Oberhausen. Schock-Rocker Alice Cooper widmet sich vor 6000 Fans in der Arena Oberhausen vielen Konzert-Ritualen. In einer Situation zeigt er sich kopflos.
So viel ist klar: Wer Alice Cooper in die Rock-Rente verabschieden möchte, sollte vor giftigen Antworten nicht fies sein. Am Sonntag tauchte der Großmeister des Schock-Rocks in der Arena Oberhausen seinen Dauerbrenner „Poison“ in eine so bedrohlich grün-brodelnde Lichtstimmung, dass selbst Set-Dekorateure bekannter Horrorfilme hätten neidisch werden können. Die Zuschauerzahl schwankt zwischen Himmel und Hölle. 6000 Fans klingt nicht schlecht, aber die Hälfte der Halle bleibt leer.
Der 76 Jahre alte Musiker aus Detroit (US-Bundesstaat Michigan) gehört einfach auf die große Bühne. Punkt. Ende. Aus. Seit sechs Jahrzehnten musiziert sich der Pastorensohn, der eigentlich Vincent Damon Furnier heißt, schon durch die Welten mit klirrenden Gitarren. Das brachte ihm mit seiner ursprünglichen Band vor 13 Jahren endlich einen Platz in der „Rock and Roll Hall of Fame“ ein. Aber wer will schon irgendwo an der Wand verstauben.
Alice Cooper in Oberhausen: Launiges Rock-Theater mit formidablen Einzelkönnern
Alice Cooper spielt lieber weiter sein launiges Rock-Theater. Auch zur „Too close for Comfort“-Tour setzt er sich in der Oberhausener Arena den großen Zylinder auf die langen schwarzen Haare und legt ordentlich Schminke auf. Zwischen opulenten Torbögen und schmalen Treppenaufgängen bleibt kein Platz für ausufernde Plauderei, die manche Musiker-Kollegen vor klatschenden Fans schnell übermannt. Erst als die letzte Zugabe gespielt ist, richtet sich Cooper zum ersten Mal direkt ans Publikum. Die Worte gelten seiner fünfköpfigen Band.
Gitarre, Bass, Schlagzeug. Nein, es gibt natürlich sonst keinen Firlefanz. Seine Begleitmusiker bekleiden keine Statistenrollen. Zwei längere Solo-Blöcke mischen sich in die sonst klar definierte Konzertdramaturgie. Und die Zwischenspiele lassen, wie bei Gitarristin Nita Strauss (37), formidables Einzelkönnen aufblitzen.
Apropos Gewitter! Ja, die Blitze zucken nur so durch Alice Coopers kleinen Horrorladen. Fans kennen und verlangen die gruseligen Show-Rituale, die hierzulande sogar zu einem zwischenzeitlichen Jugendverbot für seine Konzerte führten. Ja, lange ist’s her. Wer dem eigenen Nachwuchs heutzutage von Coopers gezeigter Schockerei berichtet, ist mit einem daher gesäuselten „Echt jetzt?“ und gelangweilt heruntergefahrenen Augenlidern vermutlich gut bedient.
Und so schaut zwischendurch in bester B-Movie-Manier ein Schauspieler als Maskenmann vorbei, der schmachtende Fake-Fans um die Ecke bringt („He’s back“). Der mimende Paparazzi wird wie ein Schaschlik aufgespießt („Hey Stoopid“). Und am Ende landet Alice Cooper selbst unter der obligatorischen Guillotine („I love the Dead“). Zack! Der Mann stirbt auf der Bühne 1000 Tode.
Es bleibt übrigens der einzig kopflose Moment des 76-Jährigen, der ansonsten agil und motiviert ackert und bei „Feed my Frankenstein“ begeistert ein mehrere Meter hohes Monster über die Bühne spuken lässt. Bei „Ballad of Dwight Fry“ strampelt er schließlich in einer Zwangsjacke. Ja, sie sitzt noch ausgezeichnet.
Alice Cooper in Oberhausen: „Poison“, „Billion Dollar Babies“ bis „Schools out“
Dass Alice Cooper vor 33 Jahren im sechsten Teil der Horror-Filmreihe „Nightmare on Elm Street“ den Stiefvater von Scherenhand-Bösewicht Freddy Krueger spielte, sich auch bei „Die Fürsten der Dunkelheit“ von John Carpenter oder „Dark Shadows“ von Tim Burton auf der Kinoleinwand blicken ließ, passt ins Bild. Alice Cooper ist ein Stück wandelnde Pop-Kultur.
Die Fans reißen zwar nicht die Hütte ab, aber der Applaus ist herzlich. Die Show hält, was sie verspricht, auch wenn hier und da der Ton ein wenig einbricht. Klassiker wie „Billion Dollar Babies“, „No more Mr. Nice Guy“ und „Elected“ treffen auf „Welcome to the Show“ aus dem vor einem Jahr erschienen Album „Road“.
Am Ende holt Alice Cooper noch die deutsche Metal-Queen Doro (Pesch) an seine Seite, die schon im Vorprogramm die Halle auf Temperatur bringt. Zuletzt schallt laut „Schools out“ durch die Arena. Das stimmt zwar eine Woche vor dem NRW-Herbstferienbeginn noch nicht. Die Fans treten trotzdem zufrieden den Heimweg an.
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