Oberhausen. Oberhausen erweitert die Astrid-Lindgren-Grundschule um einen Anbau und schafft Platz für die 459 Kinder. Der OGS-Ausbau läuft erstaunlich gut.
Es gibt viele Gründe, um über Oberhausen zu meckern: Wegen der Haushaltslage steigt zum Beispiel die Hundesteuer. Generell fehlt der Stadt das Geld, um dringende Wünsche der Bürgerinnen und Bürger zu erfüllen - wie etwa den nach genügend Kitas, damit jedes Kind einen Betreuungsplatz hat. In einem Bereich ist die Stadt allerdings auf einem guten Weg: dem OGS-Ausbau. Eine aktuelle Statistik setzt die NRW-Kommune sogar auf Platz drei hinter Leverkusen und Köln.
Gut gelaunt betrat Oberbürgermeister Daniel Schranz die Rednerbühne an der Oberhausener Astrid-Lindgren-Grundschule. Ein angenehmer Termin für das CDU-Stadtoberhaupt, denn Schranz kann sein Versprechen einer besseren Bildung mit Tatsachen untermauern: Hinter ihm steht der Rohbau für die dreigeschossige Erweiterung. Das acht-Millionen-Euro-Projekt feiert an diesem Dienstag, 28. August 2024, Richtfest. „Nichts ist uns bei der Investition so wichtig wie die Bildung“, sagt Schranz. So seien in diesem Jahr allein 46 Millionen Euro in diesen Sektor geflossen. In der Vergangenheit betonte Schranz immer wieder, welchen finanziellen Stellenwert die Bildung einnimmt. 140 Millionen Euro seien in den vergangenen vier Jahren investiert worden.
Oberhausen: Anbau mit drei Geschossen für die Astrid-Lindgren-Schule
Die Investitionen sind auch dringend nötig. Viele Schulen sehen ihre Aufnahmekapazitäten am Limit, die Gebäude sind veraltet und oftmals zu klein. An der Gesamtschule Weierheide werden deshalb 70 Millionen investiert, an der Knappenstraße eine neue Gesamtschule für mehr als 85 Millionen Euro investiert. Mehrere An- und Neubauten sind geplant oder bereits im Entstehen.
Auch an den Grundschulen ist die Raumnot groß. Die Astrid-Lindgren-Schule nahm viele syrische Geflüchtete auf. Als der Ukraine-Krieg aufbrach, hieß die Schule auch diese Kinder willkommen. Schulleiter Peter Kovac ist pragmatisch: „Wir platzen aus allen Nähten, aber wir bewältigen die Herausforderungen.“ Trotz dieser optimistischen Einstellung ist er erleichtert, dass seine in die Jahre gekommene Schule einen modernen Neubau erhält. Auf drei Etagen entstehen fünf Klassenzimmer mit vielen Fenstern sowie ein Speiseraum, in dem rund 100 Kinder Mittagessen können. Im Frühjahr 2025 soll das Gebäude fertig sein. Passend zur Schule soll der wuchtige Neubau farbenfroh und einladend sein.
Oberhausen: Fast 80 Prozent der Kinder sind im Offenen Ganztag
Auch für Jürgen Schmidt war dieser Termin ein angenehmer. Denn als Schuldezernent hat auch er die Aufgabe, genügend Platz zu schaffen. Der ist nicht nur für die massenhaften Neuanmeldungen nötig. 2026 greift der Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz. Schritt für Schritt wird dieser erweitert, bis alle Grundschüler einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz im Offenen Ganztag haben. Etliche Kommunen sind noch weit weg vom 100-Prozent-Ziel - nicht aber Oberhausen. Laut einer aktuellen Landesstatistik von IT.NRW hatten im vergangenen Schuljahr 78,9 Prozent der Grundschüler in Oberhausen einen OGS-Platz. Spitzenreiter Köln kommt auf 82,6 Prozent, Leverkusen auf 79,6. „Wir haben eine ganze Menge gemacht“, sagt Schmidt. „Jedes Kind, das will, bekommt einen Platz.“
Nicht alle Eltern wollen oder brauchen einen OGS-Platz für ihr Kind. Deshalb geht Schmidt davon aus, dass eine 100-Prozent-Abdeckung nicht nötig sein wird. In einer Umfrage unter den Schulleitungen zeigte sich, dass noch etwa fünf bis zehn Prozent mehr gebraucht werden. Laut Schmidt liegt die Betreuungsquote im aktuellen Schuljahr bei knapp über 80 Prozent. Raumreserven sollen dieser schwer kalkulierbaren Zahl Rechnung tragen. Auch dafür soll der Neubau an der Astrid-Lindgren-Schule exemplarisch sein. Die Räume können vielfältig genutzt werden, theoretisch auch für die Betreuung von OGS-Kindern.
Schuldezernent übt Kritik: Land muss Finanzierung verbessern
Schmidts Freude wird allerdings getrübt. Der Schuldezernent vermisst seitens des Landes eine ausreichende Finanzierung und einen klaren Rahmen für die personelle Ausstattung. Die Stadt musste in diesem Sommer mehr Geld für die freien Träger bereitstellen, damit diese ihr Personal bezahlen können. Vom Land erhielt Oberhausen lediglich einen Scheck für den OGS-Ausbau über 9 Millionen Euro, was in etwa drei kleinen Bauprojekten entspricht. Die ausreichende Finanzierung des Personals, findet Schmidt, ist aber Aufgabe des Landes.
Schulleiter Kovac ist indes froh, dass er ein gut funktionierendes Team hat. Die größte Herausforderung sei, „nicht am Ist-Zustand zu verzweifeln, sondern sich der Situation zu stellen und sie positiv zu lösen“. An seiner Schule sei er dankbar für die Teamgemeinschaft. „Optimismus braucht jeder Pädagoge und jeder Erzieher.“
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