Oberhausen. Die neue Gesamtschule an der Oberhausener Knappenstraße soll 157 Millionen Euro kosten. Im Netz hagelt es Kritik. Auch Politik ist skeptisch.
Dass die neue Gesamtschule an der Knappenstraße deutlich teurer und später fertig wird, sorgt für Diskussionsstoff. In den sozialen Medien hagelt es Kritik und Spott. Ein Nutzer zog auf Facebook eine Parallele zum Berliner Flughafen, der als Beispiel für explodierende Baukosten und verschobene Zeitpläne gilt. Andere reagierten mit Sarkasmus. „Wie überraschend“, schrieben mehrere Nutzer. Auch aus der Politik kommt Kritik an der Kostenexplosion.
Die Verwaltung hatte eine neue Berechnung für die Gesamtschule vorgelegt. Darin werden die Gesamtkosten auf 157 Millionen Euro geschätzt, was fast einer Verdoppelung gleichkommt. Ursprünglich waren 85 Millionen Euro eingeplant. Außerdem wird der Bau mit Sechsfach-Turnhalle ein weiteres Jahr später fertig. 2028 war bereits der verschobene Termin. Aktuell rechnen die Fachleute mit einer Fertigstellung im Jahr 2029.
Die Gesamtschule soll auf dem Gelände der mittlerweile abgerissenen Hauptschule St. Michael entstehen und für Entlastung in der Schullandschaft sorgen. Die weiterführenden Schulen sind voll ausgelastet. Wenn der Neubau fertig ist - nach aktuellen Schätzungen wird das 2029 der Fall sein - können an der Knappenstraße mehr als 1300 Kinder und Jugendliche beschult werden.
Kostenexplosion der Gesamtschule: SPD will Rechnung genau prüfen
„Die Schule ist notwendig“, betont die schulpolitische Sprecherin der SPD, Denise Horn. „Aber wir werden uns die Kostenberechnung sehr genau anschauen.“ Bei der „extremen Kostensteigerung“ sei es folgerichtig, dass „kritischere Fragen“ gestellt würden. „Da gilt es, die einzelnen Punkte ganz genau zu prüfen.“
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Den Sprung auf über 150 Millionen Euro erklärt die Verwaltung zum einen mit den gestiegenen Baupreisen und unerwarteten Problemen wie ein höheres Grundwasser. Zum einen wird die Gesamtschule nun doch größer als geplant. Der Siegerentwurf des Kölner Architektenentwurfs Lorber Paul wurde noch einmal überarbeitet. Die Gebäude werden um ein Fünftel größer als zunächst gedacht. Auch die Fläche steigt um elf Prozent. In der Gesamtschule wird ein neues pädagogisches Modell umgesetzt. Statt Klassen gibt es sogenannte Cluster. Schülerinnen und Schüler lernen in offenen Fluren.
FDP: Bei Trinkwasser sparen, aber für Schule 150 Millionen Euro ausgeben
Für FDP-Politiker Marc Hoff kommt die Kostensteigerung nicht überraschend. Er verweist auf die Kita am Rechenacker. Deren Anbau kostete am Ende 2,3 Millionen Euro - das war noch vor dem Ukraine-Krieg, der die Rohstoffpreise verteuerte. Hoff führt auch aktuelle Beispiele aus der Nachbarstadt auf. Essen will im Stadtteil Altenessen eine neue Gesamtschule bauen. Die Kosten sind mittlerweile auf 137 Millionen Euro gestiegen - 37 Millionen mehr als zunächst angenommen. Hoff warnt schon mal davor, dass der Oberhausener Preis nicht das Ende sein könnte: „Ich gehe davon aus, dass es dabei nicht bleiben wird.“
Hoff fordert in Zukunft von der Verwaltung genauere Prognosen: „Warum ist man nicht in der Lage, eine seriöse Kostenrechnung vorzulegen?“ Schließlich sei auch die Politik darauf angewiesen, um ihre Entscheidungen zu treffen. Und eins wurmt den FDP-Politiker noch mehr: Seine Fraktion hatte sich im Rat für Trinkwassersysteme an allen Schulen mit Sprudel eingesetzt. Doch der Sprudel wurde von einer politischen Mehrheit abgelehnt. Auch die Verwaltung empfahl im Vorfeld die kostengünstigere Variante ohne Kohlensäure. „Bei Trinkwasser möchte die Stadt sparen - aber gibt mehr als 150 Millionen Euro für eine Schule aus. Das passt nicht zusammen.“
Die CDU kündigt an, sich ebenfalls genau mit den Zahlen auseinanderzusetzen. Laut Gundula Hausmann-Peters befindet sich die Stadt in einem Dilemma. „Wir brauchen qualitativ angemessenen Schulplatz, ganz dringend“, so die schulpolitische Sprecherin. Andererseits befinde sich Oberhausen in einer schwierigen Haushaltslage. „Das ist schwer zu vermitteln.“