mittlerweile ist sie auf 2,5 Prozent im Dezember 2024 abgesackt.
Wie hat sich also die Kaufkraft der Oberhausener entwickelt? Auch hier haben die Stadtstatistiker Erfreuliches entdeckt - der Wohlstand der Bürger im Stadtgebiet ist von 2013 bis 2022 geklettert. Betrachtet man ganz NRW, dann erhöhten sich die Preise der verbraucherrelevanten Güter im Schnitt um 18,8 Prozent, die verfügbaren Einkommen jedoch um 22,5 Prozent.
Da die Pro-Kopf-Einkommen der Oberhausener mit 24,0 Prozent überdurchschnittlich angezogen sind, fällt der Kaufkraft-Gewinn für die Bürger hier noch deutlicher aus als im NRW-Schnitt: Er beträgt nach Rechnung der Stadtstatistiker stattliche 5,1 Prozent. Allerdings erfolgt dieser Anstieg von einem niedrigen Niveau.
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