Oberhausen. Viel Verdruss gab es beim Infoabend des Bürgervereins über die Brückensperrung Einbleckstraße. Erst ab 2028 wird ihr Neubau geplant.
Mit guten Nachrichten zur maroden Brücke über den Rhein-Herne-Kanal hat wohl niemand gerechnet bei der Versammlung des Bürgervereins Oberhausen-Borbeck im Haus Matecki. Dass es aber wohl bis 2035 dauern wird, ehe die Überführung der Einbleckstraße neu gebaut ist, hat dann doch für Fassungslosigkeit gesorgt.
Denn bis dahin wird die alte Brücke von 1960 nicht nur weiter bloß einspurig befahrbar sein. Ab 8. April wird sie auch nicht mehr mit Linienbussen befahren. Künftig dürfen nur noch Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht darüber fahren.
Für zwölf Tonnen Gesamtgewicht gebaut
Auf einer Notenskala von 1,0 (wie neu) bis 4,0 (einsturzgefährdet) ist die Brücke zuletzt mit 3,5 bewertet worden. Bei 3,4 war die teilweise Sperrung verhängt worden. Jüngst hat sich ihr Zustand weiter verschlechtert. Das erklärte Mark Benthaus von der Wasser- und Schifffahrtsbehörde im münsterländischen Rheine. Die Brücke sei für Lkw oder Busse mit zwölf Tonnen Gesamtgewicht gebaut. So viel wiegt heute schon ein leerer Bus.
Die tragenden Elemente rosten, werden durch die Busse stark belastet. Das könne auch nicht mehr repariert werden, hieß es. Da Pkw oder Transporter aber nur geringere Schwingungen verursachten, sei man zuversichtlich, die Brücke bis 2035 erhalten zu können.
Marode Brücke schon seit 2004 unter verschärfter Beobachtung
Richard Fänger von der Dienststelle Duisburg-Meiderich der Wasser- und Schifffahrtsbehörde erklärte den rund 100 Gästen, dass Brücken normalerweise alle drei Jahre einfach und alle sechs Jahre vertieft überprüft würden. Die Brücke Einbleckstraße wird aber schon seit 2004 jährlich untersucht. 2021 sei sie zuletzt instandgesetzt worden. 2023 seien aber wieder Risse aufgetreten. Seitdem wird sogar halbjährlich kontrolliert.
Viele Menschen im Saal hatten erwartet, dass wenigstens fertige Pläne für den Ersatzbau vorliegen. Dem ist aber nicht so. „Man sucht sich doch auch, wenn man gerade einen Austauschmotor in sein Auto hat einbauen lassen, nicht schon das neue Modell aus“, entgegnete Richard Fänger.
Am Ende hält womöglich Streit mit Baufirmen noch auf
Und dann verdeutlichte er, dass es ab 2028, wenn man endlich Zeit dafür habe, ungefähr fünf Jahre dauern werde. Dann gelte es, Eigentumsverhältnisse in der Nachbarschaft zu klären, mögliche Altlasten und Fernleitungen zu suchen, die technischen Pläne einschließlich vorheriger diverser Gutachten erstellen zu lassen, auch zum Naturschutz, die Bauarbeiten europaweit auszuschreiben und an Baufirmen zu vergeben. Wenn es sich nicht noch länger hinzieht, weil Firmen sich benachteiligt fühlen. Die Bauzeit selbst betrage dann anderthalb Jahre.
„Absolut inakzeptabel“, befand CDU-Ratsfrau Gundula Hausmann-Peters. Es sei doch schon vor sieben bis acht Jahren klar gewesen, dass die Brücke nicht zu sanieren sei. Wer garantiere, dass sie noch solange hält? Bürgervereins-Vorsitzende Renate Glombitza gab zu bedenken, die Ripshorster Brücke sei auch über Nacht komplett gesperrt worden.
Thomas Palotz, Chefingenieur im Rathaus, sprach vom „Gau“ (größter anzunehmender Unfall), wenn trotz dieser Vorgeschichte am Ende eine (Teil-)Sperrung verhängt werde. Das sei bei den 140 städtischen Brücken noch nicht passiert. Man werde auf Landesebene dagegen vorgehen.
Zuhörer reagierten mit Unverständnis
Die Zuhörerschaft reagierte ebenso mit Unverständnis. „In Deutschland ist alles marode“, raunte ein Mann am Tisch. Die Unzufriedenheit vieler Menschen in Borbeck geht auch darauf zurück, dass sie schon jahrelang Einschränkungen wegen Baustellen hinnehmen mussten. Da wurden Fahrbahnen erneuert, war die Verbindung nach Essen-Borbeck wegen Brückenbauarbeiten der Deutschen Bahn beeinträchtigt, verzögert sich die Baustelle der Emschergenossenschaft im Hausmannsfeld, weil bei den Bauarbeiten eine Brückenverankerung beschädigt wurde. Die womöglich folgenreichste Sperrung, die des Tunnels Osterfelder Straße, steht erst noch bevor.
Einschränkungen für vier verschiedene Buslinien beginnen am 8. April nach den Osterferien
Die Brückensperrung für Lkw und Busse wird jahrelang Auswirkungen auf den Linienbusverkehr haben. Sie beginnen am Montag, 8. April. Betroffen sind die Buslinie 957, die bislang durch Borbeck und Vondern fährt, der Schnellbus 94, der einen Teil ihrer Strecke übernimmt, der Nachtexpress 3 und die beiden Einsatzwagen (Schulbusse) 407 (morgens) und 444 (nachmittags).