Oberhausen. Nach dem Einsturz einer älteren Brücke in der ostdeutschen Metropole setzt Oberhausen auf Vorsicht. Warum der Check der Bauwerke schwierig ist.

Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden vor kurzem hat Schock und Schrecken ausgelöst. Es grenzt schon an ein Wunder, dass keine Menschen zu Schaden kamen. Beeindruckt von dem Vorfall zeigen sich auch die für Brücken verantwortlichen Fachleute im Oberhausener Rathaus. Sie haben jetzt eine Sonderprüfung für vier Bauwerke angeordnet, darunter eine Brücke in Alstaden, über die Autoverkehr rollt. In allen Fällen handele es sich aber um reine Vorsichtsmaßnahmen, heißt es aus der Verwaltung. Gefahr sei nicht im Verzug.

Mit den Standard-Untersuchungen kommt die Stadt Oberhausen nicht weiter

Die Stadt ist für eine stattliche Zahl an Brücken verantwortlich. 124 unterstehen direkt ihrer Aufsicht, weitere 43 fallen ebenso in ihre Zuständigkeit, aber nicht allein. Hier sind beispielsweise Bund und Land beteiligt. Die Bauwerke werden in festgelegten Zeitspannen untersucht, alle sechs Jahre sehr eingehend mithilfe von Gerüsten, Arbeitsbühnen oder Sichtgeräten. Nach drei Jahren ist eine Sichtprüfung, also mit dem bloßen Auge, vorgeschrieben, aber die Brücken werden dazu mehrfach begangen. Die Fachleute schauen, ob Veränderungen zu erkennen sind und inwieweit es sich um Schäden handelt, die dringend behoben werden müssen.

Nun ist aber der Einsturz der Dresdener Brücke vermutlich auf Bauteile zurückzuführen, die sich nicht immer und unbedingt von außen erkennen lassen. Es handelt sich bei den Elementen um sogenannten Spannstahl, der innerhalb des Betons liegt. Um Aussagen über den Zustand treffen zu können, bedarf es hochtechnologischer Verfahren, beispielsweise durch magnetische Untersuchungen.

Brücke Ohrenfeld
Um den Spannstahl in der Oberhausener Brücke untersuchen zu können, bedarf es spezieller Untersuchungen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Demnach würden übliche Prüfungen der Stadt nicht weiterhelfen, erläutert Stadtsprecherin Jessica Tackenberg. Weitere Nachforschungen haben ergeben, dass die Gefahr aber wohl nur bei solchen Brücken besteht, die älter als 50 Jahre sind und denen vermutlich Salz und Feuchtigkeit arg zugesetzt haben. Die Carolabrücke in der Elbmetropole wurde im Übrigen 1971 ihrer Bestimmung übergeben.

In Oberhausen haben die Fachleute ermittelt, dass man bei vier Brücken durch „einfaches“ Nachschauen nicht weiterkommt. Es handelt sich im Einzelnen um die Brücke der Straße Ohrenfeld, über die Fahrzeuge rollen. Etwas östlicher liegt die Fußgängerbrücke Ohrenfeld, die die Stadt untersuchen lassen will. Ferner stehen die Fußwegbrücke West im Kaisergarten und eine Fußgängerbrücke an der Püttstraße auf der Prüfliste.

Gegebenenfalls kommt es in Oberhausen noch zu weiteren Nachforschungen

Die Fachleute wollen nun Sonderprüfungen durch fachlich geeignete Ingenieurbüros in Auftrag geben. Von den Ergebnissen hängt es am Ende ab, ob und welche weiteren Schritte erforderlich sind. Einschränkend heißt es allerdings aus dem Rathaus, dass auch mit den Prüfungen keine hundertprozentige Sicherheit garantiert werden könne, schließlich seien es jeweils nur Stichproben. Je nach Resultat seien gegebenenfalls weitere Nachforschungen erforderlich.

Brücke Ohrenfeld
Eine Überprüfung der Oberhausener Brücke wird voraussichtlich erst im kommenden Jahr möglich sein. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Bevor aber Techniker anrücken, die die Bauwerke unter die Lupe nehmen, dürften noch einige Monate ins Land gehen. „Wir sind auf entsprechende Kapazitäten der Büros und Labore angewiesen“, erläutert Jessica Tackenberg. Die Stadt „rechnet zum aktuellen Zeitpunkt nicht mit einem Beginn vor 2025“. Welche Kosten entstehen, lasse sich noch nicht genau beziffern. Eine vergleichbare Untersuchung einer einzigen Brücke hat jüngst allein schon 17.000 Euro verschlungen.

Mehr zum Thema Brücken in Oberhausen