Oberhausen. Oberhausen reagiert auf steigende Schülerzahlen mit einem Neubau. Doch das Projekt kommt der Stadt teuer zu stehen. Die Kosten steigen rasant.

Um den steigenden Schülerzahlen zu begegnen, baut die Stadt Oberhausen an der Knappenstraße eine neue Gesamtschule. Doch das Projekt stockt, die Fertigstellung zögert sich hinaus. Und jetzt kommt raus: Es wird richtig teuer. 85 Millionen Euro hatten die Rathaus-Fachleute vor zwei Jahren grob geschätzt, soll der moderne Bau für mehr als 1300 Schülerinnen und Schüler kosten - weit gefehlt. In einer aktuellen Vorlage der Stadtverwaltung für die politischen Ausschüsse werden die Gesamtkosten auf 157 Millionen Euro geschätzt. Das ist fast eine Verdoppelung. Die Gründe reichen von allgemeinen Preissteigerungen, Bau-Problemen und nachträglichen Erweiterungen.

Die Hoffnungen in der Oberhausener Schullandschaft sind groß hinsichtlich des Neubaus. Fast alle weiterführenden Schulen haben in diesem Jahr ihre Kapazitätsgrenzen erreicht - und das, obwohl die neue Gesamtschule bereits an den Start gegangen ist. Mehr als 100 Fünftklässler werden im ehemaligen Niederrheinkolleg unterrichtet. Der Umzugstermin hat sich bereits um zwei Jahre auf 2028 verschoben. Auch dieser Zeitplan ist nicht zu halten: Der neue Termin für die Übergabe lautet April 2029. Erst im Sommer 2029 werden also frühestens die Schülerinnen und Schüler in den Gesamtschul-Neubau einziehen.

Neue Gesamtschule Oberhausen: Darum schießen die Kosten in die Höhe

Neue Gesamtschule in Oberhausen
Die neue Gesamtschule ist bereits in den Räumen des ehemaligen Niederrheinkollegs gestartet. Die Schülerinnen und Schüler werden noch länger auf den Umzug warten müssen. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Wie kommt dieser riesige Kostenberg zustande, den die hochverschuldete Stadt nach dem bisherigen Stand ganz allein stemmen muss? Denn weder vom Land noch vom Bund liegen Zusagen vor, den Bau mit Zuschüssen zu unterstützen. Anfang des Jahres wurde im Schulausschuss schon eine Kostensteigerung befürchtet. 100 Millionen Euro machten dort als Gesamtkostenbetrag die Runde. Die Stadtspitze um Schuldezernent Jürgen Schmidt und Kämmerer Apostolos Tsalastras beruhigte die Gemüter der Lokalpolitiker. Aber die aktuelle Kalkulation übertrifft die damalige Befürchtung der Fachpolitiker im Ausschuss bei weitem.

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Zu den Gründen: Zum einen sind die Baukosten rasant gestiegen. So wird beispielsweise auch die Sanierung des Hallenbads Sterkrade mehrere Millionen Euro teurer. Bei der damaligen Schätzung im Frühjahr 2022 für die Gesamtschule gingen die Fachleute von rund 3,5 Prozent aus. Inzwischen gilt eine Steigerung von stattlichen zwölf Prozent als realistisch. Dazu kommt: Je weiter ein Projekt fortschreitet, desto besser können Fachleute die Kosten berechnen. Die Schätzung von 85 Millionen Euro wird deshalb rückblickend als „gröbste Art einer Kostenkalkulation“ bezeichnet.

Neue Gesamtschule an der Knappenstraße: Grundwasser höher als angenommen

Zum anderen wurde der Entwurf der Architekten überarbeitet. Das Kölner Büro Lorber Paul hatte bei einem Wettbewerb den ersten Platz belegt. Für das offene Lernkonzept, das sich von Klassen und Frontalunterricht absetzt, benötigt die Gesamtschule aber mehr Fläche als angenommen. Dies allein führt bereits zu einer Kostensteigerung von rund sechs Millionen Euro. Zum anderen werden auch weitere Verkehrsflächen benötigt, die im Wettbewerbsentwurf noch nicht eingeplant waren. Die Flächengröße steigt dadurch um elf Prozent, das Gebäudevolumen sogar um 22 Prozent.

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Und dann gab es wie so häufig noch unvorhergesehene Probleme: Die Gesamtschule entsteht auf der Fläche der ehemaligen Hauptschule St. Michael. Nach dem Abriss stellte sich heraus: Die Baugrube muss tiefer sein als angenommen und zusätzlich stabilisiert werden.. Außerdem ist das Grundwasser höher als gedacht, weshalb für den Unterbau eine Wasserverschalung notwendig ist. Schließlich muss noch die Deckenstärke angepasst werden. Macht zusätzlich rund 10 Millionen Euro.

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Das neue Beschlusspapier der Rathaus-Spitze macht keine Hoffnung, dass es bei der Summe von exakt 157.649.610 Euro und einem Cent bleibt. Einige Kostenberechnungen sind aus Zeitgründen noch nicht vom Projektsteuerer geprüft worden, heißt es. Zudem bleibt es beim Risiko, das sich der Bau anders entwickelt als gedacht. Dafür gibt es einen Puffer von 14 Millionen Euro. Wenn nichts mehr passiert, wird das Geld nicht gebraucht. So gesehen könnte der Bau noch billiger als 157 Millionen Euro werden - aber immer noch weitaus teurer als angenommen.

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