Oberhausen. Neben dem berühmtesten Orchesterwerk der Jazz-Ära erklingen in der Luise-Albertz-Halle auch unbekanntere Meisterwerke von George Gershwin.
Kaum hatte das Septemberkonzert mit Orffs „Carmina Burana“ und Ravels „Boléro“ für Jubel im ausverkauften Saal gesorgt, präsentieren die Internationalen Sinfoniekonzerte Oberhausen den nächsten Hochgenuss: Am Freitag, 4. Oktober, um 19.30 Uhr, will Wayne Marshall als Dirigent des WDR Funkhausorchesters in der Luise-Albertz-Halle an der Düppelstraße beweisen, wie sehr George Gershwins nunmehr 100-jährige „Rhapsody in Blue“ als nach wie vor taufrische Huldigung an die Jazz-Ära glänzen kann.
Bei dieser Wiedervereinigung von Orchester und Stabesfürst – der nun 63-jährige Brite Wayne Marshall wirkte von 2014 bis 2020 als Chefdirigent des WDR Funkhausorchesters – lebt enorme Spielfreude nahtlos wieder auf. Zusammenarbeiten mit den Berliner Philharmonikern, Orgel-Solokonzerte in der Elbphilharmonie, Auftritte in Londons Queen Elizabeth Hall sowie Marshalls herausragende Aufführungen seiner Favoriten des 20. Jahrhunderts - Gershwin, Ellington und Bernstein - haben den Erfahrungsschatz der Bühnen-Koryphäe aus Manchester, dessen Eltern von der Karibikinsel Barbados stammten, nur noch größer werden lassen.
Virtuose Lässigkeit, höchstes Niveau, Musik in all ihren Facetten sind nur einige Schlagworte, die das WDR Funkhausorchester für sich vereinnahmen kann. Kooperationen mit Film, Literatur, Comedy oder bildender Kunst sind bei den internationalen Auftritten keine Seltenheit.
Stilsichere Überblendungen von Klassik und Jazz
Als der aufstrebende Wayne Marshall für sein „Gershwin Songbook“ mit dem „Echo“ geehrt wurde, war dieser Musikpreis noch eine echte Auszeichnung - und nicht durch die Prämierung zynischer Brutalo-Rapper diskreditiert. „Rhapsody in Blue“, der Publikumsmagnet seines orchestralen Jazz-Repertoires, gilt praktisch seit der Uraufführung 1924 als das amerikanische Konzertstück überhaupt. Ein heute außerhalb Amerikas vergessener Pionier hatte den erst 25-jährigen Gershwin zu seinem sinfonischen Geniestreich animiert: Denn der auch nur acht Jahre ältere Paul Whiteman aus Denver, Colorado, gebot zwar „nur“ über ein Tanzorchester, doch dieses war selbst für die heraufziehende Ära der Big Bands außergewöhnlich groß besetzt. Es ermöglichte dem Bandleader stilsichere Überblendungen von Klassik und Jazz.
Für Amerikaner ist die „Rhapsody in Blue“ zugleich ein Schlüsselwerk des Jazz-Zeitalters - und eine der ersten international erfolgreichen Klassik-Kompositionen aus den USA. Das Magazin „American Heritage“ schrieb 1999 über Werke des ausklingenden Milleniums: Jenes die Rhaposdy eröffnende Klarinetten-Glissando sei ebenso unverkennbar wie die markante Eröffnung von Beethovens fünfter Symphonie.
Zu weiteren, hierzulande seltener gehörten Perlen aus dem Oeuvre des frühvollendeten New Yorker Komponisten George Gershwin (1898 bis 1937) zählen beim Konzert in der Luise-Albertz-Halle die Ouvertüre zu „Girl Crazy“ und „Prelude No. 1“, die instrumentale „Catfish Row“ aus seiner Oper „Porgy and Bess“ sowie die „Mississippi-Suite“ von Gershwins Zeitgenossen Ferde Grofé (1892 bis 1972). Durch den Abend führt die WDR-Moderatorin und studierte Musikwissenschaftlerin Susanne Herzog.
Gershwin-Perlen zum kleinen Preis
Karten kosten zwischen 9,50 Euro und 20 Euro, für Studierende sowie Schülerinnen und Schüler mit 50 Prozent Ermäßigung. Erhältlich sind die Tickets an der Theaterkasse, Will-Quadflieg-Platz, 0208 8578 184, online theater-oberhausen.de, oder bei der Tourist-Info am Willy-Brandt-Platz, 0208 824 570, sowie an der Abendkasse.