Oberhausen. Gestiegene Fallzahlen und teurere Angebote: Die Kosten für erzieherische Hilfen steigen rasant an. Was das für die Zukunft in Oberhausen bedeutet.
- Das Oberhausener Jugendamt Oberhausen braucht 10 Millionen Euro mehr als ursprünglich angenommen
- Das liegt an den Kosten für erzieherische Hilfen. Diese steigen rasant.
- Ein Grund: Mehr Geflüchtete Jugendliche sind in Oberhausen auf Hilfe angewiesen.
Auf die Jugendämter rollen derzeit erhebliche Mehrkosten zu. Wie diese Redaktion berichtete, muss die Stadt Oberhausen für erzieherische Hilfen in diesem Jahr mehrere Millionen mehr ausgeben. Eine neue Rechnung der Verwaltung beziffert jetzt genauer die Kostensteigerung: 9.750.000 Euro muss die Stadt zusätzlich bereitstellen.
Die Jugendämter - nicht nur in Oberhausen - erfahren in diesem Jahr einen erheblichen Kostendruck. Zum einen steigen die Fallzahlen in der Jugendhilfe, zum anderen sind die Angebote deutlich teurer geworden. Das liegt an den gestiegenen Lohnkosten und an dem Platzmangel: Weil die Fallzahlen die Kapazitäten übertreffen, müssen die Jugendämter lange suchen und mehr Geld in die Hand nehmen.
Schon vor Monaten wies das Jugendamt mit alarmierenden Worten auf die Mehrkosten hin. Im Herbst 2024 schätzte der städtische Bereich, dass sechs Millionen Euro mehr gebraucht werden. Auch diese Prognose reicht nicht aus: Allein für die stationären Hilfen braucht das Jugendamt 7,2 Millionen Euro mehr. Damit sind Hilfsangebote für Kinder und Jugendliche gemeint, die in Pflegefamilien oder Heimen und betreutem Wohnen erfolgen. Diese Hilfen finden zumeist außerhalb von Oberhausen statt, da die Stadt nur begrenzte Kapazitäten hat.
Oberhausen: Mehr geflüchtete Jugendliche brauchen Hilfe
Auch interessant
Neben den höheren Kostensätzen erläutert die Verwaltung in ihrem Bericht den Anstieg der Fallzahlen. Im Herbst 2024 waren 1299 Kinder und Jugendliche in stationären Hilfen untergebracht. Im Frühjahr 2023 waren es noch 1236. Vor allem eine Gruppe ragt in der Statistik heraus: „Unbegleitete Minderjährige Ausländer“, kurz UMA. Dabei handelt es sich um Jugendliche, die nach ihrer Flucht in Oberhausen wohnen und Hilfe brauchen. Im Herbst 2024 waren es 142 - und damit 58 Prozent mehr als im Frühjahr 2023 (90).
Auch in der ambulanten Hilfe sind die Fallzahlen rasant gestiegen. Sie sorgen für Mehrkosten in Höhe von 1,4 Millionen Euro. Darunter fallen beispielsweise eine Erziehungsberatung oder Tagesgruppen für belastete Kinder und Jugendliche.
Im Interview mit dieser Redaktion hatte der neue Jugendamtsleiter Benjamin Roth angekündigt, dass die Stadt mit den Trägern neue Angebote vor Ort schaffen will: „Zum einen werden wir in den Regionalteams abfragen, welche Bedarfe es gibt, zum anderen auf die Trägerlandschaft zugehen und fragen, was sie abbilden kann. Wir müssen nicht nur an der Platzsituation im stationären Bereich arbeiten, sondern auch Angebote außerhalb schaffen. Das fängt bei der sozialpädagogischen Familienhilfe an und reicht bis zu Integrationshilfen in den Kitas und Schulen.“
Stadt Oberhausen steht vor einem großen Kostenberg
Erstmal muss Oberhausen aber den Kostenberg bewältigen. Über Mehreinnahmen und Minderausgaben, etwa in den Bereichen Kindertagespflege und Elternbeiträge, kann Oberhausen rund 3,2 Millionen Euro abfangen. Ernüchternd allerdings: 1,3 Millionen Euro sind im Bereich Kindertagespflege liegen geblieben. Der Grund sei, dass „der Ausbau der Kindertagespflegeplätze in diesem Jahr nicht in der geplanten Geschwindigkeit realisiert werden konnte“. Dieses Geld gibt es also nur, weil in einem anderen wichtigen familiären Bereich die Ziele nicht erreicht wurden - nämlich der Ausbau der Betreuungsplätze.
Aus dem Städtetag NRW hat Oberhausen außerdem positive Signale bekommen, dass es einen Kostenausgleich für die Jugendhilfe geben soll. Sollte dieser Zuschuss beschlossen werden, könnten damit die verbliebenen 6,2 Millionen Euro abgedeckt werden. Die Politik stimmte den Plänen in ihrer Ratssitzung zu - abgesehen von der AfD.