Oberhausen. Tausende Menschen haben bei Partys in Oberhausen das neue Jahr 2025 begrüßt. Einmal wurde es wehmütig. Die Tops und Flops einer langen Nacht.
Der Terminkalender liest sich schon Wochen vorher beeindruckend: Partys und Feste von Theater Oberhausen über die Kultkneipe Bolleke an der Duisburger Stadtgrenze bis zur Orchesterkonzert-Übertragung im Centro-Kino. Da muss die Silvesternacht 2024/2025 ja ein Knaller werden. Aber stimmt das auch? Wir haben über mehrere Stunden ausgesuchte Orte in der Stadt besucht - und ganz unterschiedliche Eindrücke gesammelt.
Der emotionalste Moment
Mühlenstraße, 21 Uhr: Nein, der Abend ist noch jung. Die Flasche Laurent Perrier Champagne auf den Tischen nicht geleert. Und doch gilt im Restaurant Frintrop: Es ist kurz vor zwölf! Das Betreiberpaar Hermann und Manuela Frintrop schließt das 113 Jahre alte Lokal gleich für immer ab und geht in den verdienten Ruhestand. Wie war es noch am Morgen kurz nach dem Aufstehen? „Es hat sich mulmig angefühlt!“
Doch das verfliegt schnell. 10 Uhr, einkaufen. 13 Uhr, ab in die Küche. Der beliebte Koch gibt zum Abschied noch einmal alles. Im voll besetzten Speiseraum tischen Kellnerinnen die Menüs auf: Hummerterrine mit Safransauce, klare Gänsesuppe mit feinen Klößen, Stör conferiert, Tournedo Rossin Steak mit Gemüse und Pommes Dauphine.
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Die Stammgäste Uli und Gaby Winzen bedauern den Abschied: „Wir waren regelmäßig zu Gast. Das Essen schmeckt hervorragend. Die Zutaten haben eine hohe Qualität. Für die Kinder gab es früher vor dem Essen Buntmalstifte.“ Das Wirtspaar hat ein großes „Danke“ aus Teelichtern auf einen freistehenden Tisch gestellt. Crêpe Suzette versüßt zum Finale den Abschiedsschmerz.
Die verrückteste Klangkost
Altmarkt, 22 Uhr: Aus den Fenstern funkeln Lichter. Saxophone stimmen ein Loblied auf schon eifrig tanzende Beine ein. Manche hochhackigen Schuhe mögen den Schwof nicht überleben. Trotzdem singt das Musikduo Benrose frei nach Gloria Gaynor: „I will survive!“ In der deutsch-polnischen Kulturkneipe „Gdanska“ läuft die Silvesterparty auf Hochtouren. Und die Stimmung ist hervorragend. „Deutsche und Polen feiern zusammen. Unter den 160 Gästen ist die Mischung ungefähr 50:50“, schätzt Wirtin Maria Golebiewski.
Im großen Saal wird‘s noch internationaler. Und angenehm verrückt. Salvatore Cutti singt italienische, polnische und deutsche Stimmungslieder im Akkord. Gäste in glitzernden Kleidern und schicken Hemden fühlen sich an Gianna Nannini erinnert und ein „Ti voglio tanto bene“ (Ich hab dich so lieb) geht über die Lippen. Golebiewski: „Polen hüpfen und springen gerne beim Tanzen in der Silvesternacht. Bleigießen gibt es dagegen nicht. Dafür wird lieber ein Wodka bestellt.“
Alle mit Partyhüten und Luftschlangen dekorierten Tische sind belegt, aber es ist genug Platz, um sich in den Räumen zu bewegen. Zugang haben nur Menschen mit einem Ticket. Ob es irgendwann noch einmal eine große Freiluft-Silvestersause auf dem Altmarkt geben wird? Bei manchen Entscheidern ist es vielleicht ein stiller Neujahrsvorsatz.
Die längste Warteschlange
Mülheimer Straße, 23 Uhr: Stell dir vor es ist Silvester und alle gehen hin. Für die Kulttempel-Fete gab es früh keine der 600 Tickets mehr. Abendkasse, Fehlanzeige. Trotzdem erscheinen Kartenbesitzer früh, als wäre der eigene Eintritt gefährdet. „Gegen 21 Uhr standen die Leute bis zur Spielhalle an“, sagt Betreiber Peter Jurjahn. Die Warteschlange kann man als Kompliment interpretieren. Die Gäste der Disconacht wollen keinen Beat verpassen.
Das Publikum mag die 50 Lenzen häufig überschritten haben, zeigt sich aber nimmermüde. Was ist beim Feiervolk ein guter Vorsatz für 2025? „Mehr tanzen!“ Gesagt, getan.
In der Haupthalle legt DJ Cheesy auf, was in den 1970er- und 1980er-Jahren angesagt war. Der erfahrene Plattenteller-König feiert an Silvester zudem seinen Geburtstag. 60 Jahre, Glückwunsch! „Wir haben zusammen im Old Daddy in Sterkrade angefangen“, erinnert sich Jurjahn.
Die Gäste haben gute Laune und bestellen ordentlich an den Theken. „Oops!…I did it again“ von Britney Spears schallt aus der kleineren Old-Daddy-Lounge, in der sich DJ Thomas Bassfeld um die 1990er-Jahre kümmert. Nur der Aufgang zur Empore bleibt geheimnisvoll mit einer Absperrkordel versperrt. Auflösung? „Wir bauen dort unser Büfett auf. Die Gäste können sich ab 1.30 Uhr bedienen. Die Brötchen holen wir gleich frisch ab.“
Die größten Knallköppe
Centro-Promenade, 24 Uhr: Verblüffend, so leer hat man die Straßen rund um das Westfield Centro seit Monaten nicht mehr gesehen. Auch in gut gelegenen Parkhäusern blinken grüne Lämpchen für freie Stellplätze. Auf der Promenade stehen einzelne Überbleibsel der 140 Weihnachtsmarkthütten, die zehntausende Besucher vor gut einer Woche noch wie Magnete anlockten.
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Doch Programm gibt‘s an der Centro-Restaurantmeile zum Jahreswechsel kaum. Für den Glockenschlag sorgt immerhin das Lokal „König“ aus dem wilde DJ-Musik schallt. Sonst sind die übrigen Läden dicht oder öffneten nur bis zum frühen Abend. Trotzdem ist vor allem der Luise-Albertz-Platz vor der Coca-Cola-Oase mit Hobby-Pyromanen gefüllt. Es knallt, scheppert und sprüht schon vor Mitternacht.
Vor der Silhouetten des diesmal nicht beleuchteten Riesenrads färben Raketen den Himmel in prächtige Farben. Darunter stoßen Gäste mit mitgebrachten Sektgläsern an. Es schallt und manchmal lallt ein: „Froooohes Neues!“
So feiert Oberhausen den Start ins neue Jahr 2025
Ein alter Hut sind dagegen nicht aus der Mode kommende Knallköppe, die ihr Feuerwerk fahrlässig zünden und damit umstehende Menschen in Gefahr bringen. Der Höhepunkt am Centro ist ein Gast, der sein Raketen-Arsenal in windiger Nacht aus den eigenen Händen starten lässt und prompt für Querschläger sorgt. Manche haben einfach den Schuss nicht gehört.
Die wichtigste Erkenntnis
Zuversicht ist für den Jahreswechsel eine wichtige Zutat wie Käseraclette und Fleischfondue. Und davon sieht man ganz viel fernab der organisierten Partys in Hauseingängen und Garageneinfahrten. Überall im Stadtgebiet. Dort, wo Nachbarn, die häufig aneinander vorbeileben, nun freundlich die besten Wünsche teilen. Darauf kann man wirklich anstoßen!
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